Metal Church - Blessing In Disguise

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 22 Bildern: Metal Church - Keep It True Rising III 2023

Mike Howe, legendärer Sänger von METAL CHURCH, verstarb am 26.07.2021. Zum Gedenken an ihren langjährigen Frontmann veröffentlichen die US-Metaller “The Final Sermon (Live In Japan)”, ein Konzertmitschnitt der „Damned If You Do“-Tour 2019 an seinem dritten Todestag. Drei Longplayer von METAL CHURCH tragen vor allem die Handschrift von Howe, der 1988 David Wayne ablöste. Wir wollen auf das musikalische Leben von Howe blicken und die legendären Platten mit einem Blast-From-The-Past-Special würdigen. Der Beginn ist „Blessing In Disguise“ aus dem Jahr 1989.

HERETIC und der Karrierestart

Mike Howe erblickt am 21. August 1965 in New York City das Licht der Welt. Seine musikalische Spur beginnt in Los Angeles. Die ersten Sporen als Sänger verdient Howe bei der Band HELLION, die später in SNAIR umbenannt wurde. Es folgt der Schritt zu HERETIC, die nur das Album „Breaking Point“ veröffentlichten, da Howe die Band 1988 verlässt und sich METAL CHURCH anschließt. HERETIC lösten sich auf. Ähnlich wie in den METAL-CHURCH-Anfangstagen ist „Breaking Point“ Heavy Metal mit einer Portion Thrash. Die Scheibe wird von Kurdt Vanderhoof produziert. Howe weckt mit seiner Gesangsleistung die Aufmerksamkeit des METAL-CHURCH-Bandchefs.

Bei METAL CHURCH ersetzt Howe David Wayne, der unter starken Alkoholproblemen leidet. Schon bei HERETIC handeln die Lyrics von politischen und sozialen Spannungen. Das Thema bringt Howe mit zu METAL CHURCH und vertieft es im Songwriting.

„Blessing In Disguise“, das METAL-CHURCH-Debüt von Mike Howe

Letztmalig bei Elektra, erstmalig mit Mike Howe am Mikro und John Marshall an der Gitarre, veröffentlichen METAL CHURCH am 07. Februar 1989 ihr drittes Werk „Blessing In Disguise“. Die Scheibe gilt als vielfältig und integriert Thrash, Speed und Heavy Metal. Selbst progressive Ansätze sind bei der ein oder anderen Nummer auszumachen. Querverweise zu METALLICA und QUEENSRŸCHE sind genauso zu finden, wie die Einordnung zum US-Power-Metal.

Knapp sechs Minuten „Fake Healer“ zum Auftakt zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Der stampfende Beginn, die Saitenarbeit von Vanderhoof und das Organ von Howe drücken der Nummer den Stempel auf und setzen die Messlatte gleich ganz oben an. Bereits das Intro zu „Rest In Pieces (April 15, 1912)“ lässt aufhorchen. Lyrisch geht es um den Untergang der Titanic, musikalisch erinnern einige Passagen an METALLICA. METAL CHURCH halten das Tempo hoch und sind irgendwo zwischen Speed und Thrash Metal unterwegs.

Edgar Allen Poe und „Tell-Tale Heart“ bilden die Grundlage für „Of Unsound Mind“. Musikalisch knüpfen Howe und Co. mit reichlich Tempo an den Vorgänger an, bevor sich die Ausrichtung ändert. Fast zehn Minuten „Anthem To The Estranged“ beenden die A-Seite. Balladesker Einstieg, einsetzende Saitenarbeit und den zweiten Gang eingelegt, um kurz darauf erneut abzubremsen. Die hohen Vocals von Howe leiten zum mittleren Songteil über, der sich irgendwo im klassischen Metal tummelt. Richtung Ende wird der dritte Gang eingeschaltet, die Gitarren stechen hervor und insgesamt könnte das komplexe Teil auch auf einer QUEENSRŸCHE-Platte zu finden sein.

„Anthem To The Estranged“ und die QUEENSRŸCHE-Färbung

Die B-Seite startet mit einem weiteren Langläufer. „Badlands“ mit über sieben Minuten Laufzeit setzt gefühlt am Ende von „Anthem To The Estranged“ an. Verspielt, aber insgesamt schneller zum Punkt kommen Howe und seine Mitstreiter. Der Gesang übernimmt die Regie und überzeugt vor allem durch die vielschichtige Melodieführung.

Wem die vergangenen Minuten zu experimentierfreudig waren, der wird mit dem Speed- und Heavy-Mix von „The Spell Can’t Be Broken“ abgeholt. Das instrumentale „It’s A Secret“ ebnet den Weg in Richtung Zielgerade, wo „Cannot Tell A Lie“ der Hörerschaft mächtig auf die Glocken haut. Der Schlusspunkt nennt sich „The Powers That Be“. Mit schnellen, aber eingängigen Heavy-Metal-Tönen riffen sich Vanderhoof und Co. gen Scheibenende und sind nicht weit entfernt von US-Power-Metal-Größen wie RIOT oder JAG PANZER.

„Blessing In Disguise“ in der Retrospektive

Ende der 80er Jahre sind die Reaktionen auf die dritte LP aus dem Hause METAL CHURCH unterschiedlich. Als Hit-&-Miss-Angelegenheit wird „Blessing In Disguise“ bezeichnet, wo die Band zwischen Größe und Mittelmäßigkeit schwangt. „Anthem To The Estranged“ und „Badlands“ werden als ein Schaufenster für den neuen Sänger Mike Howe eingestuft, aber Lichtjahre entfernt vom Debütalbum.

Spätere Rezensionen sprechen von einem der besten Alben in der langen Bandkarriere. „Blessing In Disguise“ ist ein Klassiker der 80er Jahre, der leider oft übersehen wird. Mit dem neuen Sänger stoßen METAL CHURCH auf Territorien vor, die eher von progressiven Bands wie FATES WARNING und QUEENSRŸCHE besetzt sind.

Dem ist wenig hinzuzufügen. Vanderhoof und Co. erschaffen mit „Fake Healer“, „Anthem To The Estranged“ oder „Badlands” Klassiker des US Metal. Die Vielfältigkeit von Album Nummer drei sticht hervor, wo sich US-Power-Metal-Ansätze mit Speed, Thrash und progressiven Elementen die Hand reichen.

Der Einstand von Mike Howe ist mehr als gelungen und zeigt einen jungen, hungrigen Sänger, der mit seiner eindrucksvollen Gesangsleistung einen hervorragend funktionierenden Gegenpart zur Saitenfraktion bildet. Wer bisher die Zeit von Mike Howe bei METAL CHURCH vernachlässigt hat, findet mit seinem Banddebüt alles, was die Jahre 1988 bis 1995 ausmachen.

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23.07.2024

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