Midgard.Upgraded - Dismembered

Review

„Dismembered“ (gibt es eigentlich ein Wort, das im Death Metal noch öfter verwendet worden ist?), das Drittwerk der bereits seit Anfang der 90er aktiven Österreicher von MIDGARD.UPGRADED, steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Direkt zu Beginn dödelt einen ein Keyboard-Intro schon an den Rand des gähnenden Langeweileabgrunds. Beim eigentlichen Opener „S.C.U.M.“ fällt es einem dann wie Schuppen von den Augen: Hier darf man keine Meisterleistung erwarten, denn das Eingangsriff klingt exakt nach ANTHRAX, sodass man fast schon mit einem Coversong rechnet. Gut, wenn es so gewesen wäre, denn was sich daran anschließt, ist nicht mehr als stumpfer Death Metal mit Chris Barnes-Abklatsch-Vocals, völlig daneben liegendem Clean-Gesang und einem hypnotisch angedachten Keyboard, das immer wieder versucht, einen leicht mystischen Goth-Touch zu erzeugen. Gescheitert auf ganzer Linie würde ich da mal sagen.
Leider geht es auf den restlichen Tracks nicht minder besser weiter. Krampfhaft wird versucht Todesstampfer mit Eyeliner-Rüschenhemdchen-Atmosphären zusammenzukleistern. So ergibt sich keine Symbiose, sondern ein Vermengen, gegen das sich jeder Bestandteil mit Händen und Füßen wehrt. Gitarrentechnsich reißt das Trio ebenfalls keine Innovations- oder Abwechlungsreichtumsstürme los, sondern hält sich lieber in solide-einfallslosem Geschrammel bzw. netten, aber keineswegs atemberaubenden Soli auf. Ein wenig erinnert mich die ganze Chose an die leider wieder vereinten CREMATORY. Nur mit dem Unterschied, dass selbige wesentlich mehr Kitsch aufgefahren haben, uns dafür aber auch einen wesentlich transparenteren Sound um die Ohren pusteten. Hier scheppert einen die erhöhte Beckenfrequenz eher zum nächsten Ohrenarzt.
Fazit: Das dahin holterdipolternde „Dismembered“ ist zwar um ein wenig Eigenständigkeit bemüht (siehe z.B. das neben Death und Goth noch einen Haufen reinen Melodic Metal dazuschmeißende „Crimson Twilight“), präsentiert sich aber im Endeffekt als nichts Halbes und nichts Ganzes. Ein Blick aufs Cover hätte einem das auch schon vorher sagen können: Handgelenksoperation schön und gut! Aber wo bitte ist das Blut? Einen Zehn-Liter-Eimer mehr davon hätten auch die Adern von MIDGARD.UPGRADED vertragen können.

28.06.2005
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