Mesmerized - Antihuman Inferno

Review

Als die Polen MESMERIZED 2007 ihr ursprünglich 2005 veröffentlichtes Debüt „Coronation“ nochmal auf die Menschheit losgelassen haben, zeigte sich mein Kollege Philip davon wenig begeistert. Zwei Punkte konnten die Jungs damals abgreifen, und dazu saftige Schelten für einen offenbar schnurzlangweiligen MARDUK-Aufguss ohne jede Kreativität. Glücklicherweise habe ich das aber erst gelesen, als ich mir schon einen Eindruck vom gerade frisch fertigen zweiten MESMERIZED-Album verschafft hatte – wenn man das hört, glaubt man nämlich nicht, dass es sich hier um dieselbe Band handelt.

Tut es im Grunde auch nicht, denn seit 2005 haben die Polen einen nicht unerheblichen Teil der Mannschaft ausgetauscht und gegen Musiker aus regionalen Grindbands ersetzt. Das hört man auch. „Antihuman Inferno“ kokettiert zwar mit Black Metal-Ästhetik und erinnert noch vereinzelt in Blasts und Screams an die gleich in mehrerlei Hinsicht schwarze Vergangenheit der Band, ist aber eigentlich ein reines Death/Grind-Album mit deutlicher US-Prägung. An dieser Stelle bin ich mit meiner bedauernswert einseitigen musikalischen Sozialisation eigentlich schon raus. Was ich objektiv sagen kann ist: die Kardinalfehler, die die Jungs bei „Coronation“ aufs Brot geschmiert bekommen haben, machen sie nicht mehr. Die Songs unterscheiden sich durchaus voneinander, auch wenn die eingesetzten Mittel nicht sonderlich kreativ sind: bis ins dritte Untergeschoss heruntergestimmte Gitarren, ein ziemlich brummeliger Bass, relativ einförmige Growls, aber dafür ein ziemlich guter Drummer mit dem ganzen Repertoire an Fähigkeiten, die man hinter der Schießbude einer technischen Prügelband benötigt. Dazu ist die Platte mit einem sehr druckvollen, aber nicht übermodernisierten Klang ausgestattet, der auch bei Gefrickel jenseits der 250 bpm-Grenze noch volle Transparenz garantiert.

Orgasmatische Sensationen erlebe ich beim Hören der elf relativ kurzen Tracks – alle zwischen zwei und drei Minuten – trotzdem nicht. Wenn eine Platte von knappen 40 Minuten schon auf der Hälfte langsam langweilig wird, kann ja irgendwas nicht stimmen. Letztlich haben sich MESMERIZED zwar stilistisch enorm gewandelt und sicher in jeder Hinsicht um mehrere Ligen nach oben gespielt, aber das Ergebnis ist trotzdem nur ein solides Death Metal-Album von der Art, wie sie hier jeden Monat im Dutzend eintrifft.

13.03.2011

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