Die Franzosen MERRIMACK sind zurück und haben ihr fünftes Album „Omegaphilia“ im Gepäck. Seit ihrer vermutlich besten Platte „Of Entropy And Life Denial“ (2006) ist die Band mit „Grey Rigorism“ (2009) und „The Acausal Mass“ (2012) etwas in den Zeitgeist der zweiten Welle des Orthodox Black Metal abgedriftet. Ein weniger straightes Songwriting, die Änderung des Logos und eine leichte inhaltliche Kurskorrektur sprechen dafür. Für die Oberklasse hat es zumindest bei metal.de seinerzeit nicht (mehr) gereicht.
Welchen Weg schlagen MERRIMACK ein?
„Omegaphilia“ steht an der Schnittstelle zwischen Old School und Orthodox Black Metal. Dabei tendieren MERRIMACK eher in Richtung MARDUK und WATAIN als DØDSENGEL oder OFERMOD.
Das Album steht zeitlos für sich – ein modernes Album im besten Sinne. Der Sound ist extrem dicht, differenziert und auf den Punkt gerichtet. Die Band braucht nicht viel Klimbim, Kabbala oder Akustikgitarren. Dafür ist die inhaltliche Dichte des Songwritings enorm, Riffs der Extraklasse werden wie selbstverständlich nebeneinander aufgehäuft. Die Atmosphäre wird vollständig durch die Songstrukturen des Black Metal hergestellt, fremde Elemente sind nicht von Nöten.
„Omegaphilia“ – ein Meilenstein?
Dabei startet „Omegaphilia“ beinahe trivial, nach einem kurzen Voodoo-Intro, welches übrigens vom Ambient-Projekt N.K.R.T. stammt, folgt mit „Cauterizing Cosmos“ der am wenigsten aufregende Song der Platte. Der brennende Kosmos kommt nicht so richtig in die Gänge.
Zum Glück folgen mit „The Falsified Son„, „Apophatic Weaponry“ und „Gutters Of Pain“ drei Titel als absolute Höhepunkte von „Omegaphilia“. Ohne Experimente, nur mit spielerischer Klasse und hervorragendem Songwriting katapultieren sich MERRIMACK auf den Olymp des Black Metal. Die Franzosen pendeln zwischen Raserei und galligem Midtempo und gestalten so ein interessantes und abwechslungsreiches Album. Elemente wie der abschließende Chor in „At The Vanguard Of Deception“ sind partiell und klug gesetzt. Eine okkulte Überfrachtung wird ausgeschlossen.
Summa Summarum
MERRIMACK sind zurück in der Spitzenklasse. „Omegaphilia“ ist eine Weiterentwicklung ohne Innovation, ein Meilenstein durch Fokussierung.
Da dies meine erste Berührung mit Merrimack ist, bin ich in der beneidenswerten Situation das Album bewerten zu müssen, ohne es mit dem sonstigen Schaffen der Band vergleichen zu können. Das Album hat mich aber derart überzeugt, dass die restliche Diskographie jetzt oben auf dem Einkaufszettel steht. Geboten wird hier düsterer, brutaler Black Metal in hervorragend stimmigem Soundgewand, der sowohl mit seinen schnellen als auch mit seinen langsamen Passagen den Hörer in eine erhaben böse Atmosphäre hineinzieht. Erstklassige Riffs und Melodien, die mit jeder Note „Black Metal“ schreien paaren sich ekstatisch mit donnerndem Schlagzeug- und Bassspiel, während über allem die heiseren Klageschreie des Sängers thronen. Eine Neuerfindung oder Grenzverschiebung des Genres ist das hier sicher nicht, aber glaubt man dem Interview auf dieser Seite, war das auch gar nicht der Anspruch der Band. Gut so, denn manchmal reicht es auch, Bekanntes außerordentlich gut zu machen, um zu überzeugen. Und das tun Merrimack auf „Omegaphilia“.