Nicht jeder Musiker hat das, was sich MICHAEL BORMANN in seiner Karriere hart erarbeitet hat: ein eigenes Label, ein eigenes Studio, eine riesige Auswahl an interessanten Jobs und dazu die absolute kreative Freiheit. Und dennoch ist sich der „deutsche Jon Bon Jovi“ auch auf seinem dritten Soloalbum treu geblieben und veröffentlicht ein Werk in der Schnittmenge aus klassischem Hard Rock und softerem Melodic Rock. Dank seiner langjährigen Zugehörigkeit im Geschäft konnte er sich mit Tausendsassa Tommy Denander und Lanvall (EDENBRIDGE) zwei namhafte Mucker leisten, die ihm bei seinem Vorhaben unter die Arme gegriffen haben und dennoch klingt das Ergebnis zu 100% nach Bormann.
„Capture The Moment“ bietet leicht eingängigen Hard Rock in zumeist mittlerer Tempoausrichtung und mit oft recht kernigen Powerrefrains versehen. Im Mittelpunkt steht die Stimme des früheren JADED HEART-Sängers nur bedingt, sein Ausnahmeorgan ist sicherlich das Trademark Nr. 1, es bleibt aber dennoch genug Raum für die Instrumentierung, sich zu präsentieren. Insbesondere die Soli sind sehr gelungen. Bormann als altem Hasen muss man nicht erklären, was ein ordentliches Songwriting ist und somit ist schon mal von vornherein klar, dass ein gewisses Level nie unterschritten wird. Dabei hält Bormann das Beste bis zum Schluss zurück, denn die im letzten Drittel platzierten Songs „Doing Or Not“ (fantastischer Refrain, klasse Vocals), „Still Haven’t Found It“ (sehr knackig und abermals ein großartiger Chorus) sowie „For Just A Little While“ (flotter, mitreißender AOR-Rocker) gehören zweifellos zu den Höhepunkten auf „Capture The Moment“. Aber auch das WHITESNAKE-mäßige „Half Way Down“ oder das mit schönen Leads versehene „I Will Hold The Line“ sind nicht zu verachten. Die beiden Balladen „Love Is Magic“ und „I Wanna Hear Your Voice“ sind dagegen vor allem deshalb so bewegend, weil sie in erster Linie vom grandiosen Gesang getragen werden.
Es gibt viele wirklich gute Songs auf „Capture The Moment“ zu hören, aber gerade in Anbetracht der Ungebundenheit von MICHAEL BORMANN hätte ich mir mehr Überraschendes wie das mit leichten orientalischen Farbtupfern arbeitende „Friends For A Lifetime“ oder das modernere „Don’t Bother Me“ gewünscht. Zudem ist die Spielzeit von mehr als einer Stunde viel zu lange, der eine oder andere Lückenfüller ist da kaum zu vermeiden. Ansonsten aber ein vorzügliches Rockalbum eines begnadeten Sängers.
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