Mentally Blind - Stage: Zero

Review

Soundcheck Februar 2021# 27

MENTALLY BLIND gehören in ihrem Heimatland Polen zur Speerspitze eines Sounds, den vor allem Bands wie ARCHITECTS, WHILE SHE SLEEPS oder in neuerer Zeit CURRENTS geprägt und kultiviert haben: Metalcore- und Djent-Riffing mit gelegentlicher Hardcore-Kante und dem Extraschuss Dynamik durch atmosphärische und hymnische Einschübe. Damit hat es immerhin schon für die eine oder andere Europa-Tour mit anderen namhaften Kollegen wie BURY TOMORROW und MONUMENTS gereicht. Das passende Soundrezept haben die Jungs gut hörbar verinnerlicht.

Obwohl bereits 2009 gegründet, konnten MENTALLY BLIND bis dato lediglich die EP „The Perception“ vorweisen. „Stage: Zero“ ist demzufolge, nach über einer Dekade des Bestehens, das Debütalbum der Polen. Es beinhaltet zehn Modern Metal-Songs, die ein bisschen von allem sind: ein bisschen hart und flott, einem amtlichen Breakdown nie abgeneigt, bisweilen mit einer etwas komplexeren Struktur versehen, immer aber auch gefühlvoll, dynamisch und an keiner Stelle überfordernd. Melodien schwingen immer irgendwo mit, krumme Takte gibt es keine, das Progressive ist eher angedeutet. „Stage: Zero“ ist durch und durch zugänglich.

Das soll keineswegs despektierlich klingen. „Stage: Zero“ hat keinerlei Filler, starke Riffs und viel angenehme Eingängigkeit (zugegeben, an manchen Stellen setzt Fronter Antek Olech seinen Reibeisen-Gesangsstil etwas zu prominent ein und steuert das Ganze dadurch in Post-Grunge-Radionähe). MENTALLY BLIND fügen sich damit bestens in die Reihen des von ihnen bedienten Genres – sie sind aber auch nur eine von vielen, auf diesem Niveau sehr Ähnliches leistenden Kapellen. Für das eine oder andere Metalcore-Bandpaket auf Europatour sollte das reichen. Wenn der mittelfristige Anspruch aber eigene Headliner-Touren beziehungsweise der Übersee-Markt sein sollten, muss die Truppe noch ein bisschen an ihrem Markenkern arbeiten. Ein flotter Zweitling und fleißiges Touren – sobald es dann irgendwann hoffentlich wieder möglich ist – könnten dabei helfen.

03.02.2021

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2 Kommentare zu Mentally Blind - Stage: Zero

  1. nili68 sagt:

    >an manchen Stellen setzt Fronter Antek Olech seinen Reibeisen-Gesangsstil etwas zu prominent ein und steuert das Ganze dadurch in Post-Grunge-Radionähe).<

    Gerade das hebt die von vielen anderen Bands ab und es fügt sich auch in den Sound ein und ich würde das deshalb nicht als Kritikpunkt sehen, zumal es ansonsten nicht an der Toughness hapert. Naja, Geschmäcker und so. Dem Lied würde ich 7 Punkte geben.

  2. Cynot sagt:

    Die Musik geht durchaus klar, wenns einfach mal ein wenig ballern soll. Viel Radiotauglichkeit höre ich da auch nicht so raus (zumindest nicht auf der EP von 2015). Aber das kann sich mit dem neuen Album natürlich ändern.

    „…sie sind aber auch nur eine von vielen, auf diesem Niveau sehr Ähnliches leistenden Kapellen.“

    Ist das nicht ein Problem, dass alle Genre betrifft? Gibt heutzutage einfach zu viele Bands.