MEKONG DELTA? Da könnte man jetzt seitenlange Geschichten erzählen über in der Frühphase gerne verschleierte Identitäten, virtuose Klassiker um „Erich Zann“, überraschende Comebacks und vieles mehr. Nach ellenlanger Zeit meldet sich diese rätselhafte Band also mal wieder zurück. Und Bassist Ralf Hubert macht dort weiter, wo er schon immer gerne verweilte, in dieser Mixture aus Thrash, der damals ziemlich neo war, obwohl es diese Bezeichnung noch gar nicht gab und selbige dann später für einen ganz anderen Stil Verwendung finden sollte, Klassikelementen, eigenwillig hell gefärbtem progrockigen Gesang (Prog gabs auch noch nicht, man sollte sich aber später aber seitens der Epigonen gern eines der Urväter dieses Stils erinnern) und konzeptionellen Arrangements.
„Lurking Fear“ lässt die Zeit stillstehen, denn so klangen MEKONG DELTA zu seligen „Erich Zann“-Zeiten, komplex, hektisch, Soli, trashige Rhythmen in ein Fundament aus mit vielen Notenburlesken verziertem Stahl gegossen. „Purification“ tönt undurchsichtig, kompliziert, eckig, hakelig. „Immortal Hate“ bietet feinsten Speed, entschlossene Vocals, die Gitarrensektion steht niemals still, das Break lässt erschaudern. Der schräge Refrain ist so noch nie vernommen worden; ganz klar bisher das Highlight der CD. Eigenwillig produziert und arrangiert ist die Musik auch, sehr „rappelig“; damit meine ich nicht garagenhaft, sondern trocken-klackernd, kaum jemals wirklich innehaltend. Und ordentlich Hall bzw. Pomp ist natürlich ebenso Teil des MEKONG DELTA-Klangkosmos.
Die quer über das Album plazierten Instrumentalstücke „Allegro Furioso“, „Moderato“ und „Allegro“ zollen orchestraler Klassik und ausufernder Filmmusik den fanfarenhaften Tribut; „Rulers Of Corruption“ zeigt, dass diese Form Musik einige Umläufe brauchen wird, um seitens des Hörers gänzlich erschlossen zu werden. Die hellen, quasi gegen das Grundthema angesungenen Vocals verwirren bisweilen. Die Gitarrenarbeit ist erwartungsgemäß erste Sahne, wie wir es von MEKONG DELTA seit 20 Jahren gewohnt sind. „Ratters“ ist noch komplexer bezüglich des Mit- (oder Gegen-?)einanders von Gesang und Instrumentalabteilung.
„Defenders Of The Faith“, ist das jetzt Differentialrechnung? Manchmal ist es schon schwierig, bei soviel klinischer Kälte und Kopfmusik die Übersicht zu behalten. Da kommt urplötzlich dieser tolle Chorus, für den so manch ein Thrash-Sänger sein rechtes Bein geben würde, ein wenig an SATAN erinnernd. „Symphony Of Agony“ ist auch völlig überdreht, opulent, voller Melodien querlaufender Art, nicht zu durchschauen. Da haben uns MEKONG DELTA aber einen Brocken präsentiert. Die, die schon früher begeistert waren, können bedenkenlos zuschlagen. Allen anderen empfehle ich schon, erst mal reinzuhören, denn diese Musik fordert uns einiges ab. Dass sie allerdings gut ist, steht außer Frage.
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