Me And That Man - New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1
Review
Metals Instagram-Maskottchen Adam „Nergal“ Darski hat eine passionierte Fanbase, die gefühlt jeden seiner musikalischen Ergüsse euphorisch aufnimmt, seien die zuletzt weiträumig gefeierten weil stilistisch breit aufgestellten BEHEMOTH-Platten oder eben sein Techtelmechtel mit Western, Blues und Country, das in Form von „Songs Of Love And Death“ unter dem Banner ME AND THAT MAN 2017 erstmals in voller Länge auf Konserve gepresst worden ist. Sein damaliger Mitmusiker John Porter hat sich kurz nach dem Debüt vom Projekt verabschiedet, was nicht gerade reibungsfrei vonstatten gegangen zu sein scheint, wie Nergal selbst erzählte.
Trotz Trennung verkommt ME AND THAT MAN nicht zur Ein-Mann-Show
Dennoch besteht ME AND THAT MAN weiterhin, dafür aber mit einer Vielzahl von Gastmusikern, die auf dem neuen Album zu hören sind. Das „ME“ bleibt also, während „THAT MAN“ zur Variable wird. Dieses Album hört auf den programmatischen Namen „New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1“ und kommt mit dem Twist daher, dass Nergal hier mehr als Kurator der Songs und Musiker in Erscheinung tritt und selbst nur einmal als Lead-Sänger wirkt, namentlich im polnisch gesungenen „Męstwo“. Über den Rest der Platte verteilt geben sich Charaktere aus dem Spektrum zwischen Szenebekanntheit und Hochkaräter, dies- und jenseits des Metals wohlgemerkt, Song für Song die Klinke in die Hand.
Das Ergebnis hütet sich aufgrund der leicht düsteren, konsistent in Blues und Country geerdeten musikalischen Begleitung stets davor, den faden Beigeschmack einer hastig zusammen geworfenen Compilation anzunehmen. Tatsächlich stoßen Nergal und Gefolgschaft sogar regelmäßig auf Gold. Das passiert zum Beispiel, wenn die Musik von Johnny Cash beseelt sinnlich maskulin und angenehm staubig durch die Boxen raunt. Ihsahn intoniert mit „By The River“ hinsichtlich dessen ein ziemlich rockiges Beispiel mit ordentlich Pathos. Etwas subtiler, ja: intimer geben sich da DEAD SOUL auf „Surrender“ und Matt Heafy auf „You Will Be Mine“, während sich „Man Of The Cross“ mit Jerôme Reuter dagegen fast wie ein richtiger ROME-Song anhört. Was natürlich nichts schlechtes ist.
Ein anständig kuratiertes Blues- und Country-Sammelsurium
Beherztere Nummern gibt es unter den souveränen Treffern auch. Jørgen Munkebys Beitrag beim Opener „Ride With The Devil“ funktioniert dank seiner rotzfrechen Gesangsdarbietung hervorragend. Er steuert sogar ein paar kecke Saxofon-Leads bei, die er scheinbar wieder für sich entdeckt hat, nachdem er sie bei seiner Stammband zunächst weitestgehend herausgefiltert und besagte Band anschließend Alternative Metal-mäßig an die Wand gefahren hat. Etwas quirligerer Country der akustischen Sorte kommt beim Keulenschwinger „Deep Down South“ zum Einsatz, den Nicke Anderson und Johanna Sadonis im Duett gekonnt veredeln.
Die Qualität ist durch die Bank weg gut und stolpert nur gelegentlich bei den Tracks, die eher im pop-rockigen Müßiggang fad vor sich hin plätschern. Das eingangs erwähnte „Męstwo“ ist ein solcher Fall, der auch durch den Hintergrundgesang (wieder ein Kinderchor?) nicht merklich aufgewertet wird. Rob Caggiano ist auf „Surrender“ zu hören und taucht auch bei „How Come?“ wieder auf, hier zusammen mit Corey Taylor und Brent Hinds. Das Namedropping erregt Aufmerksamkeit, enttäuscht jedoch: Das Ergebnis ist unglücklicherweise ein weiteres lahmes Söngelchen, was angesichts dieser beiden letztgenannten Namen gleich doppelt weh tut.
„New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1“ ist trotz Filler mehr als nur eine Zwischenmahlzeit
Deshalb verkommt das zweite Werk von ME AND THAT MAN natürlich nicht zur Zwischenmahlzeit vor dem nächsten BEHEMOTH-Album. Es hat ein paar Soundtrack-Versatzstücke, die – wenn entsprechend ausgeschöpft – großes, akustisches Western-Kino liefern würden. Dass sich Nergal entschieden hat, hier mehr auf songdienliches Material abzuzielen, geht aber auch vollkommen in Ordnung, auch wenn dabei halt ein bisschen Filler herausgekommen ist. Geballte Starpower allein ist eben kein Allheilmittel. Aber über weite Strecken hat Nergal auf „New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1“ schon das beste draus gemacht.
Man sollte vielleicht nur aufpassen, dass man zum explosiven Ende des Rausschmeißers „Confession“ mit Niklas Kvarforth nicht überrascht aus dem Stuhl kippt…
Me And That Man - New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Blues, Blues Rock, Country, Singer/Songwriter |
Anzahl Songs | 11 |
Spieldauer | 40:28 |
Release | 27.03.2020 |
Label | Napalm Records |
Trackliste | 1. Run With The Devil 2. Coming Home 3. Burning Churches 4. By The River 5. Męstwo 6. Surrender 7. Deep Down South 8. Man Of The Cross 9. You Will Be Mine 10. How Come? 11. Confession |