Und wieder eine ausgelutschte und überflüssige Band im völlig überfüllten Powermetalabteil? Genau jene Gedanken hatte ich und schob das Debüt der deutschen Newcomer in den Player. So leicht fällt man Vorurteile, denn was Dennis Riehle , Anders Iwers (TIAMAT), Stefan Gemballa (FLOWING TEARS/RED AIM) mit Sänger Dirk Thurisch (ANGEL DUST)hier zum Besten gibt, zeugt von sehr starker musikalischer Leidenschaft. „Why?“ nennt sich nun dieses melodisch atmosphärische Powermetalalbum, welches zugegeben anfangs etwas an die klavierorientierten SAVATAGE erinnert. Erinnerungen, die sich spätestens nach dem zweiten Song verflüchtigt haben. Nach und nach kristallisiert sich nämlich bei MERCURY TIDE eine gewisse Eigenständigkeit heraus. Die Band ist also doch nicht, wie zu Beginn vermutet, nur ein reines Nebenprojekt einiger vermeintlich nicht ausgelasteter Musiker. MERCURY TIDE beehren den Hörer nicht, wie es bei unzähligen anderen Nebenprojekten leider der Fall ist, mit belanglosen Standardeinerlei; nein ganz im Gegenteil, ihre Musik verbreitet Gänsehautatmosphäre gepaart mit grundsolidem Aggressionspotenzial. Dabei geht die Band aber nur soweit, dass ein konstanter Restanteil Mainstreamtauglichkeit bleibt. Mit den Solos tritt man nur sehr sanft aufs Gaspedal und sorgt somit trotz der ansprechenden Melodien für durchgehend anhörbares Songmaterial und vor allem für ein nicht zu Tode gefrickeltes Album. Der Sound wirkt recht modern und ist aufgrund seiner Melancholie wie geschaffen für die stille Zeit des Winters. Alles in allem eine auf ganzer Linie überzeugende Scheibe für jeden Powermetalfan und zudem ein Album, das sich sehr bequem zu Bands wie SAVATAGE, RAGE, ICED EARTH oder ANGEL DUST zuordnen lässt.
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