Metallica - Ride The Lightning

Review

Galerie mit 7 Bildern: Metallica - Rock Am Ring 2014

Was ist das? Nach ihrem ungestümen Debüt, eröffnen METALLICA ihre zweite Langgrille „Ride The Lightning“ mit zarten Akustikgitarren. Doch wer eine Verwässerung des aggressiven Thrash Metals befürchtet, wird auf dem Album schnell eines Besseren belehrt. Cliff Burton hat der restlichen Band zwischenzeitlich zwar die Grundlagen der Musiktheorie erläutert. Zu Klassik-Snobs sind METALLICA deshalb aber noch lange nicht mutiert.

So prescht „Fight Fire With Fire“ in gewohnter Höchstgeschwindigkeit aus den Boxen. Bei Stück Nummer zwei wird aber klar, dass die Band sich weiterentwickelt hat. Waren Midtempo Songs auf „Kill ‚Em All“ noch Ausnahmeerscheinungen, nehmen sie auf „Ride The Lightning“ wesentlich mehr Platz ein. Der Titelsong wartet zwar nach einem Break noch mit schnellen Thrash auf. „Escape“ oder das schleppende „For Whom The Bell Tolls“ setzen allerdings voll und ganz auf runtergefahrenes Tempo. Der Härtegrad wird dabei aber immer oben gehalten. Der Refrain von „Escape“ ist die einzige Ausnahme. Viele sehen den Song gerne als Schwachpunkt der Platte. Hetfield selbst hat einst gesagt, dass es der erste Versuch der Band gewesen sei, mehr Radioairplay zu bekommen. Sei’s drum. Trotz poppigem Refrain (der ein ganz schöner Ohrwurm ist) hat der Song coole Riffs zu bieten. In den Strophen gibt sich Hetfield gewohnt angepisst. So soll es sein!

METALLICA-Fans haben Stoff zum diskutieren

Der zweite große Streitpunkt des Albums ist die (Halb-)Ballade „Fade To Black“. Die Blaupause für „One“ und „(Welcome Home) Sanitarium“ ist eine musikalische Meisterleistung, die zwischen leichter Melancholie und völliger Verzweiflung hin und her wandert. Wer keine Scheuklappen aufhat, wird mit dem Song seine helle Freude haben. Dass „Ride The Lightning“ musikalisch vielschichtiger als der Vorgänger daher kommt, ist auch keine Wunder. Cliff Burton und Kirk Hammett wurden erstmalig aktiv ins Songwriting eingebunden. Dafür kommen Ideen des gefeuerten Dave Mustaine nur noch bei zwei Songs zum Tragen. Neben dem Titelstück ist es das abschließende, sehr atmosphärische Instrumental „The Call Of Ktulu“. Das absolute Highlight der Platte ist allerdings „Creeping Death“. Mitgrölhymne und Riffmassaker in Personalunion, besticht der Song mit einem unfassbar coolem Mitteilteil und dem vielleicht besten Kirk-Hammett-Solo aller Zeiten.

Die Produktion der Platte übernimmt Fleming Rasmussen, der später auch „Master Of Puppets“ veredelte. Der Däne zimmert METALLICA in den Sweet Silence Studios einen Sound, der das Debütalbum alt aussehen lässt. Klar, „Ride The Lightning“ klingt etwas weniger rotzig. Aber dafür ist alles aufgeräumter als zuvor. Die Instrumente sind alle klar voneinander zu unterscheiden. Vor allem die Gitarren matschen nicht mehr rum. Dadurch kommen die messerscharfen Riffs weitaus besser zur Geltung.

Wenn ihr „Ride The Lightning“ noch nicht kennt, solltet ihr das schleunigst ändern. METALLICA waren 1984 weit weg von ihrem kommerziellen Zenit. In künstlerischer Hinsicht hatten die Four Horsemen aber ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Besser als auf diesem Album war Thrash Metal nie!

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03.05.2017

"Irgendeiner wartet immer."

