Megadeth - Countdown To Extinction

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Am 14. Juli 1992 veröffentlichten MEGADETH mit „Countdown To Extinction“ ihr fünftes Album und schaffen damit endgültig den Durchbruch.

Der Weg zu „Countdown To Extinction“

Nach dem Einstieg von Schlagzeuger Nick Menza (R.I.P. 21.05.2016) und Gitarrist Marty Friedman entwickelten MEGADETH ihren Speed / Thrash Metal in neue Sphären, was letztendlich im Referenzalbum „Rust In Peace“, veröffentlicht im September 1990, gipfelte. Ein Feuerwerk an messerscharfen Killer-Riffs, Leads und Soli auf einem Fundament schneller, präziser Rhythmen in komplexen Songstrukturen und teils überlangen Stücken. Ein Meisterwerk und eine verflucht hohe Messlatte für alles, was danach folgen sollte.

Dave Mustaine und David Ellefson hatten zu dieser Zeit gerade ihre Drogensucht zumindest vorerst hinter sich gebracht und das neue Line-up sollte sich nicht nur als stabil für die nächsten Jahre herausstellen, sondern auch immens wichtig für die Entwicklung und den Erfolg von MEGADETH werden. Eine besondere Konstellation, musikalisch top, die Großes hervorbrachte.

Anfang Januar 1992 gingen MEGADETH ins The Enterprise Studio in Burbank, Kalifornien, um zusammen mit Produzent Max Norman (u. a. DEATH ANGEL, FATES WARNING, OZZY OSBOURNE) „Countdown To Extinction“ aufzunehmen, wofür sie insgesamt 4 Monate verwendeten.

Der große Erfolg für MEGADETH

Die vorab im Juni veröffentlichte Single zu „Symphony Of Destruction“ mit dazugehörigem Videoclip sorgte für ordentlich Aufmerksamkeit, der Clip wurde via MTV in die Wohnzimmer des Mainstreams übertragen. „Countdown To Extinction“ wurde das meistverkaufte Album von MEGADETH. Bei Veröffentlichung stieg das Album auf Platz 2 in die US-Billboard-Charts ein und sollte sich in Folge alleine dort über 2 Millionenmal verkaufen. Weltweit erreichten die Verkaufszahlen ca. 3 Millionen. In Folge wurde die Platte 1993 für den Grammy als beste Metal-Performance nominiert. Insgesamt wurden vier Singles ausgekoppelt und halfen dabei, den Durchbruch bis zum Mainstream zu schaffen. Dieser Erfolg war einer Veränderung geschuldet.

Auf den Pfaden von METALLICA

Im August 1991 erschien das selbstbetitelte Album von METALLICA (auch Schwarzes Album genannt) und läutete eine Entwicklung hin zu kürzeren, eingängigeren und kommerzielleren sprich radiotauglicheren Songs ein, in deren Folge METALLICA endgültig im Mainstream ankamen und 30 Millionen Einheiten verkauften. Viele Metal-Bands folgten dieser Entwicklung. Auch MEGADETH setzten diese Erfolgsformel um, was zumindest teilweise einen stilistischen Umbruch in ihrer Entwicklung bedeutete. Die klassischen Thrash-/Speed-Wurzeln rückten stärker in den Hintergrund, die progressive Verspieltheit von „Rust In Peace“ wich kompakteren, zugänglicheren, langsameren und deutlich melodiöseren Songs, kontrastiert allerdings vom teilweise wieder raueren Gesang von Dave Mustaine. Die Songs kommen schneller auf den Punkt. Eine Entwicklung, die mit „Youthanasia“ zwei Jahre später komplett vollzogen wurde. Gekrönt wurde „Countdown To Extinction“ von einer erstklassigen Produktion mit differenzierten und trockenem Klang. Und, auch das war neu, es ist das erste Albumcover ohne Vic Rattlehead.

