Mercury Tide - Killing Saw

Review

Ganze zehn Jahre war es still um Dirk Thurisch seit dem letzten ANGEL DUST Album “Of Human Bondage”. Die ehemaligen Thrasher hat er endgültig zu Grabe getragen. Dafür möchte Thurisch nun mit seinem Projekt MERCURY TIDE – welches er ausdrücklich als Band verstanden wissen will – und dessen zweitem Album “Killing Saw” durchstarten. Die musikalische Ausrichtung von Thurisch hat sich dabei im Vergleich zu ANGEL DUST gravierend verändert.

Thrash-Riffs findet man auf “Killing Saw” genauso wenig wie knackigen Power Metal. ANGEL DUST-Fans dürfen an dieser Stelle gerne erst einmal schlucken und sich überlegen, ob sie weiterlesen möchten. Die Musik auf “Killing Saw” klingt jedenfalls um einiges moderner und es stehen große, wenn auch zuckersüße Melodien im Vordergrund des zweiten MERCURY TIDE Albums. Nicht, dass Thurisch Melodien früher negiert hätte, aber hier hievt er seine Affinität zu großen Melodien auf eine neue Ebene.
Songs wie “Searching” oder “Have No Fear” (wunderbares Zusammenspiel von Gesang, akustischen Gitarren und Piano) gehen sofort ins Ohr und setzen sich dort auch ziemlich hartnäckig fest. Eine Nummer wie “Out Of The Darkness” beispielsweise erinnert vom Riffing her sogar entfernt an SENTENCED. Das Spektrum reicht über modernen Hard Rock bis hin zu leichten HIM-Reminiszenzen. Über der musikalischen Basis dirigiert die markante Stimme von Dirk Thurisch das Geschehen nach Belieben. Das ist im Fall von MERCURY TIDE Fluch und Segen zugleich. Der positive Aspekt ist wirklich, dass viele der Melodien sehr gelungen sind und es schaffen den Hörer zu berühren.

Auf der anderen Seite ist aber genau das zugleich auch der größte Schwachpunkt der Scheibe. Auf “Killing Saw” sind sämtliche Arrangements auf die Stimme von Thurisch zugeschnitten, so dass die Musik etwas auf der Strecke bleibt. Die Lieder klingen teilweise zu gleichförmig und noch nicht ganz ausgereift. Hier hätte man durchaus noch mehr herausholen können, denn die Instrumentierung bietet vielschichtige Riffs und Licks oder auch ein optimales Piano/Gitarre Zusammenspiel ja geradezu an. Nummern wie der harte Rocker “Satan Sister” oder die Ballade “Alone In My Room” könnten wesentlich größer sein, wenn nicht alles auf Stimme und Melodien ausgelegt wäre.

Ich bin echt hin und her gerissen, was “Killing Saw” angeht. Was die Arrangements der Gesangslinien und Melodien angeht, wurde hier sehr gute Arbeit abgeliefert. Trotzdem plätschert die Platte irgendwie an einem vorbei, weil die Musik an sich nicht nachhaltig genug ist. Unter dem Strich ist “Killing Saw” also ein Album, dass einem nicht wirklich weh tut, sich gut zum nebenher hören eignet und ansonsten ein bisschen zu nett ausgefallen ist. Da ist definitiv noch Luft nach oben.

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25.06.2012

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