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25 Kommentare zu Metallica - Ride The Lightning

  1. Sane sagt:

    Vielen Dank, absolut gerechtfertigte 10er Wertung!
    Nie waren metallica ausgeglichener.die ungestüme Energie von kill em all ist ständig spürbar,das songwriting ist deutlich gereift und es hat schon gute Gründe warum das Teil die Blaupause für nahezu jedes weitere metallica Release wurde und dass die Band nun endgültig durchstarten konnte.
    Für mich klar stärker als das leicht überschätzte Master of puppets.

    10/10
  2. HH7 sagt:

    Das zweite Album ist eigentlich immer das schwerste, oder sicher schwerer als das erste, da nach einem Wahnsinns Debüt Album wie es „Kill ém all“ war, auch die Erwartungen steigen!
    Doch Metallica sind tatsächlich gereift und das Album hat auch nur unvergessliche Hits. Alben generell zu vergleichen, ist immer schwierig, da die Geschmäcker ja (Gott sei Dank) verschieden sind. Das gute an diesen alten Metallica-Scheiben… Sie sind einfach immer und überall geil anzuhören, und das nach über 30 Jahren. Darum hat Metallica auch bei diesem Album damals alles richtig gemacht. Und darum kann es nur eine Bewertung geben: 10 von 10 Punkte!!! Ein perfektes Album!

    10/10
  3. Andreas sagt:

    Absolut der 10er Wertung kann man nur entsprechen, ich erwisch mich auch heute noch immer wieder dabei mir die Frage zu stellen welche der beiden Scheiben „Ride the Lightning“ oder „Master of puppets“ eigentlich die Bessere für mich ist: für mich schneidet die Ride the Lightning nen Tick besser ab. Wobei der beste Metallica Song ever zumindest für mich auf der anderen Scheibe zu finden ist, Disposable Heroes. Ergänzend noch zur Review find ich persönlich das Solo vom Titelsong am besten 🙂 1985 als ich mir die Scheibe damals noch auf Kassette geholt hatte, war das der Anfang vom Metal für mich und nach dem Intro von Fight fire with fire mein erster richtiger musikalischer Schock, der mich bis heute gefangen genommen hat. Sorry ein wenig Nostalgie musste sein 🙂 Ein zeitloses Meisterwerk mehr kann man da eigentlich nicht sagen.

    10/10
    1. Sane sagt:

      Absolut!
      Auch für mich ist diese Scheibe die wohl wichtigste überhaupt.im zarten alter von ca 6 Jahren lief sie bei mir bereits rauf und runter und auch heute noch regelmäßig.dieses Album begleitet mich mein ganzes Leben und hat mich zum härteren metal gebracht.
      Geschädigt durch einen Vater in einer metalband und damit verbundene,sehr frühe, besuche im proberaum und auf Konzerten ist dieses Album für mich genau so wichtig wie dieser Umstand.
      Die Essenz des metal für mich.

      10/10
  4. elend sagt:

    escape und trapped under ice – diese beiden songs musste ich eigentlich immer skippen. warum auch immer, sie haben mich genervt und sie gehen mir heute noch auf den senkel. dafür ist der rest umso besser. aufgrund der zwei füllnummern für mich halt keine höchstwertung. aber knapp dran.

    9/10
    1. hypnos sagt:

      Trapped Under Ice ist für mich eines der Highlights dieser Scheibe…der besten von Metallica

  5. Salems Witch sagt:

    Völlig überbewertet und gehypt. Genauso wie alle anderen Alben danach. Der letzte Satz ist eine Frechheit gegenüber allen anderen besseren Thrash Metal Bands

    7/10
  6. metal-maniac sagt:

    Nö, da stimmt alles. Man muss Metallica sicherlich nicht mögen aber das als Hype ab zu tun wo die ersten vier Alben doch gemeinhin als Klassiker angesehen werden halte ich zumindest für gewagt.

    10/10
  7. Werner sagt:

    Morjen morjen,
    ich werde nie vergessen, wie ich in der Mittagspause von meinem elend langweiligen Job auf der Bank durch die Fußgängerzone in Ludwigshafen spazierte und dort die Phora (das war damals eine Schwestergesellschaft vom Pro Markt und gibts wohl beides schon lange nicht mehr ) sah und reinging und mich über die riesige Schallplattenabteilung freute, die so viel größer war, wie die in den kleinen Läden meiner Heimatstadt Worms.

