Mercyful Fate - Don't Break The Oath

Review

Also, um wen es nicht schon bei den ersten Noten von „A Dangerous Meeting“ geschehen ist, dem kann eigentlich nicht mehr geholfen werden. Zumindest wenn man sich zur „True“-Fraktion der Metallergemeinschaft zählt. Waren MERCYFUL FATE schon mit dem Erstling „Melissa“ das Hauptthema der damaligen Szene, sollte der Nachfolger „Don’t Break The Oath“ in Sachen Produktion und abwechslungsreichem Songwriting noch einen drauf legen. Dabei wurde das Zweitwerk eigentlich immer als das zahmere der ersten beiden MERCYFUL FATE-Werke angesehen, ähnlich der Vergleiche der Erstwerke von METALLICA oder SLAYER zu nachfolgenden Alben, auf denen die Bands musikalisch reifer wurden, aber auch etwas der jungen, ungezügelten Direktheit und der Neuheit der Debüts verloren ging.

MERCYFUL FATE entwicklen sich auf ihrem Zweitwerk musikalisch weiter

Einerlei, denn während die spektakuläre Gitarrenarbeit des Duos Shermann/Denner oftmals nicht nur bei klassischem Heavy Metal und Thrash-Einflüssen blieb, sondern auch Doppelleads in bester MAIDEN-Manier feil bot, ist wohl die Stimme vom „King“ zusammen mit den satanisch beeinflussten Texten das Alleinstellungsmerkmal damals zu weiteren Bands gewesen und lässt auch heute noch unzählige Black-Metal-Bands auf frühe MERCYFUL FATE als Einfluss schwören. Genau die Stimme von  KING DIAMOND ist es auch, die wahrscheinlich ebenso eine große Zahl großer Heavy-Metal-Affictionados eher ablehnend gegenüber MERCYFUL FATE stehen ließ und immer noch lässt, denn trotz massiger Abwechslung und Stimmumfang ist das Falsettkehlchen doch schon ein ausgesuchter Geschmack. Dabei soll die tolle Rhythmusfraktion aus Schlagzeuger Kim Ruzz und Bassist Tim Hansen natürlich nicht vergessen werden. Gerade letzterer kann durch sein eigenständiges Spiel und auch durch die für damalige Verhältnisse tolle Produktion glänzen, was unweigerlich wieder durchaus IRON MAIDEN-Vergleiche im Kontext der damaligen Zeit nach sich zieht.

„Don’t Break The Oath“ ist ausgefeilter als „Melissa“, aber weniger direkt

Die tollen Soli, aber auch die Breaks in den Songs und ausgesuchte Effekte wie die stimmungsvollen Synthies, Regensamples und Glocken im Eröffner der B-Seite, „The Oath“, zeugen von Abwechslung- und Ideenreichtum für das Jahr 1984, die bei den meisten anderen Bands damals schlicht so nicht oder nicht in solcher Klasse gegeben war. MERCYFUL FATE schafften dabei den Spagat, ihre Lieder eingängig, aber nicht ZU eingängig zu gestalten. Es gibt meist ein tolles Hauptriff oder eine Melodie, an der man sich festbeißen kann, gleichzeitig verschließen sich die meisten Songs zwecks ihrer Länge und auch Abwechslung der vorschnellen Abnutzung und laden ein, die vielen Facetten von „Don’t Break The Oath“ mit neuen Hördurchgängen offen zu legen.

MERCYFUL FATE schaffen einen weiteren Klassiker

Egal, ob eher im Midtempo verordnete Banger wie der Eröffnungstrack „A Dangerous Meeting“ und „Desecration OF Souls“ oder mehr nach vorne gehende wie Stücke wie „Nightmare“ und „Night Of The Unborn“: „Don’t Break The Oath“ beweist sich in jeglicher Disziplin. Dann gibt es noch schwer groovende Songs wie „Welcome Princess Of Hell“ oder das balladeske Zwischenspiel „To One Far Away“ als willkommene Abwechslung zwischendurch. MERCYFUL FATE können durch ihr musikalisches Storytelling durchaus eine gespenstische, beklemmende Atmosphäre im Sinne eines Hörspiels erzeugen, aber die Faust-pumpenden Heavy-Metal-Riffs und einprägsamen Refrains bieten sich ebenso für eine feucht-fröhliche Zeit in der Metaldisco an und machen deshalb diese Musik so vollkommen zeitlos und universell einsetzbar. Keine Produktion und kein Gimmick ersetzt eben gutes Songwriting und das beherrschen MERCYFUL FATE bereits in den 80ern vorzüglich.

Dass Songs wie das kultige „Gypsy“ oder auch der famose Abschluss „Come To The Sabbath“ mittlerweile von zahlreichen nachfolgenden, teilweise auch selber Duftmarken setzenden Bands gecovert wurden, dürfte den Stellenwert des Albums im Metal verdeutlichen. Neben den abgesetzten Einheiten an Platten damals wie heute, der Positionierung in den Billboard-Charts und auch den Lobeshymnen sämtlicher Magazine, ob ein Metal Hammer oder Deaf Forever, überzeugt vor allem die musikalische Qualität. Egal ob Black-Metaller, True Metaller oder NWOHBM-Liebhaber, auf MERCYFUL FATE können sich die meisten aus diesen Lagern doch wohl einigen. Theatralisch, musikalisch bewandert, (zur damaligen Zeit) absolut böse – MERCYFUL FATE hatten das alles auf ihrer Habenseite. Auch heute schadet es nicht, die Anfänge und Einflüsse der extremen Metal Genres respektive den Start von KING DIAMONDs Karriere mit diesem Kleinod artig nachzuarbeiten. „Don’t Break The Oath“ ist als Einstieg dafür ebenso geeignet wie „Melissa“, ganz nach persönlichem Gusto.

 

 

08.04.2020
Exit mobile version