Metal Church - The Human Factor

Review

Zwei Jahre nach „Blessing In Disguise“ steht der zweite Streich von Mike Howe und METAL CHURCH in den Plattenläden. Im März 1991 heißt es „The Human Factor“. Ein neues Label ist zu verkünden, die LP presst Epic Sony. Die Bandbesetzung ist stabil und Howe bringt sich weit mehr ins Songwriting ein als beim Vorgänger.

„The Human Factor“ trägt die Handschrift von Mike Howe

Bereits beim Titeltrack hinterlässt Howe seine Spuren. Es geht um den menschlichen Faktor in der Musik, wo Musiker Fehler machen, diese Fehler aber für den menschlichen Faktor sorgen. Das klingt wie eine Geschichte aus dem Jahr 2024, ist aber aus 1991, als vor allem Atari mit seinen Computern in der Musikwelt Einzug hält. Soziale und politische Themen inspirieren „Date With Poverty“, „Flee From Reality“ oder „The Final Word“. Die USA sind ein Thema, wo sich METAL CHURCH mit der Kontroverse um das Verbrennen von Flaggen befassen und behaupten, dass die USA, trotz vieler Fehler, immer noch der beste Ort zum Leben ist.

Beim ersten Blick auf die Tracklist fallen die kompakteren Spielzeiten auf. Die meisten Stücke liegen unter fünf Minuten. METAL CHURCH verlassen den ausufernden progressiven Pfad, nur „Harm’s Way“ hat eine Laufzeit von sieben Minuten.

Der Titeltrack eröffnet den Dreher, Howe und seine Mitstreiter kommen direkt auf den Punkt. Das schnell vorwärts preschende Riffing begleitet Howe bis zum Refrain, der im besten US-Metal-Style stampfend um die Ecke kommt.

Nach einem starken Einstieg folgt eine starke Fortsetzung. „Date With Poverty“ setzt auf einen stampfenden Rhythmus inklusive brillanten Spannungsbogen zum Refrain. „The Final Word“ zeigt nur bedingt die gewonnene Vielseitigkeit von METAL CHURCH seit „Blessing In Disguise“. Gradliniger US-Metal mit krächzenden Saiten gehört natürlich zum Repertoire von Vanderhoof und seinen Mitstreitern auf „The Human Factor“.

„In Harm’s Way“ sorgt für ein Lächeln bei US-Metal-Fans

Das Synthesizer-Intro zu „In Mourning“ überrascht, bevor ein 70er Jahre Hard-Rock-Riff die Hörerschaft begrüßt. Das Riffing bildet das Erkennungsmerkmal und die Nummer klingt nach 80er Jahre und der NWoBHM. Der bereits erwähnte Langläufer „In Harm’s Way“ beendet die A-Seite. Frei nach dem Motto das Beste kommt zum Schluss, liefern METAL CHURCH ein absolutes Highlight mit balladeskem Intro und eine kontinuierliche Steigerung bis zum zweiten balladesken Break, um direkt wieder drei Gänge höher zu schalten. „In Harm’s Way“ ist über seine gesamte Laufzeit brillant und sollte jedem US-Metal-Fan ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Die B-Seite eröffnen die Herren standesgemäß mit „In Due Time“, dass in dem Riffgewitter des Vorgängers untergeht. Aber spätestens mit „Agent Green“ legen Howe, Vanderhoof und Co. nach. Nicht so temporeich, dafür mit exzellenter Saitenarbeit, gibt es einen perfekten Headbanger über knapp sechs Minuten.

Es wird Zeit für Tempo und Speed mit „Flee From Reality“. „Betrayed“ geht zurück zum US-Metal, stampfend und schnaufend riffen sich METAL CHURCH abwechslungsreich in Richtung Zielgerade. Der Schlusspunkt nennt sich „The Fight Song“, der sich temporeich, aber auch eingängig, in Richtung Scheibenende dreht.

“The Human Factor” in der Retrospektive

Die Kritiken zu „The Human Factor“ waren durch die Bank gut und weit besser als zu „Blessing In Disguise“. US-Power-Metal-Highlight des Monats, rund und energiegeladen, ist zu lesen. Allen voran die Gesangsleistung von Mike Howe sticht besonders hervor. Es ist sogar von einem Meisterwerk der Band die Rede und METAL CHURCH werden auf eine Stufe mit MEGADETH als „personifizierte Metal-Perfektion“ gehoben.

„The Human Factor“ ist kompakter als der Vorgänger, aber nicht weniger intensiv und abwechslungsreich. Auf jeder Seite leisten sich die Herren einen leichten Hänger mit „In Due Time“ und allen voran dem rockigen „In Mourning“. Aber selbst die Tracks sind alles andere als schlecht, verhindern am Ende aber die Höchstnote. Trotzdem: „The Human Factor“ ist ein weiterer unsterblicher Klassiker von Mike Howe und METAL CHURCH, den jeder US-Metal-Fan in seiner Sammlung haben sollte.

24.07.2024

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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