Michael Pinnella - Enter By The Twelfth Gate

Es ist für einen Redakteur ein Graus, etwas zu rezensieren ohne eine Vergleichsmöglichkeit zu haben. Oder anders ausgedrückt: Da hat man schon etliche CDs mit Streichquartetten rumliegen, alle schulischen Musikkurse und auch eine mündliche Prüfung in diesem Fach gemacht, und es bringt einem trotzdem nix. Auf einmal kommt Michael Pinnella, der Keyboarder der amerikanischen Progmetal Heroen Symphony X und zeigt einem dass man so absolut gar nichts weiß.
Mit Metal hat sein Solodebut jedenfalls nichts zu tun. Zwar begegnet man diversen Stilmitteln wieder die man auch von seinen Lieblingsbands kennt, wie zum Beispiel zahlreiche Breaks bei unter anderem ‚Moracan Lullaby‘ oder dem famosen ‚Falling from the Sky‘, aber Gitarre und Bass wurden auf diesem Album gänzlich rausgestrichen. Um die oftmals verwirrenden barocken (und teils auch Symphony X typisch progressiven) Melodieläufe wenigstens einen kleinen wenig griffiger zu machen, hat sich der Meister aber entschlossen bei einigen (wenigen) Songs auch auf ein Schlagzeug zurück zu greifen. In Kombination mit vielen anderen kleinen Spielereien, wie einer dreiteiligen Pianokonzerteinlage, jazzigen und afrikanischen Einflüssen, der teils auftretenden Soundtrackatmosphäre und dem Song ‚Live for the Day‘, der wie ein Symphony X Titel ohne Gitarren klingt, entsteht somit aber eine Dreiviertelstunde die wirklich verdammt abwechslungsreich und gewohnt verspielt ist.
Unglücklicherweise ist eine gewisse Einarbeitungszeit, und natürlich klassisches Musikverständnis, eine dringende Vorraussetzung um hier wirklich etwas mit dem zwölften Tor anfangen zu können. Symphony X Fans sollten vor dem Kauf erstmal reinhören, selbst wenn das Album musikalisch einwandfrei und je nach Gefallen klassischer Klänge durchaus unterhaltsam.