Myhrding - 1350
Jan Wischkowski
MYHRDING scheinen den Zwei-Jahres-Rhythmus anzupeilen – zumindest konnte man sich zuletzt darauf verlassen. Nach ihrem Debütalbum „A Legacy Of Shadows“ (2012) und „Nordens mörkaste kapitel“ (2014) gibt es nun also „1350“. Ebenso verlässlich wie die VÖ-Jahre ist der Stil, der nach wie vor eine große MITHOTYN-Prägung trägt.
Auf typisch norwegischem Schwarzmetall-Fundament dominieren so auch 2016 die Melodien. Während die Leads eine zumeist melancholische Stimmung aufbauen, arbeitet sich das restliche musikalische Allerlei relativ zahnlos an Altbekanntem ab. Immerhin scheinen das auch MHYRDING zu wissen und räumen ihren Stärken viel Raum ein. Doch wenn die Melodien wie in „A Deeper Kind Of Agony“ einer schrofferen Gangart weichen müssen, bleibt leider gar nichts hängen und die Schweden fallen in einen völligen Genre-Standard ab.
Das kommt zwar nicht häufig vor, zerrt aber gewaltig an der ohnehin spärlich vorhandenen Originalität von „1350“. Ansonsten setzen MYHRDING auf ihrem dritten Album zwischenzeitlich erneut die Segel und schippern relativ häufig gen Viking Metal. Sei es nun das immer wieder aufkommende Akustikgitarren-Gezupfe oder die Vielzahl stampfender Rhythmen, MYHRDING haben hier eindeutig eine zweite Heimat gefunden. Schade allerdings, dass auf klaren Gesang wie zuvor auf „Nordens mörkaste kapitel“ fast gänzlich verzichtet wird (einzige Ausnahme: der Chorus in „Odens återkomst (The Return of Odin)“), hätte dieser „1350“ ein weiteres Merkmal hinzugefügt – so muss man sich mit dem soliden Gekrächze von Drummer Tomas Bergström begnügen.
Konzeptuell beschäftigt sich „1350“ übrigens mit der Zeit, als die Pest in Schweden ihren Höhepunkt erreichte und auch dort zahllose Menschenleben forderte. Mag zu den traurig singenden Leads passen, bietet textlich aber ebenso wenig Neues im schwarzmetallischen Schubladenalltag. Auf MHYRDING passt die Beschreibung „ganz nett“, aber „1350“ ist leider ohne Highlights und abseits einiger wirklich guter, melodischer Momente auch generell ziemlich blass.
Beabsichtigter Fun Fact: Das Jahr 1350 lag zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 666 Jahre zurück – na immerhin.
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