Medico Peste - ב :The Black Bile

Review

Die polnische Black-Metal-Szene hat uns schon so manchen Leckerbissen serviert. MEDICO PESTE zählen zweifellos zu den unbeachteteren Truppen aus unserem Nachbarland, haben sich über die Jahre aber ebenfalls schon viel Lob gesichert. Etwas, dass nicht nur der Labeldeal mit Season Of Mist unterstreicht, sondern vor allem ihr zweites Album „ב :The Black Bile“ belegt.

Vor einigen Jahren noch vor allem dadurch auffallend, dass bei Ihnen ein aktives und ein ehemaliges Live-Mitglied von MGŁA im Line-up auftaucht, dürfte das 2020er-Album sie zumindest etwas aus dem Schatten zerren. Denn entgegen der aktuell umstrittenen wie erfolgreichen Sperrspitze der polnischen Szene, haben MEDICO PESTE eine deutlich vertraktere Herangehensweise. Klar, „ב :The Black Bile“ ist ohne Frage ein Black-Metal-Album, glänzt aber vor allem durch seine Vielschichtigkeit und seine Varianz.

MEDICO PESTE stehen irgendwo zwischen verträumt und bedrohlich

Dadurch könnten MEDICO PESTE fälschlicherweise auch in anderen, weiter nördlichen Sphären verortet werden. Ihre Herangehensweise hat etwas Orthodoxes, aber gleichzeitig auch kompositorisch Komplexes an sich, deren finstere Atmosphäre ebenso gut aus Island oder Trondheim stammen könnte. Trotz allem finden sich in den melodischeren Parts eben jene einnehmenden Trademarks, die die polnische Szene ebenso auszeichnen. „ב :The Black Bile“ offenbart dabei auch den spannenden Kontrast aus einer einlullenden, verträumten Dunkelheit, die fast angenehm ist, bis hin zu einer garstigen, bedrohlichen Finsternis.

„ב :The Black Bile“ braucht auch Zeit, bleibt aber stets spannend

Im meist eher gedrosseltem, ja fast schon gemächlichem Tempo, lassen sich die Details und Feinheiten deutlich wahrnehmen. Gleichwohl braucht „ב :The Black Bile“ Zeit, um zu wachsen, um sein ganzes Facettenreichtum zu offenbaren. MEDICO PESTE fahren keineswegs die Holzhammermethode, sondern widmen sich wie in „Holy Opium“ eher dem langsamen und eindringlichem Spannungsaufbau. Kleine Finessen, wie der Dark Ambient-Einschub in „All Too Human“, sorgen zudem für nachdrückliche Gänsehaut-Momente mit Horrorfilmästhetik.

All dies führt dazu, dass MEDICO PESTE zwar nicht zwingend auf den ganz großen Thron schielen, aber doch ein Album geschaffen haben, das wirklich gehört werden muss. Denn verdient hat „ב :The Black Bile“ lobende Worte in jedem Fall – mehr noch, es wird nämlich auch in Dauerschleife nicht langweilig.

23.03.2020

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3 Kommentare zu Medico Peste - ב :The Black Bile

  1. Steppenwolf sagt:

    Und hier sehen wir wieder wie schmal der Grad, zwischen Länderspezifischen Charme und klingt im Grunde alles gleich, ist.
    Das hier klingt für mich wie schlechtere MGLA. Ist nicht schlecht, aber mir fehlt da die Eigenständigkeit.

  2. CrispyOrSoft? sagt:

    Gibt mit Sicherheit schlechteres aber hier wird doch wieder künstlich die polnische Szene auf ein Podest gehoben. Zu viele Tempowechsel und die sind nicht mal sonderlich kreativ, sondern erzeugen eher unnötige längen. Generell wirkt das nicht wie aus einem Guss.

    Bei der nächsten Platte sollte man vielleicht etwas geradliniger und weniger jazzig an die Sache gehen.

    6/10
  3. elLargo sagt:

    Selten sowas misantropes gehört wie diese finster vertrackte, jazzig anmutende, dunkle Platte. Ja das klingt nach Mgla, vom Gesang her, sowie das dominierende Schlagzeugspiel. Aber es geht doch eher in die Richtung Imperial Triumphat.
    „Kompositorisch komplex“ trifft es genau.

    9/10