Men Eater - Gold

Review

Musiker lernen sich „auf dem Rücksitz eines Vans auf der Rückfahrt von einem Festival“ kennen und gründen eine Band. Steht so im Infoschreiben. Muss ein ganz schön großer Van gewesen sein, wenn alle vier späteren MEN EATER-Mitglieder auf dem Rücksitz saßen, das mal am Rande. Ein paar Jahre später hat die Band hunderte von Konzerten, zwei Platten und eine siebenwöchige Europatour hinter sich und muss irgendwie bekannt sein. Das klingt wie das stereotype Amimärchen, ist es aber nicht, weil man das Geschehen in diesem Fall nach Portugal verlegen und auch ein bisschen nüchterner sehen muss: MEN EATER mögen eine talentierte Band sein und auch mal auf einem Festival mit METALLICA gespielt haben, aber sie sind sicherlich nicht die neue Rocksensation.

Warum nicht? Weil „Gold“ zwar eine wirklich gut komponierte Platte irgendwo zwischen Stoner, verschwitztem (Post-)Rock, Sludge und einem latenten Popappeal ist, aber kein Meisterwerk. Zwar hört man MEN EATER in jeder Sekunde an, dass sie irre kreativ sind, Spaß am Komponieren, Arrangieren und Zocken haben, dass sie ihre Instrumente beherrschen und top aufeinander eingespielt sind. Was sie aber nach meinem Empfinden weniger beherrschen ist das Schreiben von Songs, die hängenbleiben, Eindruck hinterlassen. Die harten, groovigen Tracks sind erschreckend austauschbar, die softeren tendenziell wegen ihres sphärischen Postrock-Charakters interessanter, aber auch seltsam diffus. Am stärksten wirkt die Band auf mich, wenn sie klingen, als würden sie mit vielen Gitarreneffekten hemmungslos experimentell jammen, wie in dem dumpfen „4:44 AM“, dem durch ein Saxophon klasse aufpolierten „When Crimson Trips“ oder dem wunderbaren Zwischenstück „S A V N“, in dem ein Akkordeon fantastisch eingesetzt ist. Diesen tollen Ideen stehen dröge Stadtfest-Rocksongs mit cleanen Vocals und Allerweltsriffs („Atlantic“, „The Ground Beneath The Ground We’ve Been“) entgegen, die einfach keinen Spaß machen.

Für meinen Geschmack rühren MEN EATER mit ihrem vielseitigen Talent in mehr Töpfen als nötig. Sich bei „Gold“ auf einen enger umrissenen Stil festzulegen und ihn konsequenter auszuarbeiten, hätte dem Album vermutlich besser zu Gesicht gestanden. So egalisieren sich richtig gute und ziemlich schlechte Ideen, und was dabei herauskommt, ist eine lauwarme Geschichte.

08.06.2011

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