    Dort stolperte ich völlig unvorbereitet und uninformiert auf Metallicas Ride the lightning – als ich probe hörte über Kopfhörer bin ich fast vom Hocker gefallen –

    abends dann dahei die Scheibe aufgelegt und ne Flasche Kirsch-Whiskey dazu gesoffen, war das geile Mucke.

    Fühlte sich für mich an, wie wenn man zwischen ner Dinosaurierherde mitrennt und war für mich als Gitarrist bahnbrechend, besonders der Insturmentaltrack – ich meine Land of Ktuulu hieß der, bin mir aber nicht mehr sicher, ist lange her.

    Das Album lief bei mir monatelang rauf und runter 🙂

    Ich kaufte dann immer alles von Metallica, aber dermaßen abgeholt fühlte ich mich nie wieder, einige Alben war ich sogar enttäuscht von – richtig weggehauen wurde ich erst Jahrzehnte später wieder von denen mit der Scheibe, wo die Fans so drüber schimpften: St Anger

    Eigentlich alles starkes Material – aber 10 plus Stern und Jahrhundertalbum würde ich nur die Ride the lightning sehen.

    Insofern stimme ich dem Rezensenten bei – das war der Höhepunkt im Thrash Metal – auch für mich – wobei ich da echt kein Experte bin.

    Weiß nicht warum, aber die Musiker von metallica sind mir ungeheuer symphatisch und wenn ich die sehe, kommen die mir immer vor, wie Familienmitglieder und Seelenverwandte.
    Insbesondere Lars Ulrich und James Hetfield kamen mir von ersten Augenblick vor wie große Brüder.

    10/10
  8. Salems Witch sagt:

    Trotzdem muss ich nicht alles was als klassiker gillt genial finden. Zumal mir vorallem die Produktion nicht zusagt.ist mir einfach zu glatt ohne Ecken und Kanten

  9. Werner sagt:

    Du Salem,

    ich hörte das Originalalbum schon seit Äonen nicht mehr an:)
    In der Regel schau ich die Konzert DVDs/Blu Rays, wo die die alten Songs mitspielen.

    Wie gesagt, 1984 war das für mich ne Ohrenbarung.

    Damals auf Schallplatte.

    Ich sah heute mal auf Amazon Music nach – dort ist die Scheibe nur im remasterten Zustand hinterlegt mit 24 Bit Tiefe und 96 khz Samplingfrequenz.

    Ich hörs gerade und kann deine Kritik gut verstehen – an heutigen Standards gemessen ist das schon recht flach und glatt produziert, mal abgesehen davon, daß es sehr schonend im Tiefbass gemastert wurde, mein Digicheck zeigt unter 40 hz quasi tote Hose.

    Käme das Album heute heraus würde es mich nicht mehr so erreichen. Zur Ehrenrettung sei dazu gesagt, wenn die die Tracks später als Konzertmitschnitte rausbrachten, hat das wesentlich besser gekesselt.
    Ja, in den 80ern waren wir so was wie heute noch nicht gewohnt und auch nicht so verwöhnt,

    wenn ich da aktuellen harten Metal gegenhöre – wie Hiraes: Dormant –
    ist die Metallica recht handzahm:)

    Ich finde aber trotzdem, daß das vor 40 Jahren bahnbrechend war.
    In dem Sektor gabs damals nicht viel – dann kamen Metallica, Exodus , Megadeath, Kreator, Testament und noch ne Handvoll, das wars auch schon – daraus ist mehr oder minder dann die Thrash Szene hochgekommen – ich meine in BRD waren Destruction mit die ersten?
    Ich glaube – die Bands gibts heute allesamt immer noch – extrem beachtlich – in anderen Musikrichtungen findest du nicht viele, die so lange danach noch aktiv und berühmt sind.

    Heute läuft bei mir Metallica unter ferner Liefen – einfach ne Band, die ich total symphathisch finde.

