Mirror - Pyramid Of Terror

Review

Gleich vorweg: Wer auch in Zukunft noch aufrecht in selbigen blicken möchte, sollte MIRROR aus Zypern zuhören, sollte „Pyramid Of Terror“ umgehend in den eigenen Kanon integrieren. Jedenfalls, falls sich vor dem Spiegel das olle MAIDEN-Shirt nicht aus Scham von selbst auf links drehen soll. Und der ANGEL WITCH-Patch nicht vor Verzweiflung den Kutten-Lemming von der rechten Schulter machen.

MIRROR klingen jung und erwachsen

Denn MIRROR um Tas Danazoglou (ehedem ELECTRIC WIZARD, SATAN’S WRATH), mittlerweile in Gänze zypriotisch besetzt, gehören auch auf ihrem zweiten Werk nach dem ersten selbstbetitelten zu den cooleren der NWOBHM-Beschwörer. „Pyramid Of Terror“ ist klanglich dabei derart konsequent an den frühen Achtzigern orientiert, dass der Kreis der potenziellen VerehrerInnen automatisch überschaubar bleiben wird. Auch durch den sehr rohen, lebendigen Sound vermitteln seine Songs aber genau jenen Enthusiasmus, von dem das Genre lebt.

MIRROR klingen so original wie eine Bande blutjunger Maniacs, obwohl sie in echt mittelalte Maniacs sind. Und zwar welche, die wissen, wie es geht. Bei MIRROR nämlich wirkt alles eine Runde nachhaltiger und erwachsener als bei vielen der tatsächlich jungen Achtziger-Revivalisten. „Pyramid Of Terror“ ist trotz aller nach einigen Durchgängen freigelegten Eingängigkeit schlicht zu kantig, zu sperrig, zu düster, um als Instant-Ohrwurm-Attacke schnell zu verglühen. Getragen von den großen Vocals von Jimmy Mavrommatis sowie den grandiosen Gitarren macht die Platte lange Spaß.

„Pyramid Of Terror“ ist düster und gefährlich

Nach sehr akzeptablem Knisterrillen-Intro ist der Titelsong eine recht gerade, aber doch einigermaßen repräsentative Hymne mit galoppierendem Harris-Bass und Doppelleads aus dem großen Buch der eisernen Jungfräulichkeit. Eine gewisse Epik, die das gesamte Werk durchzieht, schwingt trotz aller Energie mit. Mavrommatis neigt zur großen Geste, erinnert dadurch, wenngleich nicht in der Stimmfarbe, mal etwas an Dio, dann wieder mehr an eine Mischung verschiedener HELLOWEEN-Sänger ohne gute Laune („Secrects Of Time“) und bisweilen gar an John Arch („Master Of The Deep“).

Und überhaupt lebt die NWOBHM-Melange davon, dass die im Geiste der eingangs Genannten angesetzte Chose nicht nur dezent okkult mystifiziert wurde bzw. mystisch okkultisiert, sondern dass sie auch charmant nach links und rechts blickend zitiert. Das erwähnte „Master Of The Deep“ ist im Riff ganz nonchalant BLACK SABBATHs „A National Acrobat“, „Apollo Rising“ reckt sich in seiner Epik tendenziell gen CANDLEMASS, „Nitocris“ ist etwas gegen den Strich in Richtung FATES WARNING gebürstet und „I Am The Freak“ wiederum erinnert anfangs krachig-quietschend gar sekundenlang an gute alte VOIVOD.

Das alles ist natürlich je nach Sozialisation durch andere Verweise fachkundig zu ersetzen. Dass MIRROR ein sehr gelungenes Album erschaffen haben, ist allerdings ein objektiver Fakt. Selbstredend ist das trotzdem keine Musik für die Weltherrschaft. Aber doch solche für den aufrechten Blick in den (Rück-)Spiegel. Heavy Metal halt.

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05.07.2019

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