Ministry - The Last Sucker

Review

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Das war es also. Aus, Ende, vorbei. „The Last Sucker“ ist definitiv das letzte Album der Industrial-Metal-Pioniere MINISTRY. Mastermind Alien Jourgensen wird der Welt als Produzent sicherlich erhalten bleiben, und bestimmt schafft es eines Tages auch mal wieder das eine oder andere Projekt an die Öffentlichkeit. Aber das Monumentalwerk, dass er (über lange Zeit zusammen mit Paul Barker, der die Band vor einige Jahren verließ) mit MINISTRY geschaffen hat, wird auf ewig unerreicht bleiben. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass Jourgensen die Band auf dem Zenit ihres Schaffens auflöst und nicht erst abwartet, bis er keine Ideen mehr hat und nur noch Mist auf den Markt wirft, wie das zahlreiche andere Metal-/Rock-Dinosaurier in schöner Regelmäßigkeit tun.

Wer „Rio Grande Blood“, das letzte Studioalbum der Band – wie ich – abgöttisch liebt, könnte mit „The Last Sucker“ zunächst ein paar Schwierigkeiten haben. Die ersten fünf Songs sind vom Tempo her allesamt in langsamen bis mittleren Regionen angesiedelt und bestechen durch ein hohes Maß an Monotonie. Die Kunst, derartig gestrickte Songs nicht langweilig werden zu lassen, beherrschen nur ganz wenige Ausnahmekünstler, und Jourgensen gehört dazu. Die aggressiv-coolen Riffs im Opener ‚Let’s Go’, das zunächst am ehesten an „Rio Grande Blood“ erinnernde ‚Watch Yourself’, der PRONG-Groove (Tommy Victor ist nach wie vor mit von der Partie) und das Akustik-Intro von ‚Life Is Good’ oder das schleifende ‚The Dick Song’ konnten mich zwar erst nach zahllosen Durchläufen richtig in ihren Bann ziehen, dann aber dafür umso stärker! Lediglich der folgende Titelsong ist trotz seines coolen Chorus’ ein wenig langatmig geraten.

Erinnern die ersten fünf Stücke noch stark an die Frühphase der Band (hier sind auch die 80er-Alben eingeschlossen) bis Mitte der Neunziger, bekommt die zweite Hälfte einen ganz anderen Touch. Hier regiert wieder die Keule, die brutale MINISTRY-Maschine. ‚No Glory’ könnte direkt von „Rio Grande Blood“ stammen (das Mainriff ist sogar deutlich an das des Titelsongs angelehnt) und ist schön eingängig, ‚Death And Destruction’ schlägt in dieselbe Kerbe und bläst mit seiner treibenden Doublebass alles weg. Das folgende DOORS-Cover ‚Roadhouse Blues’ ist kaum wieder zu erkennen, ist schnell und hart arrangiert und spätestens mit den Mundharmonika-Einsätzen nur noch genial zu nennen. ‚Die In A Crash’ ist dagegen ein cooler Punk-Song in bester DEAD KENNEDYS-Tradition, gewürzt mit ein wenig Jourgensen-Wahnsinn.

Fast eine Viertelstunde wird den beiden letzten Tracks, dem Zweiteiler ‚End Of Days’ gewidmet. Hier wird das Tempo wieder gedrosselt, Samples und Chöre kommen zum Einsatz, und die berühmte Monotonie wird wieder bis zum Exzess ausgereizt. Kann je nach Gemütszustand nerven oder fesseln. Ich entscheide mich meist für Letzteres.

Abseits der eigentlichen Musik wird mit Samples (vornehmlich von Aliens Lieblingsfeind George Walker Bush) nicht gegeizt, und auch die MINISTRY-üblichen Polit-Lyrics geben „The Last Sucker“ zusätzlichen Geschmack. Insgesamt hat sich Mister Jourgensen hier nicht so ein strahlendes Denkmal gesetzt wie mit dem letzten Album, das einfach völlig gnadenlos alles zerbröselt hat. Trotzdem ist es nur geringfügig schwächer, was schon mehr ist, als man erwarten konnte. Zudem muss man MINISTRY hoch anrechnen, dass sie „Rio Grande Blood“ nicht kopiert, sondern stattdessen eine kleine Kursänderung vorgenommen haben. Interessant ist auch der Brückenschlag von den Anfängen der Bandkarriere bis zum bitteren Ende, was eine gelungene Retrospektive ergibt, ohne alten Käse neu aufzuwärmen. Für Fans sowieso ein Pflichtkauf!

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28.08.2007

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2 Kommentare zu Ministry - The Last Sucker

  1. sickman sagt:

    Ehrlich gesagt fand ich diese sogenannte Abschlusstrilogie insgesamt nicht so sehr berauschend. Klar, die Alben waren gut, aber herausragend? Nein! MINISTRY beschränken sich auf nach vorne preschenden Speed und absolut im Vordergrund stehende Gitarren, was zwar kurzzeitig einen netten Knalleffekt besitzt, auf Dauer aber lediglich besänftigen kann und nicht begeistern. Wo sind diese lavartigen, langsame schleppenden Parts, die kranken Arrangements und einfach das Feeling? MINISTRY kloppen und kloppen und kloppen und sind dabei nicht einmal überragend. Keine Ahnung ob es an dem (aus heutiger Sicht rechtzeitig) gegangenen Paul barker liegt oder ob Jourgensen einfach die (richtig) guten Ideen ausgegangen sind, denn mehr als Dampf ablassen gibt es auch auf diesem letzten Album nicht. Das allein ist mir aber deutlich zu wenig für ein rundum gelungenes MINISTRY-Album.

    6/10
  2. nihil77 sagt:

    Hollala, Ideen ausgegangen? Mitnichten!! Die letzten drei Scheiben (inklusive "The Last Sucker") sind einfach das mit Abstand Beste, was Ministry in seiner Bandgeschichte zu Tage förderte! "Rio Grande Blood" sehe ich weiterhin als Höhepunkt. War noch einen Tick besser, weil aggresiver (was der Band verdammt gut zu Gesicht stand).
    Aber auch "The Last Sucker" stellt absolut großes Kino dar.
    Naja, vielleicht überlegen sich die Jungs das nochmal mit dem Finish (warten wir mal die nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA ab, vielleicht kommt ja der nächste Bush-Wichser, der akkustisch nen Ding vors M… kriegen muss…gell Herr Jourgensen?!).

    9/10