Miasmic Theory - Miasmic Theory

Review

Unverfroren angepriesen als supertolle Mischung aus Melodic Death, Thrash und Groove Metal mit punkiger Wildheit, lässt sich MIASMIC THEORYs selbstbetiteltes Zweitwerk doch so viel knapper und passender beschreiben: Metalcore-Tinnef. Mit klassischem Death Metal hat die Platte der Göteborger bis auf selten eingestreutes pseudo-böses Gegrunze rein gar nichts am Hut und die Wildheit der acht Stücke entspricht in etwa der eines 17-jährigen Pudels in Tante Trautchens Schoß.

Akute Nervwüteritis verursacht das omnipräsente Geschrei, das zu keiner Zeit nach ernsthaft angepisstem, gestandenem Kerl, sondern nach aufmüpfigem Halbstarken – Männlein und Weiblein teilen sich hier übrigens den Sängerposten – klingt. Ausblenden ist kaum möglich, die halbe Stunde wird zu einem wahren Martyrium und schon zu Beginn stellt sich der Wunsch ein, den Peinigern kräftig eine zu schallern, auf dass sie doch zur Besinnung kommen mögen. Der Rest des Quintetts macht seine Sache mit den üblichen Breakdowns, bemühtem Groove und einigen abgetakelten Melodien auch nur unwesentlich besser. Meist bewegt man sich dabei im mittleren Tempo, ab und an tritt man mal das Gaspedal durch – letztlich bleibt alles lieb-, kraft- und charakterlos wie bei den schlechtesten der 27.203 anderen Metalcore-Kasper-Kapellen.

Steckt da etwa ein Plan hinter? Masse statt Klasse? Der finnische Plattenverlag Inverse Records scheint jedenfalls derzeit alle Bands zu veröffentlichen, die sich nicht bei drei hinter den Stahltüren ihres Probebunkers verbarrikadiert haben: Kürzlich erst konnten MIRZADEH mit „Desired Mythic Pride“ und gotisch-kitschigem Melodic Black Metal alles andere als überzeugen, mit „Miasmic Theory“ scheint man jetzt wirklich den (Metalcore-)Bodensatz ans Tageslicht zerren zu wollen. Eine Warnung sei insbesondere an musikalisch eher rückwärtsgewandte Metaller ausgesprochen: Lasst um jeden Preis die Finger von diesem Kokolores, hier holt ihr euch nur irgendeine unschöne Krankheit!

11.06.2014

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