Memorain - Evolution

Review

Muss man bei diesen Namen noch was sagen? Steve DiGiorgio! Gene Hoglan! Ralph Santolla! Chris Valagao! Alles klar, gekauft – könnte man jetzt denken. Doch bei dem unter griechischer Flagge segelnden Thrash-Metal-Projekt MEMORAIN können die großen Namen nicht das halten, was sie vermeintlich versprechen. MEMORAIN, aus der Taufe gehoben von Ilias Papadakis, sind mittlerweile ein reines Studioprojekt, welches live mit diesem Killer-Lineup wohl nie auftreten wird. Und leider hört sich die ganze Platte so an, wie sie produziert wurde: Als zusammengebasteltes Album von Musikern, die jeder für sich in ihrem Heimatstudio ihre Tracks aufgenommen, sich aber nie zusammen in EINEM Studio getroffen haben.

Ich weiß nicht genau, wie der Hauptsongschreiber und Produzent Pagadakis das Kunststück vollbracht hat, Studiomusiker solchen Ranges um sich zu scheren (als weitere Gäste treten u.a. noch Tim „Ripper“ Owens, Jeff Waters und David Ellefson auf!), aber vermutlich war es ganz einfach – eine ausreichende Gage. Vielleicht hat er dafür fünf Jahre lang gespart, die seit dem letzten Album „Reduced To Ashes“ vergangen sind.
Ganz ehrlich, gerade bei Namen wie DiGeorgio und Hoglan erwartet man schon gewisse Hammerqualitäten, auch wenn beide Musiker ihren Ruf als „hired guns“ weghaben. Rein handwerklich gibt’s daher nix auszusetzen, aber mehr als generischer Thrash Metal gewöhnlicher Spielart kommt unterm Strich nicht raus. Auf Dauer ermüdendes Midtempo gepaart mit kurzen Energieausbrüchen und einigen leckeren Soli-Einlagen. Standardkost von der Theke. Valagao gibt am Mikro sein Bestes, was die Platte mächtig aufwertet. Ohne seinen charismatischen, teufelsgleichen Gesang, den ich auch bei ZIMMER’S HOLE sehr schätze, würde „Evolution“ nicht halb so einen guten Schnitt machen.

Neben den mäßig unterhaltsamen, weil leider völlig unspektakulären Songs, sticht vor allem die flache Produktion negativ ins Ohr. „Evolution“ klingt auf voller Länge so trocken wie das Küchenbrett, auf dem ich mir morgens meine Brötchen schmiere. Allein beim Klang des Schlagzeuges dürften sich Hoglan die Fußnägel hochrollen – null Energie, null Power! Wenn ich mir überlege, was die letzten Alben von ZIMMERS HOLE und TENET (in recht ähnlichen Besetzungen) für Ärsche getreten haben – dagegen ist „Evolution“ eine regelrechte Schlaftablette. Das hier ist Patchwork-Thrash und Session-Overkill, wie man es nicht machen sollte. Die-Hard-Thrasher könnten aber trotzdem Gefallen dran finden, denn solide ist das Teil auf jeden Fall. Aber ’solide‘ war auch noch nie ein zwingender Kaufanreiz.

21.11.2012
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