Mercyful Fate - Melissa

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Im Herbst des Jahres 1983 erscheint ein Klassiker der Metal-Geschichte. Während andere Meilensteine dieser Zeit jedoch eher in Großbritannien oder den Vereinigten Staaten entstehen, ist es mit MERCYFUL FATE eine Band aus Dänemark, die mit „Melissa“ die Metal-Szene aufmischt.

Das Quintett sticht vor allem dank seines Frontsängers King Diamond hervor, der blasphemische Texte verfasst, live ein markantes schwarz-weißes Make-Up trägt und mit seinem hohen Falsett-Gesang über eine einzigartige, wie auch polarisierende Stimme verfügt. Doch auch durch die Leistung an den Instrumenten sorgt für berechtigte Anerkennung.

„Melissa“ – Ein Einstieg nach Maß

Mit ihrer selbstbetitelten EP, die im Vorjahr erschien, haben MERCYFUL FATE bereits ein starkes Release im Rücken, als es ins Studio geht, um „Melissa“ aufzunehmen. Die Erwartungen unter den Fans sind entsprechend hoch, werden aber auch zufriedenstellend erfüllt.

Bereits mit dem Opener „Evil“ zündet die Band ein Feuerwerk an Ideen ab, das den Track auf lange ins Gedächtnis der Zuhörer brennt und auch heute noch regelmäßig zum besten MERCYFUL FATE-Song in zahlreichen Votings werden lässt. Dies ist deswegen so bemerkenswert, weil „Evil“ alles andere als ein eingängiger Party-Song ist, sondern über einen komplexen aber trotzdem einfach nachvollziehbaren Songaufbau verfügt.

Kunst und Kraft

Dieses Merkmal zieht sich durch das gesamte Album: Seien es eingängige Rocker wie „Curse of the Pharaohs“ oder Hymnen wie der Titelsong „Melissa“, sie alle sind außerordentlich ideenreich komponiert, kommen trotz aller Komplexität aber immer genau richtig auf den Punkt. Dass Michael Denner und Hank Sherman an den Gitarren ein Solo nach dem anderen abfeuern, während der Bass von Timi Hansen und das Schlagzeug von Kim Ruzz die Songs kraftvoll nach vorne treiben, trägt dazu bei, dass das Album an keiner Stelle zu verschachtelt oder gar langweilig wirkt.

JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN sind klar als Einfluss auf „Melissa“ auszumachen. Beim ausgefeilten Songaufbau stehen jedoch auch 70er-Prog- Bands wie KING CRIMSON Pate. Durch die Verbindung dieser Elemente erschaffen MERCYFUL FATE jedoch etwas Neues. Eine frische Leinwand, auf der sich vor allem King Diamond am Mikro austoben kann.

Keine Kompromisse

Der Frontmann verpasst dem Album mit seiner Stimme und seine Texte eine dichte und düstere Atmosphäre. Der Gesang von King Diamond unterstützt das Album aber noch auf eine andere Weise. Der hohe und emotionale Falsett-Gesang springt die Zuhörer unerwartet an, schreckt viele ab, provoziert aber auch dazu, sich tiefergehend mit der Musik zu beschäftigen. Einerseits schrecken die Vocals also ab, verstärken aber auch die Anziehungskraft von „Melissa“.

Gleichzeitig schränkt diese Eigenschaft auch die Breitenwirkung von MERCYFUL FATE ein. Wer King Diamonds Stimme nicht erträgt, gar lächerlich findet, wird „Melissa“ nur zum Teil genießen können. Auf diese Weise wächst aber auch der Stellenwert des Albums. Wie auch die satanischen Texte, eckt die Stimme an, ist so kompromisslos wie der Rest der Musik. „Melissa“ wird dadurch nur noch mehr zu einem vielschichtigen Kunstwerk, dem man sich auf verschiedenen Wegen nähern kann. Zu entdecken gibt es mehr als genug.

 

 

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26.08.2020

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1 Kommentar zu Mercyful Fate - Melissa

  1. BlindeGardine sagt:

    Hier gilt im Prinzip das gleiche wie für alle Frühwerke von Mercyful Fate und auch King Diamond. Klassiker, wenn man denn auf die Stimme des Kings klar kommt. Damit steht und fällt halt das Erlebnis Mercyful Fate/King Diamond.

    9/10