Midnattsol - The Aftermath

Review

Wenigen Genrefans dürfte entgangen sein, dass MIDNATTSOL seit Ende 2017 um eine Espenæs-Schwester reicher sind. Nach ihrem Ausstieg bei LEAVES‘ EYES ist neben Carmen Elise nämlich auch Liv Kristine nun bei den Nordlichtern vertreten. Die Stimmen der beiden waren schon immer sehr unterschiedlich, wobei die von Liv wohl den größeren Wiedererkennungswert haben dürfte. In der Tat scheint ihr Kehlchen die Gemüter mitunter zu spalten, denn von „Lieblingssängerin“ bis „geht gar nicht“ scheint bei den Reaktionen alles dabei zu sein. Worüber man aber eigentlich nicht streiten kann, ist, dass sie ihre Stimme aufs Genaueste beherrscht und auch noch den höchsten Ton glasklar trifft. Welche Auswirkung hat also ihr Einstieg für das neue Album „The Aftermath“?

MIDNATTSOL – stimmt, da war ja was

MIDNATTSOL hatte ich ehrlich gesagt bis zum oben erwähnten Event etwas aus den Augen verloren. Zu Anfang ihrer Karriere 2005 mal live gesehen und für nicht wirklich bemerkenswert befunden, waren sie bei mir recht schnell wieder in der Versenkung verschwunden. Zwischendurch kamen dann die Alben „Nordlys“ und „The Metamorphosis Melody“, die – zumindest gemessen an den Bewertungen der Kollegen – für Qualität sprechen sollten. Beim Hören von „The Aftermath“ drängt sich aber direkt ein etwas anderer Eindruck auf. Musikalisch überzeugt das Album erstmal nicht wirklich auf ganzer Linie. Grund hierfür sind die technisch nicht sehr ambitioniert wirkenden Gitarren, wie sie beispielsweise im Gothic Metal oft anzutreffen sind. Im krassen Gegensatz dazu stehen dann die Drums, die mit stetiger Double Bass ein Tempo vorgeben, das der Rest der Instrumente nicht halten kann. Diese Dissonanz fällt in ca. 2/3 der Stücke unangenehm auf.

Liv Kristine bereichert „The Aftermath“

Als wahrer Lichtblick entpuppt sich hingegen Livs Stimme. Damit wäre die Frage nach ihrer Auswirkung auf MIDNATTSOL auch beantwortet. Wo Carmens Stimme doch eher durchschnittlich klingt, lässt einen die von Liv stets aufhorchen. Auch musikalisch ist natürlich nicht alles schlecht, dieser Eindruck soll hier auch nicht entstehen. Man muss allerdings bis zum Ende warten, um dann mit „Evaluation Of Time“ und dem Bonustrack „Eitrdropar“ belohnt zu werden. Diese Stücke bestechen durch ihre Vielschichtigkeit und ihren folkigen Klang. In die Version von „Herr Mannelig“ setzt man dagegen große Hoffnungen, die leider enttäuscht werden. Der Song ist zwar ganz nett, aber im Grunde fast nur am Text bzw. an der Gesangsmelodie zu erkennen. Gegen kreative Interpretationen ist zwar nichts einzuwenden, es ist aber gerade bei so bekannten und oft interpretierten Stücken schwierig, die altbekannte Herangehensweise zu toppen.

An „The Aftermath“ haben wahrscheinlich nur eingefleischte MIDNATTSOL-Fans so richtig viel Spaß. Anhängern des Symphonic/Gothic Metal dürfte die Scheibe aber auch noch ganz gut gefallen. Alle, die diese Genres eher nebenbei hören, müssen hier aber einfach mit zu vielen Abstrichen leben.

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26.05.2018

headbanging herbivore with a camera

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