Keine Ahnung, was die werten Redaktionskollegen gegen MINAS MORGUL haben. „Heimkehr“ kam vor zwei Jahren nicht wirklich gut bei uns weg, auch in der Vergangenheit kamen Alben wie „Kult“ und „Todesschwadron Ost“ bei uns nicht einmal über die Fünf-Punkte-Grenze. Nur bei „Ära“ ließ sich der geschätzte Ex-Kollege Herr Möller zu einer etwas milderen Note hinreißen. Nun hat sich das Besetzungskarussell in den vergangenen zwei Jahren erneut gedreht, wieder ein neuer Mann am Mikrofon namens Stefan und ein gewisser Alboîn am Bass und Keyboard. Jener soll laut Metal-Archives früher auch einmal Redakteur bei uns gewesen sein. Ob er wohl lieber die Rezensionen zu den Alben seiner künftigen Band hätte verfassen sollen?
MINAS MORGUL lassen Nebelschwaden wabern
Mit „Beginn“ legt die Band jedenfalls erstmal ruhig mit Wasserrauschen los, bevor uns dann der Titeltrack unvermittelt den Hintern versohlt. Musikalisch gibt es da auf jeden Fall schonmal nichts zu meckern, es handelt sich um einen netten Pagan-Black-Metal-Track mit ordentlich Dampf auf dem Kessel. Einzig die Clean-Vocals sind etwas dünn, da kommen die gekeiften und gegrowlten Parts schon besser rüber.
„Trümmer“ mit seinen fast sieben Minuten Laufzeit verliert sich hingegen etwas zu sehr in seinen einzelnen Parts, das etwas pathosgeladene Geflüstere zwischendrin müsste auch nicht zwingend sein. Insgesamt sind die lyrischen Ergüsse aber nicht wahnsinnig dramatisch ausgefallen und gehören zu diesem Genre halt irgendwo auch dazu. „Ritual“ kommt mit etwas Gesellschaftskritik und einem Film-Sample um die Ecke. „Inter Stellas“ kann streckenweise wieder mit ordentlich Härte überzeugen, nimmt aber auch zu oft das Tempo raus und in Sachen atmosphärische Zwischenparts haben andere Bands definitiv die Nase vorn.
Vier Songs, davon eines gut und drei eher so Mittelmaß, könnt es etwa sein, dass die Kollegen doch Recht mit ihrer harschen Kritik haben? Bedingt, denn dann holzt „Morast“ um die Ecke, welches ein schöner Up- bis Midtempo-Hassbatzen ist, der viel Black Metal im Sound hat und einfach Spaß macht. Auch „Wolfskind“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, erinnert textlich zwar stark an VARG, wird aber definitiv ein Banger im Liveset werden. Mit „Aufbruch“ findet sich noch ein weiterer starker Song am Ende des Albums und „Lethargie“ hat schon fast was von der Monotonie ENDSTILLEs, was auch seinen Reiz hat.
„Nebelung“ ist kein schlechtes Album geworden
Wenn MINAS MORGUL sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, dann kommen da ordentliche Songs bei raus. „Nebelung“ hat zwar gerade in der ersten Hälfte ein paar Stolperfallen, die vermieden hätten werden können, aber die zweite Hälfte der Scheibe hat einige solide Songs. Produktionstechnisch gibt es auch nicht viel zu meckern, von daher hat sich die Band die erste metal.de-Wertung oberhalb des Mittelmaßes verdient.
Eigentlich gibt es grundsätzlich nichts großartig zu meckern, aber auch nichts zu lobend hervorzuheben. Kann man als Fan des Genres (oder Tolkien-Fanatiker, wegen dem Bandnamen) haben, muss man aber nicht.. wie IMO immer bei Minas Morgul.