    Also, ich versteh dich absolut ! Bei mir hängen halt auch unheimlich viele Erinnerungen dran aus den 80ern. Wäre ich heute jung tät ich bei Metallica wohl keine Miene verziehen, bei dem Stoff, den man heute kriegen kann. Das ist alles arg evolviert. Was ich die letzten Jahrzehnte in der Musikgeschichte getan hat ist kolossal – und wurde früher in Jahrtausenden nicht erreicht.

  10. Salems Witch sagt:

    Hallo Werner. Selbst für 80. Jahre finde ich das zu glatt Produziert. Alte Slayer,Kreator fand ich schon immer besser. Bei Metallica fehlt mir das rohe ursprüngliche am Thrash. Mit Megadeth kann ich garnichts anfangen wegen dem Gesang. Lieber Overkill, Tankard, Annihilator, Darkness, Coven, Assassin

  11. metal-maniac sagt:

    Ich glaube das Argument mit der Produktion verstehen zu können und dann irgendwie auch wieder nicht. Klar, Metallica haben Songs wie „fight Fire with Fire“. Aber eine reine Thrash-Metal-Band waren sie doch eigentlich nie. Ein Song wie z.B. „creeping death“ ist in meinen Ohren wesentlich „musikalischer“ als alles was z.B. Kreator oder Slayer zu der Zeit fabriziert haben und braucht für meinen Geschmack dann auch eine Produktion, die nicht nur auf rohe Aggressivität ausgerichtet ist.

    Natürlich könnte man Metallica daraus jetzt einen Strick drehen wenn man es unbedingt negativ sehen möchte aber genau das hatte die Band den Kontrahenten voraus. Einen Song dieser Güteklasse haben andere, vergleichbare Bands aus der Zeit in meinen Ohren zumindest nicht. Andersherum war man bei Slayer und Co. wahrscheinlich besser aufgehoben wenn man reinen straight-forward-Thrash hören wollte.

    Zumindest reime ich mir das immer so zusammen. Ich habe die 80er aber altersbedingt nicht mehr aktiv erlebt und mag mich täuschen. Jedenfalls habe ich mal ein Interview mit Scott Ian gelesen, der das ähnlich beschrieben hat. Er meinte gute, aufstrebende Bands gab es damals viele aber das was Metallica geschaffen haben, war zur damaligen Zeit unvergleichlich.

  12. Salems Witch sagt:

    creeping Death ist einer besten Songs des Album . Wer melodische Songs mit hoher Geschwindigkeit von damals hören will Agent Steel

  13. Werner sagt:

    Nabend Maniac,

    sehr interessant was du da schreibst – tolles Feedback und kann ich nachvollziehen.

  14. Werner sagt:

    Nabend Salem,

    man muß sich hier echt einen abmühen, weil man nix gescheit zitieren kann usw – ist leider anscheinend kein Forum, sondern nur ne feedback station oder so was:)

    Zitat der Hexe/r aus Salem:
    Selbst für 80. Jahre finde ich das zu glatt Produziert. Alte Slayer,Kreator fand ich schon immer besser. Bei Metallica fehlt mir das rohe ursprüngliche am Thrash. Mit Megadeth kann ich garnichts anfangen wegen dem Gesang. Lieber Overkill, Tankard, Annihilator, Darkness, Coven, Assassin
    Zu Ende zitiert:)

    Ist interessant – was mir dazu einfällt ist – daß dieses recht unterschiedliche Musikstile sind – und wenn wir da alles in den Topf werfen: Thrash Metal (samt Metallica) haben wir wohl wahrscheins verloren.

    Da ist mir nun wieder was eingefallen – als Metallica hochkamen – gabs diesen Thrash Metal Begriff eigentlich noch nicht –
    zumindest, was ich damals in Zeitschriften las – nannte man das ja noch „Speed Metal“.

    Die von dir genannten Bands (einige davon gefielen mir auch recht gut) – klingen aber schon richtig anders- und ist ne andere Hausnummer auf dem Griffbrett und auch vom Gesang.

    Da entscheidet aus meiner Sicht der Geschmack, was einen anrührt von der Seelensprach und was nicht.

    Metallica und Kreator vergleichen – ist für mich wie Peter Maffay mit Dio vergleichen.

    Das sind andere Welten für mich – da verstehe ich dich jetzt echt umso besser.

