Nach den beiden kongenialen Vorgängerwerken „11 Dreams“ und „The Hours That Remain“ hatte ich mir vom jüngsten Studioalbum aus dem Hause MERCENARY nicht weniger als den absoluten Oberkracher des Jahres erhofft. Diese Hoffnungen waren – soviel muss man leider sagen – ein wenig zu hoch gesteckt. Aber letztlich handelt es sich hier mal wieder um Jammern auf allerhöchstem Niveau, denn für etliche Stunden bester Unterhaltung sorgt auch „Architect Of Lies“. MERCENARY haben sich mittlerweile als internationale Größe etabliert und bewegen sich konstant auf Weltklasseniveau.
Für den ehemaligen Basser/Growler Kral hat man mit René Pederson mittlerweile einen vollwertigen Ersatz gefunden. So überrascht es nicht, dass den Growls auf dem neuen Album mehr Platz eingeräumt wurde. Für den Klargesang Mikkel Sandager bleibt dennoch rund die Hälfte der Vokalparts übrig – mehr als genug also, um auch den hartnäckigsten Kritiker von seinem Ausnahmetalent zu überzeugen. Im direkten Zusammenspiel vervielfacht sich das Potential der beiden grundverschiedenen Stimmen und trägt somit zur Einzigartigkeit der Musik bei.
Mit ihrem fünften Studioalbum kehren die Dänen ein Stück weit zu ihren Death-Metal-Roots zurück. Die Songs sind deutlich straighter, das Riffing erdiger als zuletzt. Die latente Thrash-Metal-Note ist weitestgehend verschwunden, dafür hat man sich ein warmes Nest in seiner Melodic-Death-Nische gemacht. Auch die Prog-Anleihen haben MERCENARY leicht zurückgenommen. Das mag viele Fans sicher freuen, da es den Zugang zu den neuen Stücken erleichtert, mir persönlich hat die etwas vielseitigere Mischung auf den letzten Alben jedoch etwas besser gefallen.
Dass das Songspektrum somit ein wenig enger geworden ist, fällt angesichts der nach wie vor gewaltigen Energie der zehn Kompositionen kaum negativ ins Gewicht. Obwohl die eingängigen Keyboard-Melodien eine tragende Rolle spielen und bei „Black And Hollow“ sogar ungewohnte Elektro-Effekte Verwendung finden, verfügen die Dänen über eine Durchschlagskraft, die nur wenige Melodic-Death-Formationen erreichen. Angesichts der zahlreichen verschiedenen Elemente, die MERCENARY in ihren Sound einbauen (bei den Gitarren-Soli fühlt man sich vereinzelt sogar an klassischen 80er-Jahre-Stadionrock erinnert), fragt man sich, wie sie es schaffen, dennoch so kompakt zu klingen.
Auf den Opener „New Desire“ folgen mit „Bloodsong“ und „Embrace The Nothing“ zwei absolute Hammersongs, die nicht zuletzt durch ganz große Refrains ein fieses Suchtpotential entfalten. Als Quintessenz des gesamten Bandsounds ist aber der vorletzte Titel „I Am Lies“ vielleicht der geeignetste Anspieltipp. „Isolation (The Loneliness In December)“ ist zwar der einzige etwas ruhigere Track, von suizidaler Depri-Emo-Mucke will man aber auch hier definitiv nichts wissen. Mit „Public Failure Number One“ fährt der Rausschmeißer noch einmal ein buntes Riff-Feuerwerk auf, um wenig später mit einem zuckersüßen, hart an der Grenze zum Kitsch steuernden Refrain zu überraschen.
Auch die übrigen Stücke können überzeugen und sind weit über den Genre-Durchschnitt erhaben. Nach Aussage der Band haben MERCENARY bei der neuerlichen Zusammenarbeit mit Top-Produzent Jacob Hansen eine organischere und offenere Produktion gefahren, die die Stimmung ihrer Live-Konzerte hervorragend wiedergibt. Das behauptet in letzter Zeit zwar so ziemlich jede Band von sich, im Falle von „Architect Of Lies“ trifft es den Nagel aber absolut auf den Kopf. Der berühmte Friesen-Komiker Otto hat also doch mal wieder recht behalten: Dänen lügen nicht.
Umgehauen hat mich dieses Album leider überhaupt nicht, zumal weder meine Erwartungen getroffen wurden, noch gefällt mir die leichte Gradwanderung des Stils, der sich deutlich an SOILWORK zB orientiert. Eine ähnliche Band wie MERCENARY, die mit ihrem letzten Output ein gnadenlos schlagkräftiges Album ablieferten, sind ASSAILANT, die bereits mit ihrem Debütalbum "Nemesis Within" überzeugten konnten und jetzt mit "Wicked Dream" mächtig nachgelegt haben. An dieser Stelle daher die Empfehlung für ASSAILANT und leider nicht (mehr) für MERCENARY.
Kann mich meinem Vorredner nicht anschließen. Dieses Album hat alles, was man nach dem Hammer-Album \"the Hours that remain\" erwartet-wenn nicht sogar mehr. Die Dänen kehren mit dem neuesn Bassist und die tiefen Growls singenden Pedersen zu ihren Melodic-Death-Wurzeln zurück ohne dabei Prog-Liebhaber zu enttäuschen. Dabei knüpfen sie nahtlos an tHtr an in Bezug auf Songstrukturen und einzigartigen Gitarren- und Keyboardmelodien. Neu hinzu kommt eine gewisse Härte mit Growler Pedersen, der in \"Execution Style\" extrem aggressive Vocals an den Tag legt. Für mich stellt dieses Album eine perfekte Symbiose aus Melodie und Schönheit ( Vocals Mikkel Sandager, Gitarren-Riffing) und Härte (Vocals Pedersen) dar. Es gibt noch anspruchsvollen Metal!!