Der norwegische Name Espenæs ist Gothic-Metal-Fans bestimmt bestens bekannt durch die LEAVES‘ EYES-Sängerin Liv Kristine Espenæs Krull. Auch deren Schwester Carmen Elise Espenæs ist in einer Gothic-Band aktiv: MIDNATTSOL. Beide Truppen sind deutsch-norwegische Gemeinschaften, und beide Bands haben außerdem gemein, dass sie sich mit zunehmendem Bestehen qualitativ steigern und weiterentwickeln konnten. Das bestätigen LEAVES‘ EYES aktuell mit „Meredead“, und MIDNATTSOL könnten nun mit „The Metamorphosis Melody“ wieder gleichziehen.
Die Alben von LEAVES‘ EYES und MIDNATTSOL werden zeitgleich veröffentlicht, und ich habe fast so ein wenig den Eindruck, als wollten Napalm Records dadurch zum Geschwisterwettstreit aufrufen. Ich fürchte allerdings, dies wird ein Remis werden.
Denn MIDNATTSOL machen mit „The Metamorphosis Melody“ genau dort weiter, wo sie mit „Nordlys“ aufhörten: bei vielschichtigem Symphonic Gothic Metal mit Niveau. Die Musik ist wieder sehr abwechslungsreich, und dabei werden Metal-Energie, tiefgründig-mystische Gothic-Atmosphäre, symphonische Untermalungen und Umrahmungen und nordische Folk-Elemente bestens miteinander verknüpft.
Das Album präsentiert sich als stimmige und gutklassige Einheit, die ein mitreißendes, episches Ambiente erzeugt. Kein Song thront deutlich über den anderen, sondern es wird allgemein eine hohe Qualität erreicht. Schwächephasen oder Filler gibt es auf „The Metamorphosis Melody“ nicht.
Trotz dieses gleichmäßigen Levels wird wahrscheinlich jeder auch seine spezifischen Favoriten finden. Mich bezaubern der sehr intensive Titeltrack, das opulente „Spellbound“, das schön besinnlich-progressive „A Poet’s Prayer“, das vielschichtige „Kong Valemons Kamp“ und das auf recht stimmungsvollen Traditionals beruhende „Motets Makt“ am Meisten. Doch es machen nur Kleinigkeiten die Unterschiede aus, und letztendlich gefällt mir das ganze Album gut.
Auch der Gesang von Carmen Elise hat sich weiterentwickelt. Er ist unheimlich variabel und ausdrucksstark. Sie erschien mir schon früher gesanglich flexibler als ihre Schwester Liv Kristine und in der Hinsicht hat sie auch 2011 meines Erachtens knapp die Nase vorn.
Was die kompositorische Qualität angeht, schenken sich LEAVES‘ EYES‘ „Meredead“ und MIDNATTSOLs „The Metamorphosis Melody“ allerdings überhaupt nichts, so dass beim Band-Wettkampf der Symphonic-Gothic-Schwestern Espenæs ein Unentschieden herauskommt.
Wer auf vielseitigen, atmosphärischen Symphonic Gothic Metal steht, wird wohl auch an „The Metamorphosis Melody“ nicht vorbei kommen. MIDNATTSOL beweisen, dass auch sie inzwischen zur Spitze des Genres gehören.
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