(Man verzeihe mir bitte die öfters mal verwendete Kriegsrhetorik, aber sorry, bei einer Kapelle wie MEMORIAM kann man kaum anders…)
Und mit welchen anderen Worten als „Vom Panzer überrollt!“ soll man denn bitteschön sonst beschreiben, wie man sich nach exakt 43 Minuten und 36 Sekunden „For The Fallen“ fühlt? Was uns MEMORIAM hier auf ihrem Debüt um die Ohren hauen ist nichts weniger als ganz große Death-Metal-Kunst und verdammt nah dran an der Perfektion! Genau darauf hat die Szene seit Jahren gewartet…
Zwei Songs kennt man bereits von „The Hellfire Demos“, nämlich das knochentrockene „War Rages On“ und „Surrounded (By Death)“ mit seinem Mix aus synchronen Midtempo-Headbanging und Mähnen-Propeller à la Corpsegrinder. Und „Resistance“ wurde ebenfalls bereits auf dem zweiten Teil dieses Demos veröffentlicht. Daher wollen wir uns an dieser Stelle lieber ausführlicher den restlichen fünf brandneuen Stücken widmen.
MEMORIAM – und aus der Asche, da rollt ein Panzer…
Dabei fungiert „Memoriam“ als eine Art Intro und leitet die Scheibe gleich mal unheimlich drückend und schwer schleppend ein. Diese Intensität ist absolut einzigartig. Völlig logisch, dass einem da sofort wieder BOLT THROWER-Assoziationen kommen. Dann setzt Karl ein und es wird einem sofort bewusst, wie sehr man den Kerl und sein unvergleichliches Organ vermisst hat, willkommen zurück! Ein bekanntes Zitat des früheren britischen Premierministers Chamberlain leitet schließlich stilecht und bedrückend die eigentliche Attacke ein. Und schon beim ersten richtigen Song fällt einem sofort auf, dass MEMORIAM weit mehr sind als eine bloße Kopie oder gar Fortsetzung von BOLT THROWER, denn man hört auch deutlich die BENEDICTION-Elemente heraus. Sehr cool, denn bei Basser Frank Healy‘s Band ist ja nun auch schon seit neun Jahren veröffentlichungstechnisch Sendepause. Dann kommt „Reduced To Zero“ mit seinen endgeilen Harmonien gleich zu Beginn, dazu dieser furztrockene und glasklare Sound, Volltreffer. Als textlichen Einstieg wählt man hier übrigens die Zeile „Reduced to zero – Sum of mankind“, quasi 1:1 übernommen vom „Mercenary“-Kracher „Zeroed“. Wer da keine nostalgischen Tränchen verdrückt, der hat in Sachen britischem Death Metal dringenden Nachholbedarf. Der Song schleppt sich einfach herrlich über das Schlachtfeld, klarer Hit!
Nahezu perfekter Old School Death Metal von MEMORIAM
„Corrupted System“ hingegen ist eher der flotte Brecher, wieder mit deutlichen BENEDICTION-Anleihen. (Ob da Mr. Healy nicht mal Bock bekommt, endlich mit denen wieder etwas neues auf die Beine zu stellen? Mehr dazu und viele weitere interessante Details gibt es in unserem Interview mit MEMORIAM.) Und dieser Track zeigt eindrucksvoll, dass sich die Herren keinesfalls zwanghaft auf schwere Midtempo Hymnen versteift haben. Es wird aber dennoch keinesfalls durchgeknüppelt sondern ganz geschickt das Tempo auch mal gedrosselt. Und die Wiederholung des Titels am Ende, immer und immer wieder, das lässt ein schon selig grinsend an „Subsconscious Terror“ denken. Alleine für diese kleinen Details und Zitate muss man MEMORIAM einfach lieben! Den folgenden Track kann man dann wieder eher in die Kategorie der schweren Nackenbrecher einsortieren. Und passend zum Titel klingt der Song mit dem typischen „Flatline“-Geräusch aus. An dieser Stelle sollte man unbedingt mal auf die Gitarrenarbeit von Scott Fairfax zu sprechen kommen. Denn was der sich an Harmonien und Soli aus den Fingert leiert, ist einfach nur absolut genial.
Den epischen Abschluss eines Wahnsinns-Debüts bildet dann „Last Words“. Wobei man natürlich schon berücksichtigen muss, dass die Herrschaften zusammen Dekaden von Erfahrung in diesem Geschäft und bereits so manche Killer-Scheibe in der Vita stehen haben. Aber sei es drum, da ist er wieder, dieser typische BOLT THROWER-Schwermut. Plötzlich der Bruch und man lässt nochmal die Wut heraus. Dann wird es wieder wehmütig hymnisch. Anschließend schaltet der Panzer wieder zwei Gänge hoch und dann wieder zurück, kommt halt ganz auf das Gelände an. Und getragen von einer großen Portion Melancholie scheint der Song auszufaden. Kriegslärm, schwere Geschütze. Doch halt, da kommt noch was. Begleitet von einem monoton rezitierten Riff rollen MEMORIAM davon, bis der Panzer abrupt stoppt. Aus, Ende, die Kopfhörer scheinen direkt in die Ohrmuscheln gedrückt, der Druck war einfach zu groß, man ist geplättet…. Kurz durchschnaufen, nächster Durchlauf!
Ist „For The Fallen“ nun die Scheibe, die BOLT THROWER in ihren letzten zehn Jahren vergeblich versucht haben zu schreiben? Ist dies der würdige Nachfolger von „Those Once Loyal“? Ja und nein. Ja, weil die Parallelen teilweise schon frappierend sind. Nein, weil MEMORIAM noch weit mehr Facetten zu bieten hat. Man würde der Band absolut unrecht tun, sie ausschließlich auf dieses Erbe zu reduzieren. Aber eines ist unumstößlich: So relativ simpel aber ungemein effektiv und megagenial kann Death Metal sein!
Hmmm, die Stimme von Willets ist aber auch nicht mehr so der Burner. Hat offenbar ziemlich gelitten über die Jahre. Kraftvoll klingt anders. Wirkt über das gesamte Album ziemlich gequält und irgendwie luftleer heiser. Schade.
Geil, die alte Earache Schule, passt alles gut zusammen + super Songs, teilweise etwas punkiger als Bolt Thrower. Genau nach meinem Geschmack.
Eigentlich geile Platte. Der Gesang ist für mich auch eindeutig der Schwachpunkt.
Ich war von der Stimme auch negativ überrascht: Als ich mal einen Vorab-Track von Memoriam hörte, wusste ich noch nicht, wer da am Mikro steht, und dachte nur: Puh, nee, die Stimme ist ja mal ganz schön lasch. Da war ich regelrecht entsetzt, als ich las, dass das der Mister Willets von Bolt Thrower sein soll.