MINISTRY haben sich aufgelöst. Vielleicht ist es nötig, diese simple und kurze Feststellung an den Anfang zu setzen, denn eigentlich spricht die Veröffentlichungsflut der amerikanischen Industriallegende in den letzten Monaten eine andere Sprache: Das letzte reguläre Album „The Last Sucker“ erschien vor ziemlich genau zwei Jahren und war faktisch das Abschiedswerk von MINISTRY. Seitdem läuft aber die Nachlassverwertung auf Hochtouren, und mit „Cover Up“ erschien zunächst eine Sammlung von Coversongs, gefolgt vom Livemitschnitt „Adios… Puta Madres“, der als CD und DVD aufgelegt wurde. Was also fehlt noch in dieser Reihe?
Wahrscheinlich ist es dem Status von MINISTRY geschuldet, dass auf eine stinknormale Best-Of verzichtet wurde und nun statt dessen eine Remix-CD des letzten Albums nachgeschoben wird, denn normal waren MINISTRY zu Lebzeiten ja nun wahrlich nicht. „The Last Dubber“ ist also die neu abgemischte und gestreckte Version von „The Last Sucker“ – zu erkennen an den Coverabbildungen mit dem Antlitz des 43. Präsidenten der US of A. „The Last Dubber“ enthält ein Dutzend Remixes, von denen zehn von Clayton Worbeck (REVOLTING COCKS) angefertigt wurden. „Let Go“ und „The Last Sucker“ liegen zusätzlich in einer zweiten Version vor. Das DOORS-Cover „Roadhouse-Blues“ wiederum hat man von der Weiterverarbeitung ausgenommen. Eigentlich schade.
Die Musik auf „The Last Dubber“ ist natürlich eine Herausforderung: Ziel eines Remixes ist ja gerade das Verfremden, das Jonglieren mit einzelnen Teilen, Themen und Passagen. An allen Ecken und Enden zischt und zirpt es, Samples ergänzen Bruchstücke aus den originalen Stücken, während fette, dreidimensionale Synthieklänge fast durchgehend die Bratgitarren ersetzen. Hier bleibt einmal die originale Bassline stehen, dort ein Gitarrenriff, während der Rhythmus zumeist komplett aus der Konserve kommt. Metal ist das nicht mehr, aber das erwartet auch niemand. Vielmehr entstehen aus den Vorlagen neue Geräuschgebäude – ein Klangmeer, das weniger stringent aufgebaut ist und daher annähernd uferlos erscheint. Nur selten finden sich Ankerpunkte, wie in „The Last Sucker“ im „Icke Mix“ und im zunächst kriechenden „Die In A Crash“ (Point Of Impact Mix), das schließlich fast sakrale Momente hat. Dafür überrascht der abschließende zweite Mix von „The Last Sucker“ mit seinem harten und treibenden Beat, der dem Original insgesamt näher kommt als schon genannter „Icke-Mix“.
Magie und Monotonie halten sich die Waage, der Nerv-Faktor ist auf Albumlänge gesehen relativ gering, Spaß macht „The Last Dubber“ aber erst mit zunehmender Dauer. „Let’s Go“ gefällt mir im zweiten, weniger aggressiven Mix dementsprechend besser als im „La Fin Du Monde Mix“. Geschmackssache. Wer Spaß an synthetischen Klängen hat, sollte in „The Last Dubber“ ruhig einmal reinhören – ein Pflichtkauf ist das Album indes nicht.
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