Metallica - Hardwired...To Self-Destruct

Review

METALLICA, die für viele „größte Metal-Band der Welt“, haben nach acht langen Jahren des Wartens ein neues Album am Start. „Hardwired…To Self-Destruct“ kommt als Doppeldecker daher und liefert knapp 80 Minuten neuen Stoff für Fans. Nach einem halbgaren Aufguss alter Großtaten („Death Magnetic„), einem ziellosen Garagen-Album („St. Anger„) und zwei zerfahrenen Experimenten („Load„/“Reload„), steht mehr als je zuvor die Frage im Raum, ob die alten Herren noch einmal ordentlich auf den Putz hauen können.

So gut wie lange nicht mehr

Die erste Single „Hardwired“ ließ Ende August schon aufhorchen. Den knapp dreiminütigen Opener haben Lars Ulrich und James Hetfield nach eigenen Angaben innerhalb einer Woche geschrieben und aufgenommen. Solche Spontanität tut der Band offensichtlich gut. Der Thrasher hätte locker auf einem der großen 80er-Alben Platz finden können, ohne dabei wie ein bloßer Abklatsch ebenjener zu klingen.

Weiter geht’s mit „Atlas, Rise!“. Der Mitdtempo-Stampfer überzeugt vor allem mit zweistimmigen Gitarrenmelodien im Mittelteil, die IRON MAIDEN alle Ehre machen. Damit ist Gänsehaut garantiert! Hetfield singt derweil mit einer Kraft, die so schon lange nicht mehr aus seiner Kehle kam. Egal ob Stakkato-Shouts oder griffige Melodien: Der METALLICA-Frontmann hat endlich wieder zu sich gefunden. Die Zeiten vom Gejaule einer sterbenden Katze sind vorbei.

Apokalyptische Grooves und mörderische Komplexität

Kirk Hammett schließt sich da gleich an. Seine Leads und Soli sind mitreißend und eingängig wie zu seinen besten Zeiten. Glaubt ihr nicht? Dann belehren euch „Now That We’re Dead“ und „Moth Into Flame“ eines Besseren. Derweil klingt „Dream No More“ als hätten METALLICA ein Stelldichein mit BLACK SABBATH gehabt. Eine apokalyptische Atmosphäre trifft auf einen mörderischen Groove. Da wippt der Kopf fast schon von selbst mit.

Auffällig ist zudem die hohe Durchschnittslänge der Songs auf „Hardwired…To Self-Destruct“. Bis auf das Quasi-Titelstück geht kaum ein Lied unter sechs Minuten über die Zielgerade. Doch selbst beim längsten Track, dem achtminütigen „Halo On Fire“, erschaffen METALLICA einen Spannungsbogen, der den Zuhörer bis zum Schluss bei der Stange hält.

METALLICA auf der Suche nach dem richtigen Sound

Ein Problem der letzten Platten der Metal-Titanen war oft die Produktion. „Death Magnetic“ war extrem übersteuert; „St. Anger“ hingegen ein einziger Soundbrei. „Hardwired…To Self-Destruct“ ist auch auf dieser Ebene eine große Steigerung. Das Schlagzeug klingt nicht mehr nach einem Haufen Plastik. Die Gitarren auf der anderen Seite braten amtlich, aber stets differenziert aus den Boxen und auch der Bass wummert ordentlich in der Magengegend.

Doch der ein oder andere von euch ahnt es vielleicht schon. Es gibt trotz allen Lobs auch ein nicht zu verachtendes „Aber“. Denn der zweite Silberling kann mit dem saustarken Songmaterial der ersten Albumhälfte nicht mithalten.

Ein bisschen Schwund ist immer

Das zeigt sich schon bei „Confusion“. Der Song hat zwar die ein oder andere gute Idee, dümpelt aber etwas ziellos vor sich hin. „ManUNkind“ hingegen kommt mit einer Menge cooler Riffs daher, zieht sich gegen Ende allerdings arg in die Länge. Trotzdem gibt es mit dem eingängigen „Here Comes Revenge“ und dem thrashigen Rausschmeißer „Spit Out The Bone“ auch im zweiten Teil noch echte Highlights. Und ein richtiger Stinker bleibt auf „Hardwired…To Self-Destruct“ sowieso aus.

METALLICA strafen mit ihrer neuen Platte all diejenigen Lügen, die die Metal-Legende schon längst abgeschrieben hatten. Vergesst alles, was die Band in den letzten 25 Jahren verbockt hat und genießt ihr mit Abstand bestes Album seit der Schwarzen!

18.11.2016

"Irgendeiner wartet immer."

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