Meat Loaf - Bat Out Of Hell 3
Review
Ich gebe zu, man kann die neue Meat Loaf Platte aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten, dass es mich vor dem Review hier irgendwie graut. Aber freuen wir uns erstmal dass es sie gibt. 13 Jahre nach dem zweiten Teil der Trilogie noch auf ein furioses 80 minütiges Finale mit Jim Steinman zurück am Komponistenschreibtisch zu hoffen, erschien vor kurzem nämlich noch als pure Utopie. Zwar halfen auch Desmond Child, John 5 (MARYLIN MANSON) und Nikki Sixx (MÖTLEY CRÜE) eifrig mit, die 7 (teils bekannten) Steinman Songs mit neu komponierten Liedern sinnvoll auf Albumlänge zu ergänzen – deren Klasse erreichen sie aber nicht immer. Ein fantastisches Album resultiert daraus aber trotzdem.
Was mit Nummern wie dem Titelsong „The Monster Is Loose“, „In The Land Of The Pigs, The Butcher Is King“ oder „If It Ain’t Broke Break It“ nämlich runtergezockt wird, bugsiert sich wie selbstverständlich auf ein anspruchsvolles Weltklasse-Niveau. Dabei dominiert ein musicalhafter Poprockstil, indem Protagonist Meat Loaf grundsätzlich die eingängste Melodiespur bekommt, und sich dahinter komplexe Orchesterarrangements tümmeln. Die Gitarre spielt dabei oft nur Nebensache und rifft nebenher, funktioniert bei Gebrauch aber auch tadellos. Interessant ist auch die ungewohnte Länge der einzelnen Lieder: Durch geschickte Breaks und clevere Mittelteile sind Songlängen von bis zu 7 Minuten absolut nichts seltenes. Die dadurch ausgestrahlte Professionalität kann selbst durch die Gästeliste nicht mehr getoppt werden, auf der sich unter anderem Steve Vai und QUEEN Gitarrist Brian May (mit hohem Wiedererkennungswert auf „Bad For Good“) befinden.
Ein wenig nachdenklich sollte es aber schon stimmen, wenn das absolute Albumhighlight „Seize The Night“ nichts anderes ist, als Steinmans Meisterstück „Carpe Noctem“ aus dem Musical „Tanz der Vampire“ (offensichtlich ist das auch dem Label etwas peinlich, welches dieses Detail im umfangreichen Promoschreiben mit keinem Wort erwähnt). Ein Wahnsinnssong ist der mächtige Zehnminüter aber dennoch. Selbst eingefleischte Fans des Musicals können den Kauf dieser Platte in Erwägung ziehen, um jene Steinmankomposition mal in einer zeitgemäßen Studioproduktion, mit echtem Piano und cooleren Gitarrensoli hören zu können.
Das ist aber sowieso nur sehr zaghaft ausgedrückt, denn jeder Rock-, Pop- oder Musicalfan der was auf sich hält, sollte sofort in den Laden rennen und sich diese ausgewählte Sammlung großartigem Meisterliedguts nicht entgehen lassen. Und Meat Loaf…
Ja, was hat Meat Loaf damit eigentlich zu tun? Es ist für einen zeitgenössischen Metalredakteur nicht ganz nachvollziehbar, warum allein der Sänger dieser Platte dieses Album sein eigen nennen darf, obwohl er es nur eingesungen hat und sowohl Musik als auch die Texte aus zweiter Hand kommen. Im Popgenre ist man sowas zwar gewohnt, aber tatsächlich kann Meat Loaf verglichen mit dem Produktionsteam hinter ihm, der Platte noch am wenigsten Akzente mitgeben. Zwar ist es nicht so als ob seine Stimme nerven würde, aber gewissermaßen ist sie das ausdrucksloseste und glattgebügelste Element der ganzen Platte. Was allerdings auch für den Rest spricht.