MEMPHIS MAY FIRE haben mit „This Light I Hold“ ihr viertes Studioalbum von der Leine gelassen. Das bezeichnet es am besten. Denn auch wenn es hier und da seine sanften Seiten hat, beißt das neueste Werk pitbullartig zu, hinterlässt aber keine Schmerzen auf deiner Haut, sondern ein wohliges Gefühl. Frei nach dem Motto: „Der tut nichts, der will nur spielen“, bellt uns Sänger Matty Mullins im Opener „Out Of It“ herzallerliebst an und zeigt Zähne, um dann wieder im Refrain sanft die Schmusetour zu fahren.
Die Texaner haben sich diesmal ausreichend Zeit gelassen, um die Songs reifen und wachsen zu lassen. Schließlich ist es seit den letzten Studiotönen über zwei Jahre her. „Wenn wir Zeit haben zu schreiben und nicht ins Studio stürmen, macht das einen so gewaltigen Unterschied. Musikalisch, lyrisch, klanglich“, bestätigt Mullins öffentlich. Das Ergebnis dieses Reifeprozesses sind im einzelnen starke, repräsentative Tracks, die aber ineinandergreifen und das Album somit zu einem Gesamtwerk wachsen lässt.
Bekannte Strukturen, aber herrlich authentisch treibend
Ohne Frage beherrscht Mullins den Wechsel zwischen den wütenden Screams und den sauberen Tönen perfekt. Hier und da wirken diese aber zu glatt geputzt. Die gut platzierten, aber nicht so sehr überraschenden Breakdowns machen es zum Glück fix wieder dreckiger. Schöne Drums. Lassen einen erst langsam herankommen, treiben munter voran, und schmettern dann final aus den Vollen („Letting Go“). Die Band setzt auf die bekannte Struktur aus Hooklines, die sich festfressen („Will I ever find a way to cope. Letting go is all i’ve ever known.“ aus „Letting Go“), traut sich, leise zu sein, und treibt dann wieder in der nächsten Sekunde mit Gitarrengewitter voran. Das alles herrlich unaufgeregt und authentisch.
Absolutes Highlight des Albums ist „This Light I Hold“. Sofort erkannt und sofort für toll befunden. Nu-Metaler Sänger Jacoby Shaddix von PAPA ROACH liefert hier seine unverkennbare Voice. Dadurch bekommt der Song einen geilen Nu-Metal-Drive. Schönes Ding.
Überzeugende Lieferung
Wer seine Quotenballade braucht, darf sich mit heißem Kakao zu „That’s Just Life“ ins Wolldeckchen kuscheln. Nicht unbedingt notwendig fürs Gesamtkonzept des Albums, aber Fans freuen sich sicher über den ruhigen Teil, und schließlich kann man ja auch mal eine Pause zum Luftholen gebrauchen.
„This Light I Hold“. Nun gut. Zusammenfassend zeigt das „Licht“ zwar wenig Überraschendes. MEMPHIS MAY FIRE bleiben aber ihrem Stil treu, und das ist echt überzeugend. Hier sitzt alles, wo es soll. Irgendwie auch stimmiger als beim Vorgänger „Unconditional“ (2014). Manche Sachen dauern halt eben länger, um an Ende gut zu werden. Das vierte Studioalbum ist genau diese Form von gut. Hört rein und verheddert euch bitte nicht bei den krasseren Parts in eurer Wolldecke.
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