15 Jahre langen haben die Hardcore-Herren MIOZÄN aus dem hohen Norden die Füße still gehalten. Mit „Surrender Denied“ lassen sie jetzt, etwas später als geplant, die Bombe platzen. Mit Hardcore kann man, selbst als einer der Großen, nicht wirklich die große Asche machen, da das Genre nicht auf riesige Stadien skalierbar ist. Dicke Hallentouren kann man damit nur im Package fahren und im besten Fall im Sommer auf gute Festivalslots hoffen. MIOZÄN erfreuten sich vor Jahren an dem regen Zulauf im Underground – in diesem Genre deutlich mehr wert – und erspielten sich durch zahlreiche laute und schwitzigen Konzerte einen beachtlichen Kultstatus.
15 Jahre weiser und kein bisschen leiser
Intros sind überwertet…deshalb gibt es auch keines und der Hörer steht sofort mit einem Bein im Song und mit dem anderen im Pit. Mit „Broken Wing“ geben MIOZÄN zum Auftakt von „Surrender Denied“ eine in ihre eigene Ursuppe getränkte Visitenkarte ab, sofort ist klar: Das ist jemand aber sowas von wieder da! Geschickt von Melodien durchkreuzt, preschen Drums und Sänger nach vorne und zünden umgehend die Stimmungskanone. Die Gangshouts sind geschickt platziert, kurz vor Anschlag und verhelfen „Surrender Denied“ zu einem mitreißenden Drive, mit zahlreichen Widerhaken („No More Words“, „Realies“). Ganz ohne die Aufnahmen der Authentizität zu berauben, klingen MIOZÄN zeitgemäß und angenehm bodenständig, glatt poliert wurde hier nichts.
MIOZÄN liefern Härte und Melodie im absoluten Einklang
Neu-Drummer Tomek gibt ordentlich Pfeffer und bis auf wenige Ausnahmen, gibt es auf „Surrender Denied“ nur eine Marschrichtung – nach vorne und zwar schnell. Gitarrist Kniffel verschafft MIOZÄN zu einigen metalligen Spitzen und mogelt einige hardcore-untypischen Tonfolgen unter („Dare To Dream“, „Back To The Wall“…), die dem Sound durchweg gut stehen. Ein paar Haken sind in Ordnung, doch im Wesentlichen verlassen sich MIOZÄN auf die gute alte Schule, kommen auch mit wenig Akkorden aus und geben der „4 Chord Truth“-Floskel Substanz und lassen gleichzeitig den Bass mächtig drücken. Und mit dem abschließenden „We’ll Make The Difference“ gibt es zum Abschied eine gelungene Verbeugung vor der amerikanischen Hardcore-Band INSTED.
Kein Comeback, ein wahrer Neuanfang
Selbst wenn keine wirkliche Innovation bescheinigt werden kann – verlangt von Jazz oder Klassik aber auch niemand – und MIOZÄN über die Jahrzehnte sehr gut zugehört und zwangsläufig von Vorbildern gelernt haben, so hört man doch eine kleine eigenständige Weiterentwicklung. Weniger Phrasen und mehr Inhalte, die einerseits noch zum Genre, aber auch besser zu MIOZÄN und deren Reife passen. Bei „Surrender Denied“ schwingt etwas mit, dass den vorherigen Platten abging und MIOZÄN auf ein neues Level hievt. Fans von RYKER’S, AGNOSTIC FRONT und CRO-MAGS sollen, nein müssen, hier zugreifen.
Das beste Old School Hardcore Album seit Langem !!! Hardcore the way it should be !!!