Meat Loaf - Bat Out Of Hell
Review
Das letzte MEAT LOAF Album „Bat Out Of Hell 3“ war letztes Jahr nicht nur in Punkto Existenz und Qualität eine faustdicke Überraschung, sondern verlangte mir auch jede Menge Euphorie zu unterdrücken um mich zu einer verhältnismäßig niedrigen Punktzahl wie 8/10 hinreißen zu lassen. Aber wenn der absolute Ausnahmekomponist Jim Steinman, bekannt aus zahlreichen Alben der Rockgeschichte und diversen Musicals (wie auch „Tanz der Vampire“), sich im Endeffekt nicht um die Produktion kümmert, sondern nur gecovert wird, ist das eine knifflige Sache die nicht nur bei Fans für einigen Wirbel sorgte. Da lobte man sich noch das Jahr 1977, in der mit der originalen Höllenfledermaus nicht nur der endgültige Durchbruch MEAT LOAFs begann, sondern auch das zweiterfolgreichste Rockalbum aller Zeiten (nach AC/DCs „Back In Black“) auf den Markt geschmissen wurde.
Vollkommen zurecht, denn absolut zeitlos ist der damalige Trauschein des Bombastrocks zweifellos. Schon der eröffende zehnminütige Titeltrack beweist in Perfektion wie man einen epischen Rocksong schreibt, ohne auch nur ansatzweise festgefahren oder langweilig zu wirken. Im Gegenteil, haben sich die ersten Melodien ausgehört kommen in sinnvollen Breaks zahlreiche neue und erweitern die Dynamik in allen nur erdenklichen Registern. Obendrein können sich die Menschen freuen, die den Song nur als Radio- und Samplerversion von sieben Minuten kennen: das neu hinzugefügte RocknRollintro hat es wie Sau in sich.
Sowieso gefielen Steinman offenbar alle damaligen Spielarten der elektronischen Gitarrenmusik gleich gut, bekommt doch jede Sparte zumindest einmal irgendwo eine kleine Einlage, oder eine längere Sequenz. Damit kann man die einzelnen Songs auch prima auseinander halten, ohne lange nachdenken zu müssen. Selten hat es irgendjemand geschafft, kompositorische Komplexität auf hohem Niveau und ohrwurmfreundliche Eingängigkeit derart großartig zu kombinieren.
Doch das war natürlich nicht der einzige Grund, warum wir es hier mit einem Bestseller zu tun haben. Wer MEAT LOAF kennt, kennt nämlich sicher auch eine gehörige Menge an Schmachtfetzen. Nein, ich will jetzt gar nicht wie viele Kollegen Schnulzen mit möglichst positiven Attributen wie „unkitschig“ oder „angenehm frisch“ schönreden; wir haben es hier definitiv mit Schmachtfetzen zu tun. Dass auch diese auf einem sehr hohen Niveau sind, muss wohl nicht genauer ausgeführt werden, aber im Gegenteil zu den epischen Wahnsinnsnummer ist ihre Bedeutung in der Musikgeschichte natürlich deutlich geringer.
Wie viele Bands diese Platte inspirierte und beeinflusste würde wohl den Rahmen einer Doktorarbeit ausfüllen. Jede melodische Band, die einen Song jenseits chartstauglicher Größenvorstellungen schreiben will ohne in progressives Instrumentalmasturbieren abzudriften, findet hier ein Manifest ohnegleichen, dass nur mit wenigen anderen Klassikern vergleichbar ist. Und weil damals noch alles eine heile Welt war, gibt es nun auch die Höchstnote.