Alter Finne, MICHAEL MONROE sieht seit geraumer Zeit aus wie Heike Makatsch, die als sie selbst verkleidet an Halloween um halb drei nachts von Tür zu Tür wankt. Und seine Musik kommt seit geraumer Zeit praktisch ohne Längen aus.
„Blackout States“ klingt einmal mehr und eigentlich so funkelnd wie nie nach einer sleazy Hymnen-Revue, die sich allerdings – Ehrensache – wohl kaum gewaschen hat: Die E-STREET BAND versucht als GUNS N‘ ROSES verkleidet, späteren SOCIAL-DISTORTION-Hymnen in den Arsch zu treten. Mit viel Swing und Anlauf. Die NEW YORK DOLLS klatschen elektrisiert Beifall (bzw. machen gleich mit), Johnny Rotten rotzt Mr. MONROE anerkennend ins Saxophon. Und alle liegen sich kajal-verschmiert in den Armen. Geil!
Lebten die alten (und irgendwie auch die neueren) Alben der HANOI ROCKS, seien wir ehrlich, mindestens zum Teil vor allem von der coolen Atmosphäre und dem Charisma des Chefs, gelingt es Stehauf-Ikone MICHAEL MONROE solo, sich praktisch nur Ohrwürmer aus der hyperaktiven Hüfte zu schütteln. Ohne Ginger, ohne Dregen, aber wieder mit Sami Yaffa. Und mit der anzüglichen Grandezza der reiferen Sleaze-Diva, dem vorgereckten Kinn des ungebrochenen Punk-Veteranen und dem Feuer des ewigen Rock-Rebellen.
Der Highlights gibt es entsprechend viele; ganz besonders hell strahlt „Blackout States“ dabei in seinen weniger rabiaten, eher hymnischen Momenten. „Good Old Bad Days“ blickt augenzwinkernd in Richtung bester HANOI-ROCKS-Vergangenheit inklusive Saxophon, „Permanent Youth“ ist ein ebenfalls mit Gebläse veredelter melodischer Armschwenker mit klarer Ansage im Refrain: „Growin‘ older gracefully, no it ain’t the thing for me, I remain in my permanent youth!“ „Under The Northern Lights“ wird in bester Dee-Dee-Manier eingezählt und kombiniert dann einen feinen Ohrwurm-Kehrreim mit loderndem Rock’n’Roll-Saiten-Fundament. Und „Six Feet In The Ground“ hat eine wunderbare SOCIAL-D-Hookline mit einem Schuss BACKYARD BABIES. Und dies ist nur eine Auswahl.
Erneut: Die Wirkung dieser eigentlich ziemlich herkömmlichen kleinen Oden an den Schmutz ist erstaunlich. Da hast du gerade noch ein YeahYeaYeah auf den Lippen, während du tänzelnd zu Handclaps deinen sexy Hüftschwung perfektionierst, nur um direkt im Anschluss dem Nebenmann vollkommen ohne Reue und ekstatisch ins Kreuz zu springen. Zur Belohnung tätowiert er dir strahlend ein Veilchen aufs Auge und ihr liegt euch in den Armen und setzt verschwitzt zum großen Hymnen-Ohohohoho an. Danke, MICHAEL MONROE. Danke, Rock. Danke Roll. Für alles. Und für „Blackout States“.
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