    Wenn man da auf die eine Richtung abfährt, kommt einem die andere entweder langweilig oder zu krachig daher.

    Ist für mich immer wieder spannend und interessant- wenn man so einem Ort wie hier mal die Emotionen und Gedanken anderer Fans aus der Szene eingeschenkt bekommt und öffnet den Horizont – schade, daß dies kein Forum ist, wo man sich mal gescheit ne Übersicht verschaffen kann und auch in PN s und Treffen austauschen.

    Hier gibt es viel zu lernen und verstehen und überhaupt –

    ich stelle da auch selbst einiges in Frage, was ich für mich als gesichert gespeichert habe.

    In der Tat, wenn ich meine Liebhaberbrille abziehe – geht mir auch mit Iron Maiden so, die mich überhaupt erst zum Schwermetaller schmiedeten – sehe ich so manches anders und aus anderen Blickwinkeln.

    Weiter so ihr Lieben!

  15. Salems Witch sagt:

    Interessant was du da schreibst Werner. Das gute ist finde ich das Metal so vielseitig ist. Ich bin auch kein reiner Thrash Metal Fan. Ich höre genau gerne auch sehr meloedische Sachen. Meine Vinyl Sammlung geht von ACDC bis Death. Musik ist manchmal auch Stimmungsabhängig bei mir. Mal iron Maiden,dann Candlemass,dann Tankard oder auch mal Folk Metal wie Cruachan und Skyclad.

  16. destrukt. sagt:

    @Werner: Meine, der Begriff Thrash Metal kam auch erst in Zusammenhang mit Anthrax Song „Metal Thrashing Mad“ von der Platte „Fistful of Metal“ 1984 wirklich auf. Witzigerweise ist besagter Erstling von Anthrax eigentlich deutlich eher im Heavy Metal beheimatet. Will sagen, durchaus wahrscheinlich, dass der Begriff im Zusammenhang mit der „Ride the Lightning“ seinerzeit noch gar nicht gefallen ist. Wobei ich den Begriff „Speed Metal“ für Metallica jetzt rückblickend eigentlich auch treffender finde, weil die Basis einfach deutlich mehr im Heavy Metal Bereich liegt, was Melodie und Rhythmik angeht und, zumindest was mein Verständnis angeht, die für den Thrash so wichtige Hardcore-Punk Schlagseite sich maximal noch in der erhöhten Aggressivität der Musik und den roheren Vocals ableiten lässt.

  17. Werner sagt:

    Ja,

    über so manche Bezeichnungen und Kategorisierungen, die in den frühen 80ern vorgenommen wurde, als alles quasi neu entstanden ist, würde man heute wohl schmunzeln.

    Ich hab das auch nicht mehr alles im Kopf, nun bereue ich, daß ich damals meine ganzen Zeitschriften wegwarf bei verschiedenen Umzügen – aber der Platz war einfach nicht da. Beispielsweise Metal Hammer sammelte ich von der ersten Ausgabe – könnte so 1982 oder 83 gewesen sein – bis weit nach der Jahrtausendwende. Aber da war noch so viel anderes Zeug, gerade ausm Hifi Bereich – wie Stereoplay, Audio , Hifi Vision, Hifi Exclusiv, Stereo……
    alles noch real am Kiosk zusammengekauft – auf Papier und mich drauf gefreut, wenn ich am Bahnhofskiosk meine Literatur fürn Zug und den nächsten Morgen aufm Topf zusammenklaubte.

    Ich erinnere mich noch gut an nen Sommerabend 84, als der Metal Hammer die Powerslave von Maiden reviewte und von einem nie dagewesenen Meisterwerk im Gitarrenhandwerk schwadronierte, da gabs dann auch ein Interview, wo man erklärte, was für ein Aufwand es war, die Stimme von Bruce Dickinson dafür richtig einzufangen und daß man da ein Mike nahm, mit dem man normal Saxophon abnimmt und keine Stimme:)

    der als die Review von Queensryches „Rage for order“ rauskam und man davon sprach daß diese Scheibe süchtig macht (genauso ging es mir damals selbst- heute hör ich das gar nicht mehr).

