Mick Wall - Guns N' Roses: Die letzten Giganten

Review

Es ist schon erstaunlich, wie sich GUNS N‘ ROSES über 30 Jahre ihre Relevanz erhalten konnten. Dies zeigt sich u.a. im Umfeld des 18-jährigen Verfassers. Nicht nur GUNS N‘ ROSES-Shirts werden getragen, auch die Musik wird gefeiert. Wie könnte man auch anders, als diesen dreckigen, verwegenen Bastard namens „Appetite For Destruction“ nicht sofort ins Herz zu schließen. Angefeuert wurde dieses Interesse zweifellos durch die Reunion, die jetzt schon ein gigantischer kommerzieller Erfolg ist. Wer einen Verehrer der (ehemals) gefährlichsten Band der Welt in seinem Umfeld kennt und noch kein Geschenk für ihn hat, für den hab ich diese Empfehlung: Nein, keine GUNS N‘ ROSES-Tickets, sondern vorliegende Biografie, die von niemand geringeren als Mick Wall verfasst wurde. Er hat nicht nur eine Reihe von hochgelobten Biografien geschrieben, sondern auch seine ganz eigene Geschichte mit der Band.

Die Kunst der Akzentuierung

Den Karriereverlauf von GNR setzen wir mal als gegeben voraus, so dass wir uns vollkommen auf Walls Erzählweise konzentrieren können. Hauptsächlich behandelt dieses Buch die Geschichte von GUNS N‘ ROSES (Was Axls Biografie einschließt.) und der (anscheinend vergessenen) Supergroup VELVET REVOLVER. Weitere Projekte der zu Hochzeiten beteiligten Mitglieder werden nur angeschnitten. Diese Entscheidung kann man nun aus zwei Perspektiven betrachten. Da GNR insgesamt 23 Mitglieder hatten, wäre es wohl unübersichtlich geworden, wenn alle Mitglieder eine angemessene Erwähnung erfahren hätten. Der Nachteil hierbei ist, dass nur über Axl, Slash und Duff ausführlich erzählt wird. So erfährt man kaum etwas über Adlers Kampf mit den Drogen oder Dizzy Reed, der nach Axl am längsten in der Band gespielt hat.

Gefährliche Bande

Wall hatte damals ein enges Verhältnis mit der Band, was sich in diesem Buch in Form von interessanten Einblicken äußert. So berichtet er von einem Abendessen mit Slash, der das Rockstartum leid war oder druckte die Mitschrift einer Radioshow mit den beiden völlig zugedröhnten Duff und Slash ab, die nie ausgestrahlt wurde. Fehlen dürfen da auch nicht die Interviews mit Axl. Überraschenderweise lässt er persönliche Streitigkeiten mit Axl fast außen vor, obwohl man annehmen könnte, dass Wall wegen der damaligen Geschehnisse gegenüber der Band verbittert wäre. Diese reflektierte, sachliche Darstellung von Wall ist ein großer Pluspunkt des Buches. Zudem vergisst er bei aller Genialität der Musik nie die unangenehmen Auswüchse, die diese Band immer begleitet haben. Von den unnötigen Verspätungen über den exzessiven Drogenmissbrauch bis hin zu den lächerlichen Konzertabsagen. Gerade das macht dieses Buch so wertvoll.

Zu den ultimativen GUNS N‘ ROSES-Büchern kann man definitiv dieses Buch zählen. Wall erzählt die Geschichte der Band auf äußerst sachliche Weise, wobei er seine eigene Sichtweise oft auch gewinnbringend einbringt. Wobei man Punkte dafür abziehen muss, dass er sich lediglich auf Axl, Duff und Slash als Hauptakteure beschränkt. Doch das beeinträchtigt den Lesespaß nicht. Somit haben wir hier ein Buch, welches Fans von GUNS N‘ ROSES von Rockstar-Biografien gleichermaßen verschlingen werden.

17.12.2017
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