Mefisto - 2.0.1.6: This Is The End Of It All... The Beginning Of Everything...

Review

Vor dreißig Jahren gehörten MEFISTO zur schwedischen Avantgarde härtester Musik – ihre beiden 1986 veröffentlichten Demos „Megalomania“ und „The Puzzle“ besitzen auch heute noch Kultstatus und wurden mehrfach zusammen neu aufgelegt (unter anderem über MARDUKs Blooddawn Productions-Label). Ihr Mix aus Thrash-, Speed- und Black Metal war für damalige Verhältnisse atemberaubend (wenngleich unfassbar einfach produziert), die drei Musiker waren auf der Suche nach neuen musikalischen Ausdrucksformen und haben experimentiert, und somit ist ihnen ein Platz in der Metalhistorie Schwedens sicher.

Wenn zwei der drei Musiker heute unter dem Namen MEFISTO wieder Musik machen und auch noch eine Platte raushauen… kann das gut gehen? Immerhin ist die Musiklandschaft dreißig Jahre weitergewachsen, und Vergleiche mit der eigenen Vergangenheit wird es geben, gerade wenn diese in so weiter Ferne liegt und die beiden verbliebenen Musiker Roberto „Thord“ Granath (Drums) und Omar Ahmed (Gitarre) seitdem nicht durch andere Projekte in Erscheinung getreten sind.

So gesehen muss „2.0.1.6: This Is The End Of It All… The Beginning Of Everything…“ (so der komplette Titel des Albums) erst einmal scheiße klingen… was auch der Fall ist: Das Album ist sauber und druckvoll produziert und bietet im Grunde genommen mehr Thrash Metal als alles andere – mystisch ist an den Songs nichts, was auch daran liegt, dass Omar Ahmed den Gesang übernommen hat und anstatt schwarzmetallisch zu wimmern die Texte eher gepresst und kernig bellt.

Aber: Nachdem sich die erste Enttäuschung gelegt hat, schält sich nach und nach die eigentliche Qualität der Songs heraus. Immerhin haben drei Songs von den Demos den Weg auf „2.0.1.6“ gefunden, und sie unterscheiden sich stilistisch nicht großartig von den restlichen Songs – so gesehen scheinen MEFISTO ihr eigenes Erbe also doch nicht zu demontieren. Außerdem muss man konstatieren, dass Roberto und Omar verdammt fitte Musiker sind, deren in den letzten dreißig Jahren nicht abgerufenes Potential an Verschwendung grenzt. Was Omar Ahmed auf der Gitarre zaubert, ist schon bemerkenswert: Mal thrashig riffend, mal melodiös, mal ein neoklassisches Intro – der Mann hat alles drauf.

Und von den Songs selbst fällt keiner nennenswert ab, eher im Gegenteil: Jeder der Tracks hat seine Vorzüge, sein Markenzeichen, selbst wenn es nur ein ultraflinkes Solo ist. Als Höhepunkte sind das eher straight geriffte „Deathrace“, das im Refrain erstaunlich melodiöse „Void“ und der abschließende, fast schon epische Titeltrack „2.0.1.6.“ zu nennen – neben den drei neu aufgenommenen Songs „Act Dead“, „Frost Of Inferno“ und „The Puzzle“.

Wer also MEFISTOs alte Demos im Schrank stehen hat, sollte vor dem Genuss von „2.0.1.6“ erst einmal durchatmen: Das neue Album klingt anders, was nicht verwunderlich ist, ist aber objektiv gesehen ziemlich gelungen. Nur atmet es nicht mehr den Moder von Friedhofserde, sondern gibt eher den distanzierten Blick auf eine Welt im Untergang wieder.

24.02.2016

- Dreaming in Red -

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