    Diese ganzen „Meisterleistungen“ von damals kriegen heute handwerklich so manche Bands schon auf ihren Demos hin:)

    Legendär damals der Aufruhr, als Judas Priest die Turbo Lover auf den Markt knallten – hatte auch mich aus den Latschen gehauen, ich weiß nicht, ob ne Band heute mit so was überhaupt nen Plattenvertrag kriegen würde, einfach nur bum batsch und viel Hall mit Soße – auch wenns damals ein Burner war, in heutigem Lichte wohl eher nicht. OK, es sei denn man ist eingefleischter Fan.

    Aber das waren halt alles – ich sach mal – Türöffner – wahrscheins hätte es von Maiden die Somewhere in time 1986 nicht gegeben, wenn Priest nicht vorgeschwommen wären mit den ersten Gitarren Synths. Maiden lehnten vorher jegliche Effekte ab und schrieben das auch immer ganz stolz bei einigen Platten dazu – ohne Synths usw. produziert:)

    Metallica waren sich auch Vorturner vor viele Bands – mal aufs Gaspedal zu treten.

    Irgendwo las ich mal, selbst Dream Theater fingen einst als Musikstudenten als Cóverband der üblichen Verdächtigen – wie Iron Maiden und Metallica an – bevor sie ihren eigenen Kram ausprobierten.

    Leider schafften es aber nicht alle Bands, die damals neue Wege aufzeigten zu großen finanziellen Erfolgen – mir blutet immer der Herz, wenn ich an die ersten beiden Fates Warning Alben zurückdenke, ich heulte damals vor Begeisterung, so wirkten die bei mir – ich glaube mittlerweile hat sich die Band aufgelöst, da es finanziell einfach nicht mehr tragbar ist.

    Wenn ich so zurückdenke, meine ganze Perspektive war eine gänzlich andere. Es gab auch Sachen, die fand ich damals schrecklich und heute sach ich mir: Die waren aber mutig! Beispiel – die Debütscheibe von Helloween.

    Wurde in der Presse gefeiert ohne Ende – ich konnte die gar nicht ertragen:) Heute höre ich die gerne.

    Metallica verkauften so weit mir bekannt – von den ganzen Metalbands die meisten Alben – und ich lernte nicht wenige Leute kennen, die die heute noch als ihren Einfluß oder gar Idole mit benennen.

    Die haben damals schon was losgetreten.

    Aber he, mögen muß man es dennoch nicht – und entscheidet der Geschmack – die Mucke spielt daheim aufm Platz.
    Was glaubt ihr, was mir schon die Kinnlade runter klappte, wenn Leute wie Lemmy von Motorhead Leute wie Elvis oder Beatles als Vorbild und Einfluß bezeichneten – das ist Mucke, mit der kannste mich von Kindesbeinen an jagen, geht einfach gar nicht an mich – aber Menschen, deren Mucke ich gerne höre/hörte bezeichnen das als ihre Roots und wären nie ins Busineß gegangen, wenn die sie nicht so für Mucke begeistert hätten.

    Da sind wir wieder bei Musik als Seelensprache -und Gegensätze ziehen sich manchmal total an.

    Das sind so Sachen, über die denkt man gar nicht nach im Alltag – ich auch nicht – wenn sich da nicht – wie hier im Thread – mal Gespräche mit anderen Musikliebhabern ergeben – geht mir mit Filmen auch nicht anders, manchmal greife ich mir an den Kopf wie mich damals so manche Sachen völlig weghauten – die ich heute keine 5 Minuten aushalten ohne mich fremd zu schämen (beispielsweise die Urserie von Enterprise oder Mondbasis Alpha 1).

    Das war eine andere Zeit – und die Zeit drehte sich in den letzten 40 Jahren schneller, als jemals zuvor.

    Das ist heute eine komplett andere Welt – es gab noch nicht einmal Internet und telefonieren kostete ein Vermögen! Briefe waren teilweise wochenlang unterwegs, Bestellungen im Versand dauerten ebenfalls Wochen, geschrieben hat man in der Regel mit der Hand – die wenigsten konnten Schreibmaschine und Geld holte man noch beim Kassierer in der Bank und stand Schlange.

