Micha-el Goehre - Strassenköter (Roman)

Review

Bild Das Coverbild von Micha-el Goehres Roman Strassenköter

Den Titel des letzten Teils von Micha-el Goehres Trilogie „Jungsmusik“ darf man wohl getrost auf deren Protagonisten Torben beziehen. Der schafft es nämlich gleich zu Anfang des Buches – Achtung, Spoiler – durch einen Seitensprung seine Ehe zu schrotten. Ähnlich katastrophal geht es dann auch unmittelbar weiter: Torbens Job wird wegrationalisiert, seine Stammkneipe macht dicht und der Laden, in dem er wenigstens noch als DJ auflegen kann, brennt ab. Der einzige Lichtblick: Sein Ex-Chef hat da etwas Neues für ihn. Eine lokale Band, von der noch kaum jemand etwas gehört hat, braucht noch einen Tourmanager für die anstehende Deutschlandtour. So ganz fühlt sich Torben der Aufgabe noch nicht gewachsen, aber da er auch pleite ist und die Miete bereits überfällig, braucht er das Geld.

Mit noch nicht ganz so viel Elan, dafür aber mit einer scheinbar neu gefundenen Professionalität stürzt Torben sich in seine neue Aufgabe. Die Tour läuft erstmal schleppend an, bis es einer seiner Schützlinge schafft, durch ein reichlich peinliches Malheur im Live-Fernsehen über Nacht mehrere Millionen Views auf YouTube zu generieren. Plötzlich sind die Konzerte ausverkauft, die Groupies am Start und überhaupt läuft alles ziemlich klischeehaft rockstarmäßig ab. Das führt dazu, dass die Sache Torben allmählich über den Kopf wächst. Dazu kommt noch das Gefühlschaos wegen seiner Trennung. Bei all dem steht ihm vor allem der Geist seines verstorbenen Freundes Sven zur Seite, dessen Form Torbens Unterbewusstsein angenommen hat. Nachdem die Situation dann immer abstruser wird und schließlich eskaliert fährt Torben kurzerhand nach Hause. Dort stellt sich heraus, dass es doch nirgends schöner ist, als daheim; und auch zwischen ihm und seiner Frau Lucy scheinen die Dinge wieder ins Reine zu kommen. So endet der finale Teil der Buchreihe in einem bier- und metallastigen Happy End.

„Yeah, what’s up?“, fragt Lemmy, der plötzlich vor mir steht.“

Vor allem dem nicht ganz so verbissenen Metalhead, der sich und die Szene nicht unbedingt allzu erst nimmt, wird „Strassenköter“ sicher gefallen. Die vielen Klischees werden meist mit einem Augenzwinkern abgehandelt und die nicht immer intelligenten Entscheidungen mancher Figuren hat man teilweise selbst schon getroffen, und es später bereut. Mit viel Detailtreue zeichnet Micha-el Goehre ein Bild der Metalszene, wie es die meisten schon in natura gesehen haben. In leicht abgewandelter Form findet man reale Clubs und Labels, und die Beschreibung der Lokalitäten versetzt einen direkt zurück zu erlebten Konzerten und Festivals.

Mit rund 250 Seiten (ohne Bonus-Kolumnen) ist der dritte Teil schon einige Seiten kürzer als seine beiden Vorgänger, was am Ende des Buches den Eindruck eines ein wenig überstürzten Schlusses hinterlässt. So ziemlich alle im Buch erwähnten Handlungsstränge werden in kürzester Zeit zu Ende geführt. Die Band bekommt ruck zuck einen neuen Tourmanager, Torben werden weitere Jobs in Aussicht gestellt, mit Lucy läuft es wieder, Geist Sven, die Manifestation von Torbens innerem Konflikt, verabschiedet sich nachdem Torben mit sich ins Reine gekommen ist, und eine neue Stammkneipe gibt es bald obendrauf. Auch wenn vieles in „Strassenköter“ ein wenig zu einfach erscheint, so tut das dem Lesevergnügen aber trotzdem keinen Abbruch. Vor allem Goehres Sprachspielereien bringen einen zudem immer wieder zum Schmunzeln, was bei dieser Art der Populärliteratur schon die halbe Miete ist. Insgesamt also eine unterhaltsame Tourbusfahrt!

Micha-el Goehre: “Strassenköter”. Roman. Satyr Verlag. Broschiert, ca. 290 Seiten, 14,90 €.

21.01.2017

headbanging herbivore with a camera

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