Merauder - God Is I
Review
Ein seltsames Gefühl ist es schon, sich die neue Scheibe der selbst ernannten „Vereinten Nationen unter den Crossover-Bands“ anzuhören. MERAUDER galten zu Zeiten ihres Debüts „Master Killer“ Mitte der 90er als zukunftsweisende Innovatoren, denen auf einer Stufe mit MACHINE HEAD und Co. der große Durchbruch bescheinigt wurde, weil die knallharte Melange aus Metal und Hardcore, der sich die Band verschrieben hatte etwas Neues und Aufregendes war. 15 Jahre später gibt es MERAUDER zwar immer noch, aber aus irgend einem Grund waren es im Laufe der letzten Jahre andere Bands, die diesen Stil perfektioniert haben und den Zahn der Zeit getroffen haben, und sie sind es auch, die im Zuge der Metalcore-Welle die Lorbeeren dafür einheimsen durften. MERAUDER galten für kurze Zeit an der Seite ihrer Big Apple-Kollegen wie SICK OF IT ALL oder MADBALL als die vielleicht metallischste und durchschlagendste aller Hardcore-Bands, umso seltsamer wirkt nun die Tatsache, dass sie sich eigentlich zu keiner Zeit großartig verändert haben, ihr Sound aber dennoch irgendwie wie einer von vielen klingt.
Auch wenn ihnen so manche Idee sozusagen vor der Nase weggeschnappt wurde, „God Is I“ ist dennoch ein roher Bastard mit enormer Effektivität geworden. MERAUDER gehen abwechslungsreich zu Werke, platzieren ihre stampfenden Grooves und eingängigen Songstrukturen äußert gekonnt direkt in der Magengrube. Die Band schlägt dabei manchmal mehr in Richtung Hardcore („Built On Blood“, See You In Hell“), noch öfter jedoch in Richtung Metal aus. Der Titelsong bedient sich an melodischem Gitarrenspiel, die schleppenden Riffs in „Ratcatcher“ und „Hell Captive“ sind eindeutig im Death Metal verwurzelt. Ebenfalls erwähnenswert sind die sehr hämmernd produzierten Drums, die die für dieses Genre erstaunlich ungezwungen wirkenden „kleineren“ Breakdowns mit durchdringendem, langsamem Herzklopfen untermalen. Dazu kommen hin und wieder leicht melodische Vocals, etwa im Opener „Until“, kein Vergleich natürlich zu den hochmelodischen Elfengesängen, die man bei einigen jüngeren Kollegen hört. „Perdona Me“ und „Ahora“ lassen mit ihren zum Teil spanischsprachigen Lyrics den südamerikanischen Wurzeln der Musiker ihren Platz.
„God Is I“ kann heutzutage eigentlich schon rein rechnerisch kein Meilenstein mehr sein, man hört MERAUDER aber an, dass sie schon eine ganze Weile länger diesem Sound verfallen sind als das, was uns heute als neue große Hoffnung verkauft wird. Und einen Fehler macht keiner, der mit metallastigem Hardcore etwas anfangen kann, wenn er sich die Scheibe mal reinzieht. Und das gilt für alle in Frage kommenden Generationen gleichermaßen.