    Ich weiß gar nicht, wenn ich ne Zeitmaschine hätte, ob ich da noch überlebensfähig wäre, so wie ich verwohnt wurde von der Neuzeit. Nur jede Woche ein paar neue Platten – und wegen jeden Mist das Haus verlassen müssen und Zeit aufwenden und Kraft. Supernmärkte gabs auch nur in der Stadt, aufm Dorf eröffnete damals bei uns der erste – war ein Mini Mal – das war eine Revolution – nicht mehr jede Woche stundenlang 2 Mal mit dem Bus in die Stadt und beim Aldi einkaufen, was man tragen konnte.

    Heute wohne ich in einem noch kleineren Dorf – und hab in 5 Minuten Reichweite zu Fuß!!! gleich 3 Großmärkte an einem Platz. Aldi, Penny und der dritte weiß ich nicht mal mehr wie der heißt, da meine Frau einkauft.
    Mit Musik war es nicht anders – eine andere Welt und was damals revolutionär war, erreicht heute manchmal nicht die Standards.

    Ist einfach krass und ich staune, was ich da erleben durfte – die Chance einen 6er im Lotto zu erzielen, ist sicher höher, als ausgerechnet in so einer Epoche hier auf Erden rumzukrabbeln.

    Ich wünsch euch ein geiles Wochenende! Nachrichten ausmachen, Mucke anschalten – abheben.

  18. Nether sagt:

    @destrukt.
    Meines Wissens nach kommt der Begriff aus dem Punk und war Synonym für Pogo. „New York Thrash“ war damals (irgendwann Anfang der 80er ein Hardcore Sampler).
    Wenn wir jetzt mal beim Metal bleiben, verweise ich auf Metalicas Whiplash.

    Adrenaline starts to flow
    You’re thrashing all around
    Acting like a maniac
    Whiplash!

  19. Nether sagt:

    Wrx …
    *Metallicas

  20. destrukt. sagt:

    Du hast natürlich recht, dass der Begriff „thrash“ schon davor im musikalischen Sinne verwendet wurde. Und Whiplash, als „erster Thrash Metal Song überhaupt“ kam mir natürlich auch in den Sinn, wobei Hetfield selbst seine Musik zu der Zeit noch als Speed oder Power Metal bezeichnet hat. Mir gings jetzt tatsächlich rein um die Zusammenführung der Begriffe „Thrash“ und „Metal“ und das wiederum ist in der Musikpresse meines Wissens nach erst durch besagten Anthrax Song passiert. Schließt natürlich nicht aus, dass der Begriff davor schon szeneintern verwendet wurde, wobei mein Eindruck eher der ist, dass dem gemeinen Hörer das Label einer Musik eigentlich solange egal ist, bis es dann irgendwann festgeschrieben steht.

  21. Nether sagt:

    „…dass dem gemeinen Hörer das Label einer Musik eigentlich solange egal ist, bis es dann irgendwann festgeschrieben steht.“

    Volle Zustimmung. Oftmals mussten sich die (Print)medien auch erst mal einig werden. Bis heute streiten sich die Geister über die Ursprünge einzelner Begrifflichkeiten.
    Siehe Black Metal. Holy Moses mit „Black Metal Masters“ von 1980 oder Venom mit „Black Metal“ von 1982?
    Siehe Death Metal. Possessed mit „Death Metal“ von 1984 oder Running Wild mit Teilnahme an der Split „Death Metal“ auch von 1984? Zumal Running Wild damals auch öfter von Noise als Black Metal vermarktet wurde.

    Letztendlich haben diese ganzen Schubladen im Laufe der Jahre seltsame Stilblüten getrieben.
    Was heutzutage so alles als Power Metal gehandelt wird …
    Wenn man für jede Unterart einer Unterart einer Richtung ein neues Label aufmacht, wird man ja bekloppt.

    Scott Ian von Anthrax hat mal gesagt, dass sie sich in der Frühphase nicht einen Gedanken über irgendwelche Stile gemacht haben.
    Und genau so bin ich auch in den Metal eingestiegen. Es gab Metal. Punkt!

  22. Salems Witch sagt:

    Deinen letzten Satz unterschreiben ich so.