Wer Heavy Metal mit Opern-Gesang nicht ausstehen kann, klickt am Besten gleich weiter, denn bei „Wicked Polly“, dem Zweitwerk von MENA BRINNO ist dieser allgegenwärtig. Und leider ist das Zusammenspiel zwischen druckvollem Rhythmus, knackigen Riffs und dem Soprangeträller nicht immer stimmig.
„Banks Of Ohio“ beginnt eigentlich vielversprechend mit einem Riff, das sich sofort im Ohr breit macht. Doch das Hochgetöne verdirbt mir diesen Eindruck gleich wieder. Etwas besser wird es, wenn sich Sängerin Katy Decker darauf besinnt, in normaler Stimmlage zu singen. Doch das ist eher die Ausnahme. Auch Songs wie „Entrapment“, „Katie Cruel“ oder „Court Me“ können durch Melodie und instrumentelle Seite durchaus überzeugen, wenn nicht alsbald das Gezwitscher einsetzen würde. Ich habe durchaus nichts gegen klassischen Gesang bei Metal-Bands. Tarja Turunen, Sharon Den Adel, Sabine Edelsbacher und wie sie denn alle heißen, haben ja oft genug bewiesen, dass die Kombination aus Metal und klassischem Gesang schon funktionieren kann, aber MENA BRINNO übertreiben es mit den Sopran-Attacken einfach. Den Höhepunkt in Sachen schriller Gehörgangangriffe gibt es bei „Secrets Of War“, bei dem mir nur der Klick auf die Skip-Taste bleibt.
Vom Stil her würde ich MENA BRINNO noch am Ehesten mit WITHIN TEMPTATION vergleichen, nur das bei den Holländern eben der Gesang nicht derart penetrant wirkt und das Verhältnis von Instrumenten zu Vocals viel besser abgestimmt ist. Dabei haben die Amerikaner eigentlich ein Händchen für Melodien und lassen auch immer intelligent bemessene Folk-Anteile in den Sound einfließen. Schade, dass das Gesamtprodukt nicht stimmiger dargeboten wird. Das Quartett aus Florida verschenkt wirklich Potential. Hin und wieder habe ich auch den Eindruck, dass Katy Decker gerade manche dieser ultrahohen Töne nicht richtig trifft. Am Besten gefällt mir noch der Schlusstrack „Wildwood Flower“, der wie eine Mixtur aus Folk Rock und Speed Metal anmutet und bei dem sich Katy auch mal etwas zurückhält.
Wen folkig angehauchter Gothic Metal mit extremem Arien-Geträller interessiert, sollte sich „Wicked Polly“ durchaus mal anhören. Alle, denen sich bei hohen weiblichen Vocals die Fußnägel aufrollen, machen dagegen besser einen weiten Bogen um das Album.
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