Ausnahmslos erstklassiges Songwriting

Zum ersten Mal in der Geschichte von MEGADETH waren wirklich alle Bandmitglieder am Songwriting beteiligt, wobei es keinen Song gibt, an dem nicht auch Mustaine Credits hält. Das vergleichsweise flotte, melodisch-eingängige, dreiminütige „Skin O‘ My Teeth“ eröffnet „Countdown To Extinction“ und gibt die Marschroute vor. In dem Stück verarbeitet Mustaine seine Suizidversuche. Das höchst einprägsame „Symphony Of Destruction“ wird von einem Sample des Requiems von Wolfgang Amadeus Mozart eingeleitet, dann dieser unglaublich mitreißende Groove mit schwerem Bass, das furztrockene, knackige und stoische Riffing, der große Chorus, ein richtiger Hit und das bekannteste Stück von MEGADETH. „Architecture Of Destruction“ ist streckenweise ganz schön schnell und ist eines der Bindeglieder zu den vorherigen Alben, während „Foreclosure Of A Dream“ deutlich ruhiger und melodischer ist, der Refrain fesselt. Einen weiteren Hit haben die Amis mit „Sweating Bullets“, das Stück ist abgefahren und groovt einfach wie die Sau, präzise Riffs, swingende Rhythmen, abwechslungsreiches Schlagzeugspiel, super Leads und Soli. Hier und da gibt es sogar dezent bluesiges Rock’n’Roll-Feeling. Das Video, in welchem es wie im Text um Schizophrenie geht, ist überaus sehenswert! „This Was My Life“ lebt von den MEGADETH-typischen Harmoniefolgen, man fühlt sich an „Mary Jane“ und „In My Darkest Hour“ erinnert.

Der Titelsong ist ein melancholischer Ohrwurm und höchst melodisch, der Refrain mit wunderbarer Leadgitarre unterlegt will nicht mehr aus dem Kopf. „High Speed Dirt“ nimmt wieder Tempo auf, während „Psychotron“ von seinen Killerriffs und eingängigen Hooks lebt. Zum Schluss wird ein durchweg starkes Album nochmal richtig toll: „Captive Honour“ hat super melodische Gitarren, aber mit „Ashes In Your Mouth“ werden tatsächlich doch noch die Fans von „Rust In Peace“ abgeholt. Schöne Doppelleads, überragendes Riffing, flottes Tempo.

Ein starker Klassiker

„Countdown To Extinction“ enthält einige der besten Songs, die MEGADETH je geschrieben haben. MEGADETH standen in Punkto Songwriting und Ideenreichtum Anfang der Neunziger auf dem Zenit ihres Schaffens und spielten technisch hochklassig. Damals polarisierte das Album in der Thrash-Szene natürlich ob des beginnenden Stilwechsels, doch der Erfolg gab Mustaine letztlich recht. Ein starker, unsterblicher Klassiker voller Hits!

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16.08.2023

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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4 Kommentare zu Megadeth - Countdown To Extinction

  1. motley_gue sagt:

    Für mich eine Einstiegsdroge in alles, was härter ist, als Roxette ;). Die neue, man möge sagen kommerziellere, vor allem aber songdienlichere Richtung war zwar im Wettbewerb mit Metallica zu erwarten, war auf diesem Niveau aber von einem Frickel-Dave nicht zu erwarten. Was auch eine absolut positive Überraschung war, ist ein Gesang in der Schnittmenge zwischen zusammengebissenen Zähnen, Dave’s fragwürdigem Signature-Organ und wirklich guten (!) Gesangslinien. Architecture und Foreclosure sind für mich Übersongs. Symphony war das auch lange, wurde inzwischen aber leider totgespielt und totgecovert.
    Abgerundet durch ein superbes und ikonisches Cover ein wirklich großes Album.

    10/10
  2. motley_gue sagt:

    Nachtrag: Die Leads von Mustaine / Friedman sind bekanntlich Top Notch, wahrscheinlich eines der besten Duos überhaupt im Metal.

    Zu dieser Zeit galt definitiv Megadeth > Metallica, und das sage ich als absoluter Liebhaber des schwarzen Albums.

  3. ShadowAngel85 sagt:

    Nö, also wenn man Peace sells… und Rust in Peace kennt, kann mann diesem Album nicht ernsthaft 10/10 geben, da muss man schon ein bisschen Qualitätsstandards haben. Peace Sells war großartig durch und durch (und My Last Words bleibt der beste Song der Band), Rust hat die beste Megadethbesetzung ungezügelt mit Klassikern wie Hangar 18, Tornado, Polaris, während Countdown der Blick zum Mainstream war. Es gab immer noch einige gute Songs wie Skin O‘ my Teeth aber wirklich Hammer wie die genannten. Natürlich immer noch besser als das, was da folgte, Youthaniasia hatte immerrhin noch ne gute A-Seite, Signals noch Trust, über Risk müssen wir nicht reden

    8/10
  4. Salems Witch sagt:

    Ist das einzige Megadeth Album das ich ganz gehört habe. Danach war bei mir auch schon wieder Schluss. Ich finde den Gesang schrecklich.

    6/10