Aus Schottland stammen MIND GONE BLIND, die mit ihrem erfrischenden Retro-Rock wunderbar den Nerv der Zeit treffen. Dabei haben die Jungs aber nichts mit den unsäglichen „THE“-Schrammel-Rock-Bands gemein, ihr Augenmerk liegt eher auf kernigem Hard Rock der WOLFMOTHER-Marke. „Liars And Preachers“ ist meinen Recherchen zufolge ihr erstes Full-Lenght-Album und dies, obwohl die Band schon seit fast zehn Jahren aktiv ist. Ist vielleicht aber auch der Tatsache geschuldet, dass man die Besetzung stellenweise häufiger umformierte, als mancher seinen Schlüpfer tauscht.
In Zeiten von modernen, sterilen Hochglanzproduktionen tut es, mal ganz abgesehen von jeglichem Songwritinggeschehen, verdammt gut, endlich wieder eine altmodische, lebendige, warme Produktion zu hören, was gleich einen Pluspunkt von meiner Seite aus zur Folge hat, denn alleine soundmäßig ist „Liars And Preachers“ schon eine Wonne. Doch auch ansonsten haben die Jungs ihre Hausaufgaben gut gemacht und Vorbildern wie den genannten WOLFMOTHER, THE ANSWER oder THE BLACK CROWES andächtig gelauscht. Ihre Riffs sind einerseits furztrocken, andererseits recht catchy und ähnlich WOLFMOTHER erinnern sie gelegentlich an Tony Iommi (BLACK SABBATH), freilich ohne dessen Klasse zu erreichen. Hier und da kommen MIND GONE BLIND auch etwas melancholisch rüber, was vor allem am teilweise sehr anklagenden Gesang liegt, aber mit Weinerlichkeit oder Depression, wie es das eher einer Gothic-Band zuzuordnende Albumcover impliziert, hat man in Schottland dann doch nichts zu tun.
Noch sind MIND GONE BLIND einen Schritt davon entfernt, zu den Größen des Genres aufzuschließen, dazu fehlt ihnen vielleicht auch ein Stück Eigenständigkeit. Trotzdem – die Platte ist extrem kurzweilig und unterhaltsam. MIND GONE BLIND – die sollte man im Auge behalten. Anspieltipps: der von einem coolen Riff getragene Opener „Say You Will“, die warmherzige Ballade „Somebody Else“, das Rock’n’Rollige „Getting Back“ oder der etwas rauere Titelsong.
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