Auch MERRIMACK haben ihn schon spüren müssen, den harten Zensurhammer der Videoportale. Ihr Clip zu „In The Halls Of White Death“ überlebte in der Regel keine 24 Stunden auf YouTube & Co., weil man sich dort neben schwarz-weißem Blut und Satansmesse auch daran störte, dass ein paar Mal eine französische Pornodarstellerin durchs Bild lief. Skandal!
MERRIMACK sind aber keine Skandalmetaller, sondern für mich eher eine Band, deren Alben immer ein wenig Anlauf brauchen, um zur Höchstform zu gelangen, und die in Sachen Black Metal eine Art Bindeglied zwischen orthodoxer Schule und Postmoderne ist. Schon mit dem Vorgänger „Of Entropy And Life Denial“ haben sie diesbezüglich ein respektables Werk abgeliefert, was vermutlich nur aufgrund hundsmiserabler Promo bis dato ein Geheimtip geblieben ist.
„Grey Rigorism“ setzt den darauf eingeschlagenen Weg konsequent fort, nicht ohne Raum für Neues zu lassen. Der Einstieg ins Album wirkt klobig, zerfahren, unberechenbar. Auffallend ist hier vor allem der deutlich progressivere Einschlag. In „Omniabsence“ gibt es regelrechte Sprünge, unerwartet harte Breaks und Midtempo-Gefrickel, kurze Anfälle von Raserei neben Black’n’Roll-Stimmungen, dass man sich in zwei unterschiedlichen Songs wähnt.
Doch das dritte Album der satanischen Franzosen erwacht langsam, sammelt die Stärken der Band. Tiefschwarzes, atmosphärisches Gitarrenspiel, intensive Midtempo-Passagen mit donnernder Doublebassdrum, feine Disharmonien, heiser-keifendes Gebell von Sänger Terrorizt, der seinem Namen alle Ehre macht; und trotz teilweise komplexeren Strukturen bewahren sich MERRIMACK reichlich Platz für eingängige Momente, in denen sie den Hörer garantiert mitreißen. Ganz hervorragend sind dabei immer die ausgedehnten Instrumentalpassagen, in denen die mächtigen Riffs vollständig zur Geltung kommen. Und auch auf „Grey Rigorism“ fehlen sie nicht, die Interludien und Ambientfragmente, welche die bedrohliche Stimmung des Albums untermalen.
Nachdem es bereits bis zu „By Thy Grace“ keinen nennenswerten Ausfall zu vermerken gab, lässt dieser Song noch einmal richtig aufhorchen. Das 13-minütige Opus ist orthodoxer Black Metal in Reinkultur und erinnert mit seinen Tempiwechseln und den verstörend-hypnotischen Riffs stark an ONDSKAPTs „Djävulens Ande“, nur dass die Necromorbus-Produktion auf „Grey Rigorism“ nicht so rau und ungeschliffen klingt.
Das Artwork dokumentiert den Fortschritt: Simpleres aber gleichzeitig kryptischeres Logo, modernes Design eingebettet in Chaos, welches in viele einzelne Ebenen zersplittert ist. Die Welt von MERRIMACK ist nicht schwarz-weiß, sie ist grau.
Super Album, atmosphärisch dicht, vielseitig und trotzdem nicht überladen. Geschwindigkeit paart sich mit stimmigen Slow-Parts. Super passender Sound und die nötige Dunkelheit, um zu überzeugen. 8/10
Da muss Cody Murray und Nick zustimmen. Und wenn das Trio mit vier Fäusten etwas empfiehlt, gilt: Bestellung!
Wirklich gutes Schwarzmetall. Ob sich die Band mit einem neuen und dennoch gänzlich unleserlichen Logo einen Gefallen tut, sei mal dahin gestellt.