Minsk - The Ritual Fires Of Abandonment

Review

Wenn ich Musik höre, die irgendwo zwischen ISIS, MASTODON und NEUROSIS liegt, dann kommt mir stets die Umschreibung Psycho Metal in den Sinn und ich denke, damit gar nicht mal so falsch zu liegen. Bands wie MINSK legen nämlich großen Wert auf den Aufbau von Atmosphäre und Feeling.

Soundwände werden heraufbeschworen und sollen den Hörer erst feinfühlig einlullen, um ihn dann langsam mit immer derberer Kost zu füttern und ihn zu guter Letzt vollkommen aus der Reserve zu locken. Erlebnismusik also. Eine Art Trip in die Welt von MINSK. Fernab jeglicher Strophe/Refrain/Strophe/Refrain-Mentalität erschaffen die Amerikaner musikalische Welten aus Schmerz, Depression, aber auch aus Wut und Bitterkeit. Wenn dabei Namen wie eben ISIS und NEUROSIS fallen, so seien diese jedoch nur als Anhaltspunkt genannt, denn um eine billige Kopie handelt es sich bei MINSK mitnichten.

Das gebotene Spektrum auf „The Ritual Fires Of Abandonment“ geht einen deutlichen Schritt weiter als bei den beiden Genregrößen, denn MINSK gestalten ihre Musik noch ausschweifender und weiträumiger. Zwischen vier und über fünfzehn Minuten pro Song toben sie sich regelrecht in wabernden Arrangements aus und scheuen auch nicht den Einsatz von Tasten- und Blasinstrumenten, vielseitiger, nicht selten orientalisch anmutender Percussion und anderen, eigentlich genrefremden Klängen.

Soundmäßig eher schwer doomiger Stoner Rock als gängige Metal-Kost, braten und brummen sich MINSK von einer ausladenden Episode des Albums in die Nächste. Tribal-Drumming trifft auf neumodisches Hardcore-Riffing, wechselt zu sanftem Fellestreicheln und gezupften Clean-Gitarren. Soundspielereien und kleine Ambient-Collagen werden erschaffen und zeigen eine äußerst sensible Herangehensweise an den Aufbau musikalischer Bilder auf. Teilweise regelrecht Verwundbar wirkt die Musik von MINSK. Erstklassig umgesetzte Emotionen, die häufig mit fetten Gitarrenwänden aufgebrochen werden und einen bohrenden Stich ins Herz setzen. Letztendlich wird die Stimmung auf „The Ritual Fires Of Abandonment“ immer genügend variabel gehalten, so dass der Hörer nicht mit Langeweile und eintöniger Kost gestraft wird.

Zwischen metallischen Klanglandschaften und modernem Post Rock zeigen MINSK, was sie unter vielschichtiger Musik verstehen und können dabei auf ganzer Linie überzeugen. Der oft mit Hall- und Echo-Effekten bestückte wütende und klare Gesang tut sein Übriges, um der Musik das I-Tüpfelchen aufzusetzen. „The Ritual Fires Of Abandonment“ wirkt dadurch absolut homogen und atmosphärisch dicht.

Dieses Album ist eine Reise, ein Trip, schlichtweg ein Erlebnis, welches am Besten laut und allein genossen werden sollte. Man darf im Falle MINSK nicht mit der üblichen Sichtweise an die Musik herangehen, da die Songs, wie weiter oben erwähnt, nicht nach dem gängigen Schema F erstellt wurden. Einfach dem Feeling freien Lauf lassen und alle Töne und Klänge kompromisslos aufsaugen. Wem es gelingt, sich dieser Musik zu öffnen, der wird mit einem erstklassigen Hörerlebnis belohnt.

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25.02.2007

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1 Kommentar zu Minsk - The Ritual Fires Of Abandonment

  1. Minsk66 sagt:

    der vorliegenden rezession von matthias folge ich auf ganzer linie.
    im weltumspannenden sud aus NEUROSIS; ISIS; PELICAN; CULT OF LUNA; GYBE; TOOL; RUSSIAN CIRCLES; MASTODON….
    stehen MINSK für sich in einer dunklen ecke und lassen gedanken ins nirgendwo u.o. doch bestimmt der weg das ziel!
    nicht von dieser welt!!!

    9/10