Mike Terrana, sicherlich einer der professionellsten Drummer des Erdenrunds und derzeitiger Taktgeber bei AXEL RUDI PELL und MASTERPLAN, feiert sein 30. Jahr als Profischlagzeuger mit einer DVD. Eigentlich eine seltsame Art, Jubiläen zu begehen, aber einem Musiker höchstwahrscheinlich angemessen. Immerhin bietet das Medium DVD nicht nur höchste Tonqualität, sondern auch die Möglichkeit einer visuellen Präsentation von Terranas Kunst – und ist damit das ideale Medium, um mal richtig anzugeben.
Nichts anderes tut Terrana auf „The Rhythm Beast – In Session“. Er beweist anhand authentischer, nicht bearbeiteter und am Stück aufgenommener Takes (ich möchte bezweifeln, dass sie völlig unbearbeitet sind, aber das spielt im Grunde keine Rolle) von acht ziemlich konstruiert wirkenden Heavy Rock-/Fusion-Songs des Gitarristen Cyril Achard, dass er multiple Rhythmen aus dem FF beherrscht, dass kaum ein Progdrummer ihm das Wasser reichen kann, und dass man von ihm selbstverständlich eine riesige Menge an Technik und unorthodoxer Rhythmusinterpretation lernen kann. Das ist Intention der Aufnahmen – talentierte Nachwuchsdrummer sollen sich in der „Instruct me!“-Version der Aufnahmen mittels zweier starrer Kameraperspektiven auf Arme und Beine des Rhythmustiers abschauen, welche Bein- und Armtechniken Terrana einsetzt. Das ist gut und schön, aber meines Erachtens nach wenig erfolgsversprechend, weil keinerlei Erklärung, Anleitung oder Ratschlag auf der DVD zu finden ist. Im Grunde kann man nur staunend vor dem Fernseher sitzen, vor Verwirrung ob der extrem komplexen Songstrukturen den Kopf schütteln und sich fragen, wie man eine derartige Koordination der Gliedmaßen überhaupt erreichen kann. Derweil hat Terrana nichts Besseres zu tun, als permanent das lustige Stöckchenwirbelspiel zu spielen, wenn ihm der übliche 9/16-Takt mit triolischen 32teln mal wieder zu langweilig ist. Ich sagte ja: Angeberei pur.
Für Nichtdrummer und solche, die es mit der Technik nicht besonders genau nehmen, könnte „The Rhythm Beast – In Session“ eine ganz unterhaltsame DVD sein, die man sich einmal anschaut und dann in den Untiefen des DVD-Schranks verschwinden lässt. Leider ist der Unterhaltungswert (trotz einer zweiten Version „Entertain Me!“ mit beweglicher Kamera) im Vergleich zum Beispiel zu einem gängigen Konzert-Video verhältnismäßig gering. Die gebotene Musik dient im Grunde nur als Anschauungsmaterial und hat vor allem die Funktion, Terrana eine Projektionsfläche für sein Können zu liefern.
Wer als angehender Drumprofi oder ehrgeiziger Schüler noch Anbetungsmaterial für den Altar braucht, kann ja trotzdem mal reinschauen.
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