Ministry - Last Tangle In Paris – Live 2012
Review
Der Abschied von MINISTRY geht mit dem BluRay/DVD-Package „Last Tangle In Paris – Live 2012“ nach „Enjoy The Quiet – Live At Wacken 2012“ sowie dem eher lediglich soliden letzten Studioalbum „From Beer To Eternity“ also in die nächste Runde. Ob das nun also tatsächlich das endgültig letzte Lebenszeichen von Al Jourgensen und seinen Mitstreitern ist, denen es doch immer wieder schwer fiel, das letzte Handtuch zu werfen? Ich will es nicht wahrhaben, aber irgendwie fühlt es sich doch so an – der tragische Tod des langjährigen Gitarristen und Freundes Mike Scaccia am 22.12.2012 während eines Auftritts scheint es für Al unmöglich weiterzumachen. Und so ist „Last Tangle In Paris – Live 2012“ auch ein Tribut an Mike.
„Last Tangle In Paris – Live 2012“ wurde während der „DeFiBRilLaTouR“ aufgenommen und ist nicht nur ein reiner Konzertmitschnitt sondern auch eine Tourdokumentation. Herzstück ist natürlich der 85minütige Auftritt vom 28. Juli 2012 in Paris, in angenehmer publikumsnaher Clubatmosphäre statt Riesenhappening wie der Wacken-Aufnahme. Die Bildqualität ist sehr gut, die Schnitte dynamisch, und auch der Ton kommt perfekt und amtlich druckvoll aus den Lautsprechern. Gerade beim knackigen Sound scheint im Nachhinein doch noch nachgebessert worden zu sein, insbesondere beim Gesang vom guten alten Al. In stimmungsvoller Lightshow präsentieren MINISTRY in recht statischer Performance ihren intensiven Industrial Metal mit der rohen Kraft von harten Riffs und treibenden Rhythmen. Jourgensen selbst merkt man offensichtlich an, dass er doch deutlich in die Jahre gekommen ist, die Drogen- und Alkoholexzesse der Vergangenheit fordern zusätzlich Tribut. Es ist schon recht bedauerlich zu sehen, wie er nur noch ein Schatten seiner Hochphase ist, er bewegt sich behäbig und irgendwie auch manchmal geistesabwesend auf der Bühne, wirkt abgewrackt, und dennoch hat dieser charakteristische Mann eine Ausstrahlung, die immer wieder an die frühen Glanzzeiten von MINISTRY erinnert. Und seien wir mal ehrlich, es gibt nicht viel Frontmänner, die schon so lange im Business sind wie Al und dabei immer noch richtig agil.
Die Setlist von „Last Tangle In Paris – Live 2012“ ähnelt ziemlich derjenigen von „Enjoy The Quiet – Live At Wacken 2012“, ein Klassikerfeuerwerk, mit den besonderen Knallern „Psalm 69“, „N.W.O.“, „Just One Fix“ und „Thieves“ zum Schluss, die vom Publikum gebührend abgefeiert werden. Ja, MINISTRY waren tatsächlich mal die Industrial-Könige.
Zusätzlich gibt es Ausschnitte aus Tourproben, Backstage-Aufnahmen und Interviews, auch hier wird natürlich immer wieder auf Mike Scaccia Bezug genommen. Gerade diese persönlichen Einblicke von MINISTRY verstärken das Gefühl einer endgültig letzten Veröffentlichung.
Die üppige Digipack-Ausgabe enthält weiter noch zwei CDs mit insgesamt 18 Live-Songs als Tour-Retrospektive, zurückreichend bis ins Jahr 2006, teils mit selten gespielten Nummern wie „Fear Is A Big Business“, die Soundqualität ist hier schwankend.
„Last Tangle In Paris – Live 2012“ scheint also tatsächlich der letzte Sargnagel, das letzte Vermächtnis von MINISTRY zu sein. Wir werden die Band als unsterbliche Götter des Industrial Metals in guter Erinnerung behalten. Spannend, originell und intensiv. „Last Tangle In Paris – Live 2012“ mag nicht perfekt sein, ist aber für Fans auf jeden Fall eine lohnenswerte Anschaffung.
Ministry - Last Tangle In Paris – Live 2012
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Industrial, Industrial Metal |
Anzahl Songs | 0 |
Spieldauer | |
Release | |
Label | UDR/ADA/Warner |
Trackliste | Disk 1: 1. Ghouldiggers 2. No "W" 3. Señor Peligro 4. Lieslieslies 5. 99 %Ers 6. Life Is Good 7. Relapse 8. The Last Sucker 9. Psalm 69 10. New World Order (Nwo) 11. Just One Fix 12. Thieves Disk 2: 1. Ghouldiggers 2. No "W" 3. Señor Peligro 4. Rio Grande Blood 5. Lieslieslies 6. 99 Percenters 7. Life Is Good 8. Relapse 9. The Last Sucker Disk 3: 1. Psalm 69 2. New World Order (Nwo) 3. Just One Fix 4. Thieves 5. Khyber Pass 6. Fear Is Big Business 7. Let's Go 8. Watch Yourself 9. So What |