Die Nuclear Blast-Hörbuchreihe geht in die nunmehr dritte Runde. Nach der von Schauspieler Heinz Hoenig („Das Boot“, „Der große Bellheim“, „Der König von St. Pauli“) gelesenen AC/DC-Biographie von Martin Huxley und der Audioversion von „The Dirt“, der MÖTLEY CRÜE-History, welcher sich Kollege Ralf Richter („Das Boot“, „Was nicht passt, wird passend gemacht“) annahm, bekommt der Fan harter Gitarrenklänge nun die dritte Gute-Nacht-Geschichte präsentiert.
Claude-Oliver Rudolph, seines Zeichens ein mehr als bekannter Schauspieler, der noch zur alten, wirklich fähigen Riege zählt und in Rollen für „James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug“, „Dirty Sky“, ähem, „Das Boot“ und unzähligen (Bösewicht-)Rollen für die ein oder andere (Krimi-)Serie brillierte, außerdem selbst gerne auf dem Regiestuhl sitzt (unter anderem für MOTÖRHEADs 2004er Musikvideo für „Life’s A Bitch), klemmte sich also Joel McIvers‘ „Justice For All: Die Wahrheit über Metallica“-Buch unter den Arm und nahm im Studio vor dem Mikrofon Platz.
Rudolphs tiefe, ruhige, leicht raue Stimme passt wunderbar zu der leicht (aber sinnvoll) gekürzten Story. Er gibt die Geschichte einerseits sehr emotional, andererseits aber auch ziemlich kaltschnäuzig wieder – je nach dem, wie es die die beschriebene Situation gerade verlangt. Meist aus der Ich-Perspektive diverser Bandmitglieder, Ex-Bandmitglieder, Produzenten und zahlreichen wichtigen Lauten aus dem Bandumfeld erzählend, weiß der seit 1981 im Filmbusiness umher spukende Bad Boy des TV, den Hörer mitzureißen und an der Story teilhaben, nein, sie förmlich miterleben zu lassen.
Auf einzelne Abschnitte einzugehen, ergibt natürlich nicht viel Sinn, zu umfassend und ausladend wird die History hier wiedergegeben und so ziemlich jedes Detail von 1984 bis 2003 ausgeleuchtet. Selbst ich als METALLICA-Verächter (seit 1991) beziehungsweise METALLICA-überbewertet-Finder (vor 1991) bin regelrecht gefesselt von der Story und klebe nun schon zum zweiten Mal zweieinhalb Stunden unterm Kopfhörer fest. „Justice For All: Die Wahrheit über Metallica“ macht deutlich, warum diese Band heute Legendenstatus hat, wieso sie so einflussreich auf die Metalszene ist und war, und weshalb die Jungs aus dem Metal nicht wegzudenken sind. Egal, ob sie nun zuerst da waren oder nicht. Operation gelungen, würde ich sagen! Na gut, manchmal lässt Rudolphs Englischaussprache zu wünschen übrig („Waipläsch“, „Träsch Mettl“), doch anhand seiner Generation kann man locker darüber hinweg sehen.
Das auf zwei CDs verteilte Hörbuch, zu welchem der TV- und Filmveteran auch Linernotes beisteuerte, wurde außerdem noch mit vier Coverversionen aufgelockert, die teilweise, ähem, eher suboptimal ausgefallen sind. Die „Whiplash“-Coverversion von MOTÖRHEAD kommt noch recht kaltschnäuzig und bärbeißig rüber, aber was die Joe Lynn Turner (DEEP PURPLE), Bruce Kulick (KISS), Bob Kulick (PAUL STANLEY BAND), Gregg Bissonette (SANTANA), Tony Franklin (THE FIRM) und Ryan Yerdon (GAVIN ROSSDALE) aus „Nothing Else Matters“ machen, ist absolut indiskutabel. Was soll diese mit Gitarrengegniedel aufgeblasene, blutarme Interpretation denn? Aber auch PRONGs Tommy Victor, EXTREMEs Nuno Bettencourt, ARMORED SAINTs Joey Vera und JUDAS PRIESTs Scott Travis versemmeln ihre Version von „Enter Sandman“ völlig. Brrr! Da machen Whitfield Crane (UGLY KID JOE), Rocky George (SUICIDAL TENDENCIES), Randy Castillo (MÖTLEY CRÜE) und Mike Inez (OZZY OSBOURNE) aus „Master Of Puppets“ eine weitaus bessere Akustikkopie. Aber was soll’s? Wozu gibt es denn die Skip-Taste?
Dieses Hörbuch ist auf jeden Fall ein sehr unterhaltsames, interessantes und packendes. Ach ja, übrigens hat das Rock Hard-Magazin ebenfalls ein Hörbuch über METALLICA am Start, welches auf dem großartigen von Michael Rensen verfassten Special der 2007er Aprilausgabe basiert und von Stefan Schlabritz gelesen wird. Man darf gespannt sein, was die Jungs daraus gemacht haben.
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