Milking The Goatmachine - Seven... A Dinner For One

Review

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Gar nicht abwarten konnt‘ ichs‘, bis der Promodownload vom neuen MILKING THE GOATMACHINE Album endlich abgeschlossen war. Zu begeistert war ich vom ersten Album der handwerklich überzeugenden Ziegenherde, zu sehr hoffte ich, dass sie bitte, bitte nicht mehr so fanatisch auf ihrem Hornträger-Fetisch rumkauen. Insofern war mein Verhältnis zum Album „Seven… A Dinner For One“ ein zwiegespaltenes. Und das ist es immer noch!

Mein Kollege formulierte seine Kritik zum ersten Album bereits recht treffend. Irgendwann ist der Witz halt raus. Dass die Jungs noch einen drauflegen, hätte ich nicht nun eher nicht erwartet. Wie im Vorgängeralbum bezieht sich fast jeder Titel auf einen abgenudelten Wortwitz mit hohem Fremdschämpotential. „Milk Me Up Before You Go Go“ sei nur eines der insgesamt 16 haarsträubenden Beispiele für die etwas andere Art von Kreativität und Innovationsfreudigkeit. Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen, aber wenn man das Vorgängeralbum nicht besitzt findet man das Ganze vielleicht komisch! Das System könnte noch gerettet werden, wenn das nächste Album alles durch extreme Überreizung ins groteske ziehen würde. Aber davon sind wir noch weit entfernt… Hinzu gesellen sich noch zwei andere Peinlichkeiten: Ich kann gar nicht so deutlich sagen warum, aber erwachsene Menschen, die sich an Abzählreimen verlustieren, rufen in mir die Schamesröte ins Gesicht. Hoffentlich hat das bei meiner ersten Hörprobe sonst keiner gehört! Grindcore hin oder her, sowas ist einfach grauselig, zum Glück aber auch nur im ersten Titel „Seven“ der Fall. Die zweite Tortur zeigt sich im schrecklich hochgehypten Cover „Like A Goatmachine“. Eine Enttäuschung, dass es nur so seine Art hat! Das Lied ist absolut überflüssig und sowohl zum Alleinhören wie auch als Partygag taugt es nichts und wieder nichts.

Sooo, tief Luft holen… Der Rest der Platte ist nämlich nicht ungeil! Obwohl ich mit den Kritikern anderer Medien mit ihren hysterisch lobhudelnden Kommentaren nicht d’accord bin, so kann ich dem Album doch eine große Fülle positiver Aspekte abgewinnen. Erstmal spielen MILKING THE GOATMACHINE einfach einen guten Grindcore mit bereichernden und üppigen Ausflügen zum Death und sogar Melodic Death, ohne dass diese Vielfalt konstruiert oder erzwungen wirkt. Komposition und Arrangement wirken rund und exakt zusammen und so ballern sich die vier Amigos wie ein Mann ins musikalische Vergnügungszentrum. Grindtypisch sind die Stücke kurz und knapp gehalten, erwirken aber den Eindruck, dass sie genau richtig bemessen sind. Die Midtempo-Anteile lockern das Hörvergnügen spürbar auf und ich konnte im Titel „crunchy and tasty“ sogar einen ganz leisen cleanen Gesang im Hintergrund vernehmen. Und wer jetzt meint, so gebutterte Stimmlein hätten im Grind nix verloren, der soll sich doch einmal den Schuhplattler in „The Black Paw“ anhören. Ha! Die allergrößte Freude ist aber das Cover „Last Caress“ (MISFITS). Hier wird in meinen Ohren zum ersten Mal deutlich, welch Spielfreude in MILKING THE GOATMACHINE verborgen liegt! Ein unglaubliches Geknüppel mit schweißtreibender Schlagzeugarbeit und darüber die temporeiche Variante der Originalmelodielinie… Das Ganze dann gefühlte vierzig Halbtonschritte nach unten gestimmt und mit einem satt nassem Bass versehen. Mjam, das muss man sich mal reintun! Da stellte sich mir doch gleich die Frage, warum nicht genau dieses Cover als Aushängeschild des Albums gelobpreist wird. Warum muss es ausgerechnet „Like A Goatmachine“ sein, mit dem nun wirklich die wenigsten etwas anfangen dürften? Bis auf die genannten Spezialitäten erwarten den Hörer aber keine riesen Ausreißer in Richtung Hit-Tauglichkeit. Aber eben auch keine großen Flops. Man bekommt für sein Geld tatsächlich ein sehr abwechslungsreiches und handwerklich überzeugendes Stückchen Musik geliefert, wenn auch vielleicht mit der etwas mageren Gesamtspielzeit ein relativ kurzes, was wir aber von anderen Grindcore-Kapellen ebenso gewohnt sind.

Kurzum, MILKING THE GOATMACHINE beweisen, dass sie mit „Seven… A Dinner For One“ auch im zweiten Anlauf rumpeln und scheppern, röcheln, quieken und grunzen können, dass es eine Freude ist. Außerdem ist ihnen nix peinlich! Sie haben ihr Genre zwar nicht neu erfunden, aber bereichern es in jedem Fall um eine interessante Facette, die man unbedingt kennenlernen sollte. Eigentlich hätten sie streng genommen nur 7 Punkte verdient, aber weil ich zu Beginn so böse war und mir, gäb‘ es die Böcke nicht, wirklich etwas fehlen würde, bekommen sie noch einen drauf. Danke für dieses peinliche, geile Album!

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19.11.2010

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