Mesmerize - Stainless

Review

Eines Tages bekommt der arme Poet von Spitzwegerich (hüstel) die falsche Post.
Da liegt er nun unter seinem zerfledderten Regenschirm und weiß so gar nichts mit der Promo CD der Italiener Mesmerize anzufangen. Doch jüngst hat ihm die nette Hauswirtin nen CD Spieler vermacht – und den kramt er unter dem Stapel Bücher, der neben seiner Bettstatt stets griffbereit ist, hervor, kloppt den Silberling ins Gerät und lauscht andächtig den klassischen Metalklängen.

Was er sich denkt? Nun, er sinniert kurz und schon bald formt sich die arglistige Fragelyrik in seinem Geiste:

„Wenn euch die Leier in der Hand zerspringt, welche Saiten wollt ihr nun aufziehen?
ANDERE?“
„Wenn euch die Stimme dann versagt, was wollt ihr nehmen?
WICK BLAU?“
„Wenn euch zuletzt die Lieder ausgehen, was wollt ihr denn schmettern?
BÄLLE?“

Und so behält der arme Poet Recht… denn bei allem Bemühen… „Stainless“ ist mächtig oxidiert! So ganz rostfrei isses wohl doch nicht, was die fünf Herren aus Mussolinis… ähm, sorry… Berlusconis Reich da fabrizieren. Redlich rackern sie sich ab, aber die Mucke ist schlichtweg fade und höchst unknusper. Dabei sind die Zutaten zunächst gar nicht mal so ungut. Eine klare, dennoch druckvolle Produktion (lediglich die Kicks sind ein wenig zu klackernd) transportiert alle Instrumente sauber ans Ohr und der Sänger Folco versteht sein Kehlwerk im Grunde verdammt prächtig. Dumm nur, dass er dabei zwar recht charismatisch ist, aber sich von den Heerscharen anderer gleichwertiger Italosingvögelchen nicht wirklich abzusetzen weiß – verwunderlich, denn das Songwriting pilgert eigentlich abseits der Spaghettiklischees. Kein nerviges Geklimper, keine zuckersüßen Einkaufshausmelodien, die die Darmzotten sich kräuseln lassen, dafür rockende Riffs und dann und wann auch echte Abwechslung.

Aber zünden tut hier trotzdem nichts. Die Chöre verflachen zur Belanglosigkeit, bevor sie einen Spannungsbogen oder eine echte Hookline zustande bringen können. Nachhaltigkeit sucht man vergebens, da helfen auch die soliden Klampfensoli, die folkigen Streichereinlagen und die teils gekonnten Tempiwechsel nicht darüber hinweg.

Bedauerlich, denn aus den erwähnten Ingredienzien hätte man durchaus zwingende Musik formen können.
So bleiben dem armen Poeten nur die letzten Worte:
„Und so reut sie ihr Gewissen, denn das Lied, das war bescheiden!“

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27.06.2005

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