Oha, was hat sich Curzweyhl denn da gegrabscht? Unser aller Folklabel versucht wohl neue Wege einzuschlagen, und vertreibt mit Minotaurus eine Band die überraschenderweise komplett ohne Violinist, Pianist oder ähnlichem auskommt um stattdessen auf die Power von zwei Klampfen zu setzen. Die Genrebezeichnung ‚Celtic Folk Metal‘ ist daher nur mit zugekniffenem Auge akzeptierbar, denn teilweise bieten sich Vergleiche zu True Metallern wie Manowar oder Majesty eindeutig an.
Aber wer stört sich schon daran solange das Material gut ist? Der Opener ‚Princess of Destruction‘ fetzt mit seinem verspielt gekloppten Drumeinsatz schon mal wunderbar los und dürfte dementsprechend auch live abgehen wie Sau. Hier kommen auch die keltisch inspirierten Melodien richtig zur Geltung und werden angenehm modern und kraftvoll präsentiert. Mehr davon!
Wie sich aber schnell herausstellt, wechseln sich gute und verschweigbare Songs relativ regelmäßig miteinander ab. Gerade bei ‚Legion Noir‘ klingt der Sänger ein gutes Stück zu verkrampft um wirklich Atmosphäre zu erzeugen, was aber mit dem ordentlichen ‚Winter of Dreams‘ wieder ausgeglichen wird. Besonders genial sind der Truppe auch die beiden 6, bzw. 9 minütigen Epen ‚Battle Hymn‘ und ‚Warriorhearts‘ gelungen, wobei vor allem letzteres dank der vielen Breaks und Atmosphärenwechsel für ein dickes Plus beim Hörer sorgt. Der Rest fällt dann wieder von gut (‚Dragonfly‘ und ‚Song for Scotland‘) zu schlecht (‚Fight by your Side‘ und das seltsam intonierte akustische ‚Peaceful Kingdom‘) ab und hinterlässt beim Neo-Kelten ein eher abgestandenes Gefühl.
Im Endeffekt sind also die guten Songs auf ‚Myth or Reality‘ in der Mehrheit und können das Potential dieser Band nur bestätigen. Richtig überzeugen kann mich die Platte aber dennoch nicht völlig, da hilft auch der Videoclip des wie erwähnt famosen ‚Warriorhearts‘ der auf der CD drauf ist nicht. Fans des Genres dürfen aber getrost mal reinhören und sich ihr eigenes Urteil bilden.