Megaton Sword - Might & Power

Review

Knapp drei Jahre sind ins Land gezogen, seit MEGATON SWORD ein wahres Freudenfest für Epic-Metal-Fans in Form ihres Langspieldebüts „Blood Hails Steel – Steel Hails Fire“ über die Alpen geschickt haben. Mit „Might & Power“ ziehen die Schweizer Echtstahlschmiede nun zum zweiten Mal in die Schlacht und geben sich dabei so subtil und selbstbewusst wie ein junger Joey DeMaio. Nur dass das Selbstbewusstsein bei MEGATON SWORD heuer durchaus gerechtfertigt ist und auf einem gesunden musikalischen Fundament ruht.

MEGATON SWORD lassen die blutigen Schwerter kreisen

Richten sich Bombast-und-Zucker-Truppen wie TWILIGHT FORCE eher an Elfenfreunde und Freizeit-Hobbits, so suhlen sich MEGATON SWORD dagegen im Schmutz schmuddeliger 80er Sword & Sorcery-Schinken. Hier gelten der lederne Lendenschurz oder der Kettenbikini noch als ausreichende Rüstung, feindliche Schwerthiebe gleiten einfach von der geölten Heldenbrust ab und zwielichtige Kultisten werden gleich im Dutzend einen Kopf kürzer gemacht, bevor es dem bösen Hexenmeister an den Kragen geht.

Entsprechend wuchtig donnert der Opener „The Raving Light of Day“ eingeleitet von kriegerischen Trommeln aus den Boxen und direkt in den Nacken. Verstärkt um einen zweiten Gitarristen haben MEGATON SWORD nicht nur eine ordentliche Schippe Druck draufgelegt, auch Frontmann Uzzy Unchained eröffnet das Album so aggressiv und kraftvoll wie selten zuvor. Zwar wird „Might & Power“ für manche wie schon das Debüt mit der im besten Sinne kauzigen Gesangsdarbietung stehen oder fallen; der Frontmann bleibt mit seiner sehr eigenen Stimme irgendwo zwischen Martin Walkyier (u. a. Ex-SKYCLAD), einem nöligen Biff Byford (SAXON) und Tim Baker (CIRITH UNGOL) aber das herausragendste Alleinstellungsmerkmal der Truppe und die dezente Erweiterung der Palette steht ihm gut zu Gesicht.

Natürlich gibt es nicht nur auf die Möppe, „Iron Plains“ etwa lässt spacige 70s-Rock-Einflüsse zu, die sich auch beim restlichen Material immer wieder in verspielten Soli manifestieren. „Raikaszi“ wiederum steigert sich von einer ruhigen Halbballade zu einem schmachtenden Epik-Ohrwurm. Bei den leisen Tönen hat sich Uzzy Unchained deutlich gesteigert, bedenkt man, dass „Crimson River“ vom Vorgänger teilweise noch regelrecht in den Ohren wehtat. So beendet „Babe Eternal“ das Album dann auch mit Pianobegleitung und verträumten Leads auf einer überraschend gefühlvollen Note. Aber keine Angst, dazwischen gibt es mit dem doomigen „Power“, dem treibenden „Might“ oder dem bissigen „Cowards Remain“ jede Menge Stoff zum Fäuste recken und headbangen.

„Might & Power“ zeigt MEGATON SWORD gefestigt und selbstbewusst

Ihren eigenen Stil hatten MEGATON SWORD gefühlt schon auf „Blood Hails Steel – Steel Hails Fire“ gefunden, wenn nicht sogar bereits auf der Debüt-EP „Niralet“. Auf „Might & Power“ festigen die Eidgenossen diesen nun, schmücken an den richtigen Stellen aus und geben sich hier und da sogar im angemessenen Rahmen experimentierfreudig, ohne dabei jedoch die Stammkundschaft zu verschrecken.

Stellenweise ist das zweite Album auch etwas sperriger als der Vorgänger geraten, dafür verspricht die gesteigerte Vielseitigkeit eine erhöhte Langzeitwirkung. Ihren Platz zwischen alten Recken wie MANILLA ROAD, CIRITH UNGOL, frühen MANOWAR und Zeitgenossen wie ETERNAL CHAMPION und VISIGOTH haben sich MEGATON SWORD jedenfalls redlich verdient.

17.